Dänische Scandlines-Mitarbeiter: Deutsche Partner handeln egoistisch

13.01.2004 15:42 Uhr

Ausbau der Fährverbindung Puttgarden–Rodby gefordert

Kopenhagen/Rostock. Der dänische Betriebsrat des Fährunternehmens Scandlines hat der deutschen Unternehmensführung in Rostock Rücksichtslosigkeit und politisches Handeln nach nationalen Interessen vorgeworfen. Der Betriebsratsvorsitzende Peter Vindum sagte am Dienstag in der Kopenhagener Zeitung „Politiken“: „Die Deutschen walzen den dänischen Teil der Reederei nieder.“ Vindum nannte als Beispiel einen unzureichenden Ausbau der stark belegten und gewinnträchtigen Fährverbindung zwischen Puttgarden auf der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn und dem dänischen Rodby auf Lolland. Vindum meinte weiter, das deutsche Management des von politischen Instanzen kontrollierten Staatsunternehmens blockiere den notwendigen Ausbau dieser Gewinn bringenden Verbindung, um Scandlines-Linien zwischen Schweden und Saßnitz sowie Rostock in Mecklenburg-Vorpommern zu schützen. „Das könnte sonst Kunden auf den Verbindungen zwischen Schweden und Deutschland kosten, wo viele deutsche Arbeitsplätze betroffen wären.“ Dem dänischen Verkehrsminister Flemming Hansen als Vertreter der staatlichen dänischen Anteilseigner warf Vindum Passivität gegenüber deutschen Interessen vor: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er die Deutschen nicht verärgern will, weil er an den Bau einer festen Verbindung über den Fehmarnbelt denkt.“ Diesem von der dänischen Regierung gewünschten Bau steht die deutsche Seite bisher skeptisch gegenüber. Im Namen der 1400 dänischen Scandlines-Mitarbeiter verlangte der Betriebsratschef einen Börsengang des mit Gewinn arbeitenden Unternehmens, weil nur so eine „Führung unter geschäftlichen Gesichtspunkten“ sichergestellt werden könne. Bei Scandlines mit seinen 16 Verbindungen sind 1000 Deutsche beschäftigt. Die früher zu den staatlichen Bahngesellschaften in Deutschland bzw. Dänemark gehörenden Fährunternehmen DFO (Deutsche Fährgesellschaft Ostsee) und Scandlines hatten sich 1998 unter dem Namen des dänischen Partners zusammengeschlossen und den Hauptsitz in Rostock angesiedelt. Von dänischer Seite hatte es wegen ständigen Streits zwischen den Partnern in der Unternehmensführung im letzten Jahr starke politische Bestrebungen für eine erneute Trennung gegeben. (vr/dpa)

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