Begehrte Aufbauten

Deutlich mehr als 3,3 Milliarden Sendungen dürften die Kurier-, Express- und Paket-Branche 2017 befördert haben. Das besagt die jüngste Einschätzung des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK). Beliebtes Transportvehikel zwischen den Umschlagzentren von DHL, Hermes & Co. sind Wechselbrücken. Angesichts des steigenden Sendungsvolumens sind die austauschbaren Transportbehälter mit den ausklappbaren Stützbeinen offenbar zu einem begehrten Gut avanciert. "Der Wechselbrückenmarkt profitiert von der allgemein guten Wirtschaftslage, die wiederum die Auftragsbücher der Transportunternehmen füllt. Die boomende KEP-Branche ist das Tüpfelchen auf dem i", erklärt Heiner Mangels, CEO Axis Intermodal Deutschland, mit 15.000 Wechselbrücken im Bestand Marktführer für die Vermietung von intermodalem Equipment in Deutschland und Europa. Nachfrage übersteigt Angebot deutlich Stephan Richter, Director Vermietung bei Seaco International Leasing, führt die gestiegene Nachfrage nach Wechselbrücken in den letzten Jahren ebenfalls auf das Wachstum im E-Commerce und den Trend zu immer kürzeren Lieferfenstern zurück. Die deutsche Division des weltweit tätigen Containervermieters Seaco hat ihren Sitz in Hamburg und zählt mit 10.500 Einheiten im Bestand zu den führenden Vermietern von Wechselbrücken in Deutschland. Laut Richter ist von einem steigenden Sendungsvolumen von jährlich acht Prozent auszugehen, die Gesamtanzahl der Wechselaufbauten in Deutschland steige dagegen nur um vier Prozent. "Man kann in diesem Jahr fast schon von einer Wechselbrückenkrise sprechen, da die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt", so Richter. Der Markt sei derzeit leergefegt. "Da wir dieses Szenario frühzeitig erkannt haben, haben wir rechtzeitig das Gespräch mit den Herstellern gesucht", so Richter. In den letzten zwölf Monaten hat Seaco den Bestand um 11,5 Prozent ausgebaut. Damit stehen die Hamburger nicht allein. Wie eine Marktbefragung der Verkehrs-Rundschau ergab, hat über die Hälfte der Wechselbrückenvermieter ihren Bestand in den zurückliegenden zwölf Monaten vergrößert. Marktführer Axis Intermodal Deutschland etwa meldet einen um acht Prozent gestiegenen Wechselbrückenbestand. Mobilboxx Europe, mit 6000 Einheiten ebenfalls einer der größeren Vermieter, hat den Bestand eigenen Angaben zufolge sogar um 18 Prozent vergrößert. So wurden zuletzt vor allem die Mietflotten von Bestandskunden ausgebaut. Die Hersteller von Wechselbrücken haben also volle Bücher - die Vermieter berichten durch die Bank von langen Wartezeiten für neues Equipment. "Die Hersteller verfügen über begrenzte Kapazitäten. Somit entstehen heute Lieferzeiten von bis zu einem Jahr", sagt Axis-CEO Mangels. Dies betreffe übrigens auch Vorprodukte - auf Rolltore und Stützbeine warte man bis zu drei Monate. Um dem zu erwartenden Engpass vorzubeugen, habe auch Axis im vergangenen Jahr feste Kontingente bei den Herstellern bestellt und werde den Bestand somit weiter ausbauen können. "Unsere Auslastung ist aktuell sehr hoch, momentan können wir die Nachfrage aber noch bedienen", so Mangels. Aufbereitung statt Warten Richter beobachtet derweil, dass angesichts des zu geringen Nachschubs an neuen Wechselbrücken so mancher große Flottenbetreiber dazu übergehe, verstärkt in die Generalüberholung zu investieren. "Die jährliche Kapazität der Hersteller beträgt rund 20.000 Einheiten, das reicht aber lange nicht, um die Nachfrage zu befriedigen. Diese wird dann zwangsläufig durch eine längere Nutzungszeit kompensiert", so der Seaco-Vermietchef. Ähnliches berichtet Mangels: "Vor allem kleinere Unternehmen gehen dazu über, ältere Wechselbrücken aufzubereiten, anstatt in Neuware zu investieren, die ja von heute auf morgen auch gar nicht verfügbar wäre." Axis Intermodal dagegen lege den Schwerpunkt auf den Kauf von neuen Wechselkoffern, betont Mangels. Wirkt sich die Verknappung am Markt eigentlich auf die Mietpreise aus? Die Antwort lautet: Jein. Die Anbieter, die in den letzten zwölf Monaten die Mietraten erhöht, und Vermieter, die auf Preiserhöhungen verzichtet haben, halten sich in etwa die Waage. Aber: Über ein Drittel der befragten Vermieter plant, in den nächsten zwölf Monaten an der Preisschraube zu drehen. Ein weiterer Trend, den die Marktbefragung ans Licht brachte, sind längere Anmietzeiten. Kim Raun, Geschäftsführer Vertrieb/Marketing/Operations bei Krone Fleet, ist nur einer von mehreren Rental-Verantwortlichen, die von deutlich langfristigeren Verträgen berichten. So habe Krone kürzlich einen langfristigen Full-Service-Mietvertrag mit einem großen Logistiker geschlossen. Der Bestand der Niedersachsen umfasst rund 6300 Einheiten des ebenfalls zur Krone-Gruppe gehörenden, mit Abstand größten Wechselbrückenherstellers Brüggen. Saisongeschäft wird immer länger Seaco dagegen sieht einen Trend zur mittelfristigen Anmietung: "Die klassische Kurzzeitmiete, die sich traditionell am Saisongeschäft orientiert, kann sich heutzutage auch schon mal auf zwölf Monate erstrecken", so Richter. In der Langzeitmiete verzeichnet er allerdings den gegenteiligen Effekt: "Hier haben wir früher über eine Laufzeit von fünf Jahren vermietet, heute sind es tendenziell drei Jahre." MLS Mobil Logistik Service beobachtete dagegen zuletzt einen Hang zur Kurzzeitmiete. Laut Verkaufsleiter Mike Kramm werde zunehmend bis zu einer Mietdauer von sechs Monaten angemietet, insbesondere zur Abdeckung von Transportspitzen oder für einzelne Projekte von Möbelspeditionen. Der Berliner Vermieter bietet seinen Kunden übrigens nicht nur Aufbauten, sondern neuerdings auch Wechselbrückenumsetzer (Kamag Wiesel) an. Apropos Service: Auch in der Wechselbrücken-Vermietung sind Serviceleistungen ein wichtiger Baustein. Seaco etwa bietet von der mobilen Reparatur über Haftungsbegrenzung bis hin zur Telematik umfassende Zusatzservices an. Vor allem die GPS-Verfolgung sei immer mehr Kunden wichtig, so der Vermieter. Krone Fleet berichtet derweil von einer generell starken Nachfrage nach Full-Service-Dienstleistungen: Über Brüggen Swap Service werden Wartung- und Reparaturdienstleistungen angeboten. Mit Krone Telematics können Mietkunden zudem das hauseigene Telematiksystem nutzen. UVV-Prüfung gefragt Bei Axis-Kunden stehen Full-Service-Dienstleistungen ebenfalls hoch im Kurs. Laut CEO Mangels habe sich über die Hälfte dafür entschieden, die Wechselkoffer im Full-Service-Paket anzumieten. "Axis kümmert sich um die Reparaturen, Ersatzteile und stellt auch wenn nötig entsprechende Ersatzeinheiten zur Verfügung", verspricht Mangels. Immer wichtiger wird offenbar auch die Prüfung der Unfallverhütungsvorschriften (UVV). "In den letzten Jahren wurde die Branche vermehrt für das Thema Sicherheit auch bei Wechselbrücken sensibilisiert. Immer mehr Unternehmen bestehen daher auf die formelle Erteilung einer UVV-Plakette, die eine regelmäßige Sicht- und Funktionsprüfung der Wechselbrücke besiegelt", sagt Mangels. Ähnliches weiß auch der Hamburger Auflieger-Spezialist TIP Trailer Services zu berichten, der aktuell 6500 Wechselbrücken-Einheiten im Bestand hat. Neben der UVV-Prüfung zählen vor allem Vor-Ort-Reparaturen zu den bei TIP besonders nachgefragten Services. Auf Full-Service setzt auch Pema. Der Vermieter mit Sitz in Herzberg hat insgesamt 600 Wechselbrücken im Bestand und wickelt Wartung und Reparatur europaweit im eigenen Werkstattnetz sowie über zahlreiche Partner ab. Diverse Schutzpakete sowie mehrere Telematik-Pakete runden das Angebot ab. Auch Mieter von Wechselbrücken können auf Ortungs- und Telematiklösungen zurückgreifen, hierzu arbeitet Pema mit Idem Telematics zusammen. Kunden schätzten demnach integrative Portale für Truck und Trailer sowie die Anbindung von Fremdfuhrparks. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Marktübersicht Online Interaktiv Vermieter suchen Die interaktive Online-Version der Marktübersicht Wechselbrückenvermietung bietet anhand umfangreicher Filtermöglichkeiten zahlreiche Detailinformationen zu den einzelnen Vermietern sowie ihren angebotenen Produkten und Services. mhDie Marktübersicht auf VR pluswww.verkehrsrundschau-plus.de

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