Augen auf - Umschlag rauf

Wer stets ein Auge auf seine Sendungen hat, und sei es ein Kameraauge, sucht beim Beladen weniger und bringt seine Lkw am Morgen im Stückgutumschlag schneller auf die Tour. Je eher das Beladen abgeschlossen wird, desto mehr Zeit bleibt zum Ausliefern. Ein beschleunigter Prozess kann eine oder zwei zusätzliche Abladestellen bringen. Die Emons-Spedition hat deshalb am Standort Großbeeren ihre Lkw-Abfertigung verbessert: Zu den Maßnahmen gehört das Einführen der Videomanagementsoftware Cargovis von Divis, mit der ein rund acht Jahre altes System abgelöst wurde. Vorbereitungszeit halbiert "Heute brauchen unsere Fahrer nur noch rund 90 Minuten für das Vorbereiten ihrer Touren. Dieser Wert war früher fast doppelt so hoch", sagt Mitgesellschafter Willi Emons, der die Berliner-Niederlassung in Großbeeren leitet. Eine wesentliche Zeitersparnis habe man vor allem durch stark reduzierte Suchzeiten für einzelne Sendungen erzielt, so Emons "Bei 900 bis 1000 Sendungen pro Tag und rund 80 Fahrern gibt es naturgemäß einige Pakete und Paletten, die nicht am vorgesehenen Ort stehen oder einfach übersehen werden", erklärt Speditionsleiter Michael Nätsch. In solchen Fällen genügt jetzt meist die Eingabe der Sendungsnummer an einem der drei Fahrer-Terminals, die Emons in den Umschlaghallen installiert hat. Dort erhalten diese eine genaue Beschreibung des Lagerorts. Wenn die Beschreibung nicht ausreicht, können die Fahrer sich an die Kollegen in der Lkw-Abfertigung wenden, die dann mithilfe der Videomanagementsoftware und der Sendungsnummer ein gestochen scharfes Foto der vermissten Palette aufrufen können", beschreibt Nätsch den Suchvorgang, der sich an jedem Morgen rund 100-mal wiederholt. Die Recherche basiert auf 85 Kameras im Innen- und Außenbereich der Spedition. Jede produziert rund um die Uhr Bilder und sendet diese an eine lokale Datenbank. Ausgewertet und strukturiert werden die Informationen durch die Software. In der Umschlaghalle sind die Kameras den Hallen-Scannern zugeordnet, die sich gerade im Fokusbereich ihrer hochauflösenden Optiken befinden. Jeder Barcode-Scan beziehungsweise jede Sendungsnummer wird auf diese Weise mit aktuellen Videoaufnahmen der Ware verknüpft. Die Verbindung zwischen Scanner und Kamera wird durch den Scan eines im jeweiligen Hallenbereich installierten Barcodes hergestellt. Was außer suchen und finden noch geht Neben dem schnellen Auffinden von Sendungen soll das System die Schadenabwicklung vereinfachen. "Cargovis liefert uns hochauflösende Bilder, auf denen auch Details erkennbar sind", sagt Nätsch. Damit lasse sich zum Beispiel beweisen, dass eine reklamierte Sendung schon im Wareneingang beschädigt war oder das Lager im einwandfreien Zustand verlassen hat. Im Außenbereich der Logistikanlage helfen 26 Kameras bei der Arbeit: Man könne so schnell klären, "ob und wie ein Lkw durch ein anderes Fahrzeug angefahren wurde". Ein weiterer positiver Effekt der gut sichtbar montierten Kameras ist die mit ihnen verbundene Abschreckung. Potenzielle Einbrecher oder Dieseldiebe erkennen sofort, dass das Risiko einer späteren Identifikation hoch ist. Emons findet mit dem Kamerasystem aber nicht nur vermisste Sendungen wieder, sondern nutzt weitere Softwaretools der Lösung, um den Laderaum besser auszulasten oder die Sicherung der Ladung zu dokumentieren. So lässt sich etwa mit "Scal+" das Volumen der Sendungen am Bildschirm mittels der Kamerabilder bestimmen. Dazu werden auf dem Monitor die Konturen des Packstücks anhand eines Fotos mit der Maus nachgezeichnet. Auf dieser Basis errechnet das Programm das Volumen und stellt diese Ist-Werte den in der Speditionssoftware hinterlegten Soll-Werten gegenüber. Zur Beweisführung bei Diskrepanzen gegenüber dem Partnerspediteur kann dem Partner das Ergebnis als PDF- oder JPG-Datei geschickt werden. Andere Speditionen nutzen ähnliche Kamerasysteme für die Kontrolle von Schwund oder bei Unstimmigkeiten in der Abrechnung. In Verbindung mit einer Waage ließe sich neben den Maßen auch das vom Versender angegebene Gewicht kontrollieren, das bringt zweierlei Nutzen. Zum einen lassen sich Abrechnungen korrigieren. Zum anderen helfen sie bei der Fahrzeugdisposition. Denn was hilft es, einen sparsamen Transporter einzuplanen, wenn die phantasievoll beladene Palette beim besten Willen selbst mit viel Mut, Kreativität und Gewalt nicht hineinpasst? Nichts, denn dann wäre doch noch suchen angesagt: einen Lkw. Mehr zum Thema finden Sie unter #Stückgut www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Den Stückgutumschlag mit Kameras zu beobachten, bringt viele Vorteile. Das Monitoring schreckt nicht nur Langfinger ab, sondern hebt auch die Stimmung der Fahrer. Denn die müssen beim Vorbereiten ihrer Tour nicht mehr herumirren und nach Sendungen suchen.

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