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Am Rande: Was aus Trabi und Wartburg geworden ist

12.06.2009 13:04 Uhr
Trabant
20 Jahre nach Mauerfall: DDR-Autos wie der Trabant gehören zu den Raritäten auf deutschen Straßen

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Eisenach/Zwickau. Es sind Bilder, die es nach dem Mauerfall in die Geschichtsbücher schafften: Trabant-Fahrer, die sich an den plötzlich offenen Grenzübergängen in Berlin hupend den Weg durch feiernde Menschenmassen bahnten, kilometerlange Kolonnen von Wartburg und Trabant, die auf den wenigen Autobahnen gen Westen rollten. Die tuckernden DDR-Autos, bis kurz vor der politischen Wende allesamt Zweitakter, waren das Fortbewegungsmittel der Ostdeutschen schlechthin. 20 Jahre nach dem Fall der Mauer gehören die einst allgegenwärtigen Gefährte aus dem sächsischen Zwickau und dem thüringischen Eisenach zu den Raritäten auf Deutschlands Straßen. „Es werden jedes Jahr weniger“, sagt der Sprecher des Kraftfahrt- Bundesamtes, Stephan Immen. Der Schwund ist in den Flensburger Statistiken erfasst. Waren 1995 noch 663.631 Trabant unterwegs, verringerte sich ihre Zahl fünf Jahre später bereits auf 169.623. Trotz Fanclubs und jährlicher Trabi-Treffen mit viel Zulauf nicht nur in Ostdeutschland hält der Schwund an. 2005 waren es noch 66.984 „Plastebomber“, wie der Trabant im Volksmund genannt wird, Anfang dieses Jahr hatte sich ihre Zahl auf 37.124 fast halbiert. „Wenn man heute auf der Straße einen Trabi vor sich sieht, dann schaut man hin. Und man erinnert sich an den fast vergessenen Geruch, der aus dem Auspuff kommt“, erzählt eine Erfurter Autofahrerin. Bei Westdeutschen gilt er schlicht als „Stinker“. Dem Wartburg macht der Rost zu schaffen Noch schlechter ist es um den Fortbestand des Wartburg bestellt, der mit seiner kantigen Blechkarosse als Mittelklassewagen galt. „Ihm macht der Rost zu schaffen“, bringt es ein Automechaniker auf den Punkt. Nur noch 8222 Autos, die den Namen der geschichtsträchtigen Eisenacher Burg tragen, sind derzeit zugelassen. 1995 waren es noch 284.047, danach nahm die Zahl drastisch ab. Die DDR-Nostalgiker unter den deutschen Autofahrern sind nach den Zahlen des Kraftfahrt- Bundesamtes in Sachsen zu finden, während Mecklenburg-Vorpommern bei den Zulassungszahlen im Osten Schlusslicht ist. In Sachsen wurden Anfang vergangenen Jahres noch 11.436 Trabis und 2480 Wartburg gefahren, in Brandenburg waren es 6765 Autos Marke „Rennpappe“ und 1938 Wartburg. Einzelne Liebhaber der Autos, die seit der Schließung der Werke in Sachsen und Thüringen im Frühjahr 1991 nicht mehr gebaut werden, finden sich auch in Westdeutschland. Im bevölkerungsreichen Nordrhein- Westfalen hat der Trabi 1534 Fans, im Saarland sind es spärliche 59. Der Wartburg führt mit 173 Exemplaren in NRW oder 37 in Schleswig- Holstein ein Schattendasein. Beste Aussichten auf die Abwrackprämie Dass die betagten Gefährte – selbst das letzte Baujahr hat mit einem Alter von 18 Jahren beste Chancen auf die Abwrackprämie – trotz TÜV und Dekra überhaupt noch rollen, grenzt für viele an ein Wunder. Vielleicht ist es der Tradition geschuldet. Schon in der DDR wurden die Autos gepflegt, von Hand geputzt und natürlich auch selbst repariert. Ersatz war nur schwer zu bekommen bei Wartezeiten jenseits von zehn Jahren. Oft haben die Großeltern einen Bestellschein für die Enkel ausgefüllt, wenn sie gerade dem Einschulalter entwachsen waren, erinnern sich Ostdeutsche. Repariert wird immer noch, der Ersatzteilnachschub funktioniert. Wartburgfahrer-Treffen, bei denen gut erhaltene Karossen vom eleganten 311er über den am meisten produzierten 353 bis zu dem von 1988 an gebauten Viertakter 1.3 zum Schaufahren antreten, dienen auch als Ersatzteilbörse und bieten Raum für Fachsimpelei, berichtet Enrico Martin vom Eisenacher Club. Zudem blüht der Handel im Internet. Für die SBS Deutschland GmbH, die über viele Zwischenstationen aus dem zentralen Ersatzteil-Vertrieb des Eisenacher Automobilwerks hervorgegangen ist, spielt die Teilelieferung für die DDR-Veteranen dagegen kaum noch eine Rolle. „Es gibt keine alten Bestände mehr. Die sind längst verkauft“, berichtet Verkaufsleiter Hans Siegl. Noch 25 bis 30 Verschleißteile für Wartburg und Trabant verfügbar 25 bis 30 Artikel, ausschließlich Verschleißteile für Wartburg und Trabant, seien noch im Sortiment und würden von einzelnen Herstellern vor allem in Ungarn bezogen und ausschließlich an den Großhandel geliefert. „Irgendwann gibt es nichts mehr“, meint Siegl. „Aber das ist bei allen Oldtimern so.“ Dass es ein Comeback für die DDR-Autos geben könnte, glaubt niemand mehr. Spekulationen über eine Opel-Billigmarke namens Wartburg hatten sich im Mai dieses Jahres schnell verflüchtigt. Der Name sei „nur so eine Idee aus einer Laune heraus gewesen, die leider in die Öffentlichkeit gekommen ist“, räumte der Betriebsrat der Opel Eisenach GmbH, Harald Lieske, ein. (dpa/pi)

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