Paris. Nach den Attacken auf zwei führende Air-France-Manager scheint sich die Lage bei der französischen Airline wieder beruhigt zu haben. Zumindest haben die Leitung des Unternehmens und der Pilotenverband SNPL am vergangenen Freitag wieder miteinander geredet und die Interessenvertretung des fliegenden Personals ist an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Dabei geht es nach wie vor um die Umsetzung des Programms „Perform“, mit dem Air France seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz verbessern will.
Zu den gewalttätigen Übergriffen einzelner Mitarbeiter war es vorletzten Montag am Rande einer Gewerkschaftsdemonstration vor dem Gebäude gekommen, in dem der Air-France-Vorstand seine Sanierungspläne ankündigte. Sie sehen bis Ende 2017 den Abbau von 2900 Stellen bei Piloten, Kabinen- und Bodenpersonal vor, um aus den roten Zahlen zu kommen. Seither hatte nicht nur Ministerpräsident Manuel Valls für eine schnelle Wiederaufnahme des Dialogs zwischen der Fluggesellschaft und SNPL und an die Verantwortung aller an dem Konflikt beteiligten Gruppen plädiert. Einer direkten Staatsintervention erteilte er eine klare Absage.
Air France forderte von seinen Piloten ursprünglich, unentgeltlich 100 Stunden mehr im Jahr zu fliegen. Das wären 17 Prozent zusätzliche Arbeit für denselben Lohn. Dies wollte die SNPL aber nicht akzeptieren. Mittlerweile scheint etwas Bewegung in die Gespräche gekommen zu sein. So erwägt die Fluggesellschaft inzwischen, sich im Langstreckenbereich mit 10 Prozent Produktivitätsgewinn und im Mittelstreckensektor mit 15 Prozent zu begnügen. Da die Masse der Sanierungsvorhaben erst im übernächsten Jahr umgesetzt werden soll, sehen beide Seiten jetzt einen gewissen Spielraum für weitere Verhandlungen.
Die mutmaßlich Verantwortlichen der Angriffe auf die beiden Air-France-Manager Xavier Broseta und Pierre Plissonnier sind übrigens festgenommen worden. Alle sechs Männer arbeiten im Cargo-Bereich des Unternehmens, der traditionell als Bastion der Gewerkschaft CGT gilt und noch dem alten Klassenkampfdenken verhaftet sein soll. (jb)