3-D-Drucker

3-D-Drucker Gelenke aus dem Drucker E-Commerce bietet Transport- und Logistikbetrieben viele Chancen. Doch was ist, wenn bestellte Waren nicht mehr per Paketdienst, sondern aus dem 3-D-Drucker kommen? Teil 4 der Serie E-Commerce. Was nach Science-Fiction klingt, ist ganz real. US-Student Cody Wilson von der University of Texas hat es geschafft, eine funktionstüchtige Pistole mit einem 3-D-Drucker herzustellen. Die entsprechenden Pläne dafür konnte sich jeder aus dem Internet selbst herunterladen. Das berichtete im Mai die Zeitschrift Focus. Die nächste Revolution im E-Commerce Wilson soll, nach monatelangen Experimenten, 15 Bestandteile einer Pistole aus Kunststoff auf einem 3-D-Drucker ausgedruckt haben, den er für 8000 US-Dollar gekauft haben soll. Angeblich habe er damit beweisen wollen, heißt es, dass man Schusswaffen im Zeitalter von Internet und 3-D-Druckern nicht mehr regulieren kann. Inzwischen hat die US-Regierung der Financial Times zufolge zwar den Erfinder dazu aufgefordert, seine Pläne aus dem Internet zu entfernen. Allerdings erst, nachdem seine Dateien über 100.000 Mal aus dem Internet heruntergeladen worden waren. Umso dringlicher stellt sich angesichts solcher Szenarien die Frage, wie entwickelt sich die Zukunft von 3-D-Druckern weiter, und vor allem, welche Folgen wird diese Technologie auf die Logistik und den Versand haben? Brechen damit wichtige Geschäftsfelder für die Firmen weg? Und vor allem wie schnell? Denn schon jetzt sprechen Branchenkenner von der nächsten Revolution im E-Commerce. „Das Ganze entwickelt sich rasant schnell – viel schneller als seinerzeit mit der Handy-Technologie“, sagt etwa Peter Voß, Geschäftsführer des Club of Logistics in Dortmund, einem Netzwerk von namhaften Logistikgrößen. Getrieben wird diese Entwicklung maßgeblich von der Technik. Mittlerweile sind 3-D-Drucker erschwinglich geworden – auch für Endverbraucher. Ein einfacher 3-D-Drucker ist laut Voß bereits ab 600 Euro aufwärts zu haben. Und die mittleren Größen würden zwischen 2500 und 5000 Euro kosten. „Schon in wenigen Jahren werden die Daten bestimmter Produkte digital versendet und dann von Verbrauchern in 3-D-Copyshops ausgedruckt werden können“, skizziert er ein mögliches Szenario. Ganz ohne Zuhilfenahme eines Transportdienstleisters. Im Prinzip funktioniert das Ganze wie eine Art Tintenstrahldrucker – nur eben mit bestimmten Granulatarten, weiß der Logistikexperte. Für Ersatzteile, Prototypen und Kleinstserien würden Firmen schon heute diese Technologie nutzen. Und in Zukunft sind laut Voß noch ganz andere Produktkategorien denkbar, etwa für C-Teile im Automotive-Bereich, im Grunde genommen für alle Ersatzteile aus Kunststoff. Dass durch diese Entwicklungen zum Beispiel KEP-Diensten künftig Geschäft wegbricht, glaubt Voß aber nicht. Lediglich im Warehousing, im Bereich Ersatzteillagerung, könnte die neue Technologie Mengen reduzieren, sagt er. Darauf müssten sich also vor allem Logistikdienstleister einstellen. Der Konzern Deutsche Post DHL untersucht schon seit Jahren in seinem Innovations Center in Troisdorf das Thema 3-D-Druck, um für den Fall der Fälle mit entsprechenden Geschäftsmodellen gerüstet zu sein. Das zeigte der Logistikdienstleister unlängst auf den 5. Innovation-Days in Troisdorf. Fazit des Expertenteams: „3-D-Druckverfahren, bei denen aus flüssigen oder pulverförmigen Materialien dreidimensionale Gegenstände aufgebaut werden, werden die Logistik verändern – wenngleich sicherlich nicht unmittelbar.“ Noch sei der Reifegrad der Technologie nicht so ausgeprägt, so die Experten. Lagerrückgang im Ersatzteilgeschäft? Es gibt allerdings schon heute interessante Nischenanwendungen, beispielsweise in der Medizintechnik, wie eine Sprecherin der Post ausführt. So werden Hüftimplantate fallweise nicht mehr in drei bis vier Größen angeliefert und erst bei der Operation entsprechend ausgewählt. Stattdessen werden individualisierte künstliche Hüftgelenke via 3-D-Druck erstellt und direkt an den Operationstisch geliefert. Auch Endverbraucher können heute schon, um ein anderes Beispiel zu nennen, über vereinfachte Computer Aided Design-Programme ihre Handyschalen selbst erstellen und sie dann ausdrucken lassen – derzeit bei ihrem 3-D-Druck-Laden um die Ecke. Und in Zukunft vielleicht auch am eigenen 3-D-Drucker. Was das alles für Transport- und Logistikdienstleister bedeutet? „Logistikdienstleister werden an dem Wachstum partizipieren – über Material und Ersatzteile für die 3-D-Drucker.“ Davon zeigt sich Deutsche Post DHL auf Anfrage überzeugt. Zudem sei folgendes Geschäftsmodell vorstellbar, sagt die Sprecherin: Heute müssten zum Beispiel nach Produktionsende eines Konsumgutes die entsprechenden Ersatzteile für Jahre auf Lager gehalten werden. In Zukunft sei es dagegen vorstellbar, führt sie aus, „dass ein Logistikdienstleister die elektronischen Daten in einem virtuellen Lager vorhält und nach Bestelleingang die Ersatzteile in der Nähe des Verbrauchers produziert.“ Insgesamt klingt das alles sehr phantastisch. Wer hätte aber noch vor zehn Jahren damit gerechnet, dass man im Jahr 2012 ein Auto via 3-D-Drucker ausdrucken würde? Genau das aber ist Wissenschaftlern der TU München gemeinsam mit Audi und BMW im letzten Jahr tatsächlich gelungen. Aus den verschiedenen PKW-Modellen der beiden Autohersteller entwickelten sie für die TU Berlin eine Art Hybrid-Automodell – 20 Zentimeter lang, 45 Zentimeter breit und 40 Zentimeter hoch – aus Gips und Epoxydharz. Das Auto heißt „Driv-Aer“ und die Berliner Wissenschaftler mussten seine Computerdaten nur noch via 3-D-Druck dreidimensional ausdrucken. Bleibt nur die Frage nach den „Drucker-Patronen“. Es wird wohl nicht leicht sein, einen Goldring zu drucken, wenn man kein Gold hat … ❙❚■ Eva Hassa Die Serie E-Commerce verändert die Transportwelt Die Revolution im Handel und ihre Folgen für Transporteure VR 18: Transport- und Lieferketten im Wandel VR 19: Onlineshops: Kunden finden und binden VR 20: Nadelöhr Privatkunde VR 21: 3-D-Drucker: Chancen und Risiken für Logistiker