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Zunahme von Zahlungsverzögerungen im 1. Halbjahr 2021

29.07.2021 15:14 Uhr
Zunahme von Zahlungsverzögerungen im 1. Halbjahr 2021
Die Zunahme von Zahlungsverzögerungen im 1. Halbjahr 2021 könnte den beginnenden Konjukturaufschwung bremsen
© Foto: Fotolia/motorradcbr

Lieferanten und Kreditgeber verzeichnen im 1. Halbjahr 2021 eine Zunahme von Zahlungsverzögerungen. Der durchschnittliche Zahlungsverzug im B2B-Geschäft beträgt 10,23 Tage - das hat der Creditreform Zahlungsindikator Deutschland ergeben.

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Neuss. Trotz der Kürzung der Zahlungsziele für die Kunden nahmen die Außenstände im 1. Halbjahr 2021 zu. „Die Geschäftsrisiken steigen wieder, nachdem die staatlichen Corona-Hilfen auslaufen“, kommentiert Patrik-LudwigHantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, die aktuelle Entwicklung. Der beginnende Konjunkturaufschwung könnte dadurch Gegenwind bekommen. Auf Basis von mehr als 3,9 Mio. Rechnungsbelegen aus dem Creditreform Debitorenregister Deutschland (DRD) wurde fürdas 1. Halbjahr 2021 ein durchschnittlicher Zahlungsverzug im B2B-Geschäft von 10,23 Tagen ermittelt (2. Halbjahr 2020: 9,79 Tage). Deutlich gestiegen ist der Zahlungsverzug insbesondere bei Geschäften mit Industriekunden aus Bereichen wie Chemie und Kunststoffe, Konsumgüter, aber auch Verkehr und Logistik.

Längere Forderungslaufzeit trotz verkürzter Zahlungsfristen

Die Zahlungsziele für die Kunden wurden in den zurückliegenden Monaten tendenziell auf durchschnittlich 31,89 Tage gekürzt (2. Halbjahr 2020: 31,98 Tage). „Offenbar wollten Lieferanten und Kreditgeber damit auch Befürchtungen von steigenden Zahlungsausfällen und Insolvenzen entgegenwirken“, sagt Creditreform Sprecher Hantzsch. Um den Zahlungseingang zu beschleunigen, können die Zahlungsfristen herabgesetzt werden. Die durchschnittliche Forderungslaufzeit nahm dennoch im 1. Halbjahr 2021 auf 42,12 Tage zu (2. Halbjahr 2020: 41,77 Tage). Diese Kennzahl, also die Zeitdauer einer ausstehenden Zahlung,setzt sich aus dem vereinbarten Zahlungsziel und einem möglichen Zahlungsverzug zusammen.

Professionelles Forderungsmanagement gefragt

„Auch, wenn die staatlichen Finanzhilfen Ausfälle zunächst vermeiden konnten, kommen zunehmend die gesamten Verwerfungen der Corona-Krise zum Tragen“, so Hantzsch weiter. Die Pandemie habe der Wirtschaft erheblichen Schaden zugefügt und beispielsweise internationale Lieferketten unterbrochen sowie Kapitalreserven vernichtet. Darauf müssten sich Kreditgeber und Lieferanten einstellen.Gleichzeitig seien stark betroffene Wirtschaftsbereiche wie der Einzelhandel weiterhin auf die Sensibilität ihrer Lieferanten angewiesen. 

Aktiengesellschaften verursachen Außenstände

Unternehmen der Rechtsform GmbH waren mehrheitlich für den Bestand der Außenstände in Deutschland verantwortlich. 58,5 Prozent der gesamten überfälligen Forderungen verursachten demnach Debitoren mit der Rechtsform GmbH. Angestiegen ist zuletzt die Bedeutung der Aktiengesellschaft (AG) für das Forderungsmanagement der Kreditgeber und Lieferanten. Der Anteil der AG am Gesamtvolumen der Außenstände nahm aktuell deutlich auf 16,0 Prozent zu (2. Halbjahr 2020: 13,4 Prozent). Einen überdurchschnittlich hohen Zahlungsverzug von zuletzt 18,21 Tagen muss nach wie vor der Unternehmergesellschaft (UG) bescheinigt werden. Zum Vergleich: Rechnungen an GmbHs waren im 1. Halbjahr 2021 durchschnittlich 9,98 Tage überfällig.

Großkunden: Langes Warten auf Geld

Auf 9,23 Tage gestiegen ist der Zahlungsverzug bei Geschäftstransaktionen mit Großunternehmen (mehr als 250 Arbeitnehmer). Damit mussten Lieferanten und Kreditgeber längere Forderungslaufzeiten einplanen – 44,24 Tage waren es im 1. Halbjahr 2021 (2. Halbjahr 2020: 44,05 Tage). Auch kleine Unternehmen (bis 50 Mitarbeiter) ließen ihre Gläubiger länger auf den Geldeingang warten. Auf 12,10 Tage war deren Zahlungsverzug gestiegen (+ 0,41 Tage). Die gesamte Außenstandsdauer war mit 38,91 Tagen aber deutlich geringer als bei Großkunden. Großunternehmen stellen weiterhin den Großteil des gesamten Forderungsvolumens (62,3 Prozent), so dass sich hier Veränderungen der Zahlungsweise spürbar auswirken können.

Der durchschnittliche Wert von verspätet bezahlten Rechnungen blieb geringer als vor der Corona-Krise. Im 1. Halbjahr 2021 lag der Rechnungsbetrag im Durchschnitt bei
1.992 Euro (2. Halbjahr 2020: 1.970 Euro). Das sind rund sieben Prozent weniger als vor der Corona-Krise (2.137 Euro). Die Zahl größerer Geschäftstransaktionen hatte sich
in der Krise verringert. Das Geschäftsvolumen ist noch immer nicht aufgeholt. (ir)

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