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Offener Brief von Logistikverbänden: Warnung vor 15 Euro Mindestlohn

16.06.2025 11:23 Uhr | Lesezeit: 2 min
Mindestlohn
Die Mindestlohnkommission berät derzeit über die Mindestlohnanpassung für 2026. Im Gespräch sind 15 Euro. Verschiedene Logistikverbände äußern Bedenken
© Foto: Marco2811/ AdobeStock

Die Verbände wenden sich an die Politiker und die Mindestlohnkommission. Eine Steigerung um 17 Prozent könnte Folgen haben. Außerdem appellieren sie an die Politik, die Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission zu wahren.

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Verschiedene Verbände der Logistik haben sich mit einem offenen Brief an die Politik sowie an Vertreter der Mindestlohnkommission gewandt. Sie warnen vor den Folgen eines Anstiegs des Mindestlohns auf 15 Euro. Sie appellieren zudem an die Politik, die Unabhängigkeit von „Tarif- und Sozialpartnern“, zu wahren, insbesondere in der Mindestlohnkommission.

Konjunkturelle Schwäche erschwert Wirtschaft weitere Anpassungen an Mindestlohn

Grundsätzlich stehen die unterzeichnenden Verbände hinter dem Mindestlohnmodell. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Bundesverband Paket- und Expresslogistik (BPEX), BWVL Bundesverband für Eigenlogistik und Verlader und der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik warnen in dem Schreiben: „Bereits heute hat Deutschland den vierthöchsten Mindestlohn in Europa. Ein weiterer sprunghafter Anstieg des Mindestlohns würde die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen nachhaltig schwächen.“ Die ungünstige wirtschaftliche Lage – man befinde sich in einer anhaltenden rezessiven Phase – erschwere es den Branchen, sich an weiter steigende Mindestlöhne anzupassen.

Steigen die Löhne und refinanziert die Tätigkeit der Mitarbeiter nicht mehr die Arbeitgeberkosten, würden manuelle Tätigkeiten zunehmend automatisiert – das gefährde die Jobdynamik geringqualifizierter Mitarbeiter, Stellen könnten wegfallen. Die betroffenen Beschäftigten würden so Großteils etwa zu Empfängern von Bürgergeld und Arbeitslosenhilfe.

Kettenreaktion: Lohndruck steigt, Preise steigen, Inflation droht

Außerdem sei es sinnvoll, wenn der Mindestlohn der allgemeinen Lohnentwicklung folgt. Stattdessen sei er aber in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als die Tariflöhne. Steige der Mindestlohn stark an, übe das „auch Druck auf die Lohngruppen mit beruflicher Qualifizierung und größerer betrieblicher Verantwortung aus“, mahnen die Verbände. Steigen dort die Löhne, müssen Betriebe die Kosten in Form von höheren Preisen auf die Verbraucher überwälzen. Es drohe unter anderem ein Inflationsimpuls.

Ein weiteres Problem sehen die Verbände im Bereich der Ausbildung. Zu Beginn bekommt ein Azubi meist weniger als den Mindestlohn. Steigt der Mindestlohn weiter, sinke der Anreiz, eine Ausbildung abzuschließen.

Appell: Wirtschaftliche Rahmenbedingungen beim Festlegen des Mindestlohns beachten

Die Verbände appellieren unter anderem auch dazu, dass der Anstieg des Mindestlohns dem Produktivitätsfortschritt der Wirtschaft entsprechen müsse. Die Sozialpartner in der Mindestlohnkommission sollten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Arbeitgeber berücksichtigen.

„Von den relevanten politischen Akteuren erwarten wir, die Entscheidung der Kommission zu respektieren und sämtliche Beeinflussungen der Arbeit der Kommission zukünftig zu unterlassen. Staatliche Interventionen schwächen die Sozialpartnerschaften und die Tarifautonomie.“


Warum die Verbände sich an die Politik wenden

Hintergrund ist zum einen die anstehende Entscheidung der Mindestlohnkommission über den Mindestlohn 2026. Zum anderen hat die Koalition sich in ihrem Vertrag dazu geäußert, dass 2026 ein Mindestlohn von 15 Euro erreichbar sein sollte. Die Parteien hatten im Vertrag allerdings auch die Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission betont. Außerdem haben Anfang Juni die Bundestagsfraktionen der Grünen und der Linken Anträge für einen Mindestlohn von 15 Euro gestellt, mit denen sich nun die Ausschüsse des Parlaments befassen.



Mindestlohn von 15 Euro bedeuten 17 Prozent Steigerung

Der Mindestlohn sei 2021 von 9,50 Euro auf 12,82 gestiegen, so die Verbände. Das ist ein Anstieg um 34,9 Prozent. Den stärksten bisherigen Anstieg gab es laut dem Schreiben von 2022 auf 2023 – damals stieg der Mindestlohn um 22,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und zwar auf 12 Euro. Sollte der Mindestlohn 2026 auf 15 Euro steigen, wäre das von 2025 auf 2026 ein Anstieg von 17 Prozent, wie die Verbände vorrechnen.

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