Freinberg. Zwischen den Zeilen konnte man schon zu Beginn des Jahres hören, dass es beim oberösterreichischen Fahrzeugbauer Schwarzmüller in Freinberg Umstrukturierungen geben könnte, die sowohl die Führungsstruktur als auch die Produkte und Absatzmärkte betreffen könnten. Jetzt beschlossen die Österreicher erste Maßnahmen zur Umsetzung einer Expansionsstrategie, die künftig zusätzliche Absatzmärkte umfassen dürfte: Bisher konzentrierte sich Schwarzmüller in erster Linie auf Österreich und die daran angrenzenden Staaten sowie einige Spotmärkte. Andererseits wurden beispielsweise Märkte in West- und Nordeuropa gar nicht oder nur sporadisch bearbeitet. Das könnte sich künftig ändern, zumal der Preis- und Auslastungsdruck auf die gesamte Anhänger- und Aufbaubranche anhält. Außerdem treten in Europa neue Hersteller auf den Plan und einige Marken schlossen Kooperationen mit chinesischen Konzernen ab.
Schwarzmüller reagiert darauf operativ mit dem Umbau des Konzerns in eine Holdingstruktur. Danach verabschiedete der Aufsichtsrat vergangene Woche als nächsten Schritt personelle Veränderungen. Die beiden Eigentümerinnen Beate Paletar und Manuela Hasenberger-Schwarzmüller ziehen sich aus der operativen Geschäftsführung zurück und übernehmen das strategische Management des Konzerns. Die operative Führung wird mit Jahreswechsel an drei Manager übergeben, die teilweise schon seit Jahren im Unternehmen tätig sind. Das teilte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Johannes Hochleitner, heute Mittwoch, 19. Dezember, am Sitz des Unternehmens in Freinberg mit.
Die jetzt auf den Weg gebracht Expansion ist die Antwort von Schwarzmüller auf den stark veränderten Nutzfahrzeugmarkt. Das Unternehmen ist als einer der führenden europäischen Hersteller von Fahrzeugaufbauten und -anhängern bei Branchenkrisen in seinen bisherigen Kernmärkten stark betroffen. „Die Krise 2009 haben wir mit einer grundlegenden Restrukturierung beantwortet. Die vergangenen Jahre haben uns aufgrund der volatilen Marktverhältnisse aber nicht über eine Stagnation hinaus geführt. Wir ziehen daraus den Schluss, dass unsere bisherigen Kernmärkte als Geschäftsbasis nicht mehr ausreichen. Deshalb werden wir konsequent expandieren und ein Stück globaler werden“, erläuterte Hochleitner die Entscheidung des Konzerns.
Schwarzmüller hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits seine Marktstellung in Mittel- und Osteuropa massiv ausgebaut. Aktuell betreibt der Konzern dort Produktionsstandorte in Ungarn und Tschechien sowie acht weitere Vertriebsniederlassungen. Die jetzt beschlossene Expansion wird über diese Märkte hinaus führen. Begleitet werden soll sie von einer Produkt- und Serviceoffensive, um die steigenden Anforderungen der Fuhrparkbetreiber noch besser erfüllen zu können. In den Kernmärkten möchte Schwarzmüller aktive Maßnahmen setzen, um das Geschäft trotz der schwankenden Geschäftsentwicklung zu stabilisieren.
Aufgrund dieser Neuausrichtung wird das strategische Management des Konzerns deutlich aufgewertet. Der Konzern wurde bereits in eine Holdingstruktur umgebaut, die notwendigen personellen Weichenstellungen erfolgen mit Jahreswechsel: Die beiden Eigentümerinnen Beate Paletar und Manuela Hasenberger-Schwarzmüller konzentrieren sich auf die Geschäftsführung der strategischen Holdinggesellschaft und übergeben die operative Führung des Unternehmens übergeben sie an drei Manager: Thomas Lindinger (Finanzen) und Thomas Schmalzer (Auftragsmanagement und Produktion) gehörten bereits der Geschäftsführung an, neu hinzu kommt Ernst Baumberger (Vertrieb). Zum Geschäftsjahr 2012 sagte Geschäftsführerin Beate Paletar, dass mit einem Umsatz von 230 Millionen Euro gerechnet werden könne. Das bedeute ein geringfügiges Wachstum gegenüber dem Vorjahr. 2013 will man dieses Niveau leicht übertreffen. (gs)