Roadshow E-Actros: Bella E-talia

Noch sind Elektro-Lkw in Europa eine Randerscheinung. In Deutschland braucht es viel Glück, wenn man einen der E-Lastwagen auf der Straße sehen will; in anderen Ländern Europas ist es nahezu unmöglich. In Italien gab es jetzt allerdings Gelegenheit dazu, denn Mercedes-Benz Trucks veranstaltete dort eine Roadshow mit drei E-Actros-Modellen. Die VerkehrsRundschau (VR) nutzte diese Gelegenheit, um eine Testfahrt auf den ruppigen italienischen Autobahnen durchzuführen: Mit 18,6 Tonnen Gesamtgewicht (maximal sind 19 Tonnen erlaubt) ging es mit dem 4x2 E-Actros 300 von Bologna nach Verona. Mit eingeplanten Umwegen ergab sich eine Gesamtstrecke von 171,7 Kilometer. Voraussetzungen "unitalienisch" Leider meinte es das Wetter nicht gerade gut mit dem Testteam der VR. Anstelle von strahlendem Sonnenschein, den man in Italien wohl erwartet hätte, schüttete es wie aus Eimern, was einen exakten Verbrauchstest leider unmöglich machte. Dennoch: Der Elektro-Lkw wird sich auch im echten Einsatz solchen Bedingungen ausgesetzt sehen, deshalb lohnt sich der Blick auf den Strombedarf allemal. Topografisch handelt es sich um eine relativ anspruchslose Strecke. Bologna und Verona liegen annähernd gleich hoch über dem Meeresspiegel und auch die Autobahn-Führung weist nur selten Steigungen oder Gefälle auf. Trotzdem hat der E-Actros 300 gut zu tun: Die Auffahrten in Italien sind kurz und die Bereitschaft der Verkehrsteilnehmer, einen Lkw auf die Autobahn einfädeln zu lassen, lässt sich nicht als übermäßig groß beschreiben. E-Lkw gewohnt leise Diesen Bedingungen trotzt der E-Actros mit Bravour. Die Beschleunigung wird lediglich bei etwa 30 km/h (je nach Beladung und Fahrmodus) von einem kurzen Schaltvorgang "gestört", danach geht es wie an der Schnur gezogen vorwärts. So fällt es definitiv leicht, sich in den fließenden Verkehr einzuordnen; ganz besonders übrigens, wenn man im Power-Modus unterwegs ist. Dieser beschert dem Elektro-Actros die vollen 450 PS, bei Kickdown erhält man sogar kurzzeitig nochmals 100 Pferdestärken on top. Diesen Modus haben wir etwa die halbe Fahrzeit beibehalten. Ansonsten präsentiert sich der erste Serien-Elektro-Lkw aus dem Hause Daimler Truck sehr fahrerfreundlich. Wer im Cockpit des E-Actros sitzt, erkennt zunächst keinen Unterschied, denn die Bedienung funktioniert exakt gleich wie im Diesel. Einziger Unterschied: Der Retarder wurde zu einem Rekuperations-Element umfunktioniert, welches vier-stufig arbeitet. Je voller die Batterie, desto geringer fällt die Energie-Rückgewinnung aus. Selbst bei einem Batteriestand von 45 Prozent ist noch nicht die volle Rekuperationsleistung möglich. Fahrtechnisch ist die nicht vorhandene Lautstärke hervorzuheben: Diese setzt sich aus Abrollgeräuschen und Wind zusammen. Der Elektromotor ist bei voller Fahrt nicht zu hören, nur beim Anfahren vernimmt man ein leises Surren. Auch der Autopilot, welcher als Abstandsregel-Tempomat konfiguriert ist, erfüllt seinen Zweck. Er ermöglicht eine angenehme Fahrt auf der Autobahn, sodass man nur selten auf die Pedale steigen muss. Ein GPS-Tempomat ist für den E-Actros 300 nicht erhältlich; dieser soll erst mit dem E-Actros Long Haul eingeführt werden. Auch die Mirrorcam von Daimler funktionierte trotz der widrigen Bedingungen auf der Testfahrt problemlos. Verbrauch des E-Actros Nach der Tour, die zu etwa 80 Prozent auf der Autobahn (Reisegeschwindigkeit rund 85 km/h) stattfand, zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 86,9 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Interessant: Zu Beginn der 171,7 Kilometer langen Strecke war uns noch eine Reichweite von 350 Kilometern prognostiziert worden; am Ende waren noch 121 Kilometer verfügbar. Die Differenz zur tatsächlich gefahrenen Strecke lag also bei rund 57 Kilometern. Wie viel teurer oder günstiger der Verbrauch des E-Lkw im Vergleich zur Diesel-Version ist, können Sie auf VerkehrsRundschau plus nachlesen. Stromkosten Wie teuer sind eigentlich die reinen Treibstoffkosten im Vergleich zwischen einem Diesel und einem Elektro-Lkw? Der Verbrauchstest in Italien war eine gute Gelegenheit, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse lesen Sie unter dem nachfolgenden Link auf unserem Online-Profiportal VerkehrsRundschau plus. Es ist für alle Abonnenten kostenfrei. www.verkehrsrundschau.de/plus/eactros300

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