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Palettenbranche kritisiert geplante EU-Verpackungsverordnung

14.11.2023 14:10 Uhr | Lesezeit: 5 min
EPAL Paletten
Auch an Holzverpackungen wie Paletten sollen künftig hohe Recycling-Ansprüche gestellt werden - entsprechend kritisch äußert sich die Paletten- und Holzpackmittelbranche zur geplanten EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung
© Foto: EPAL

„High Quality Recycling“ und „One-size-fits-all“-Denke: die Palettenorganisationen EPAL und HPE sehen die Paletten- und Holzindustrie bei der geplanten EU-Verpackungsverordnung klar im Nachteil.

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Im Oktober hat der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments (ENVI) seinen Bericht zur geplanten Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR) veröffentlicht. Vertreter der Paletten- und Holzpackmittelbranche sehen insbesondere den dort propagierten Ansatz zur Recylingfähigkeit von Verpackungen, die Definition eines „High Quality Recycling“ und einen damit verbundenen „Closed-loop“-Ansatz äußerst kritisch. Demnach gilt Verpackungsmaterial nur dann als „hochwertig recycelt“, wenn das recycelte Material auf die gleiche oder ähnliche Weise verwendet werden kann.

"Closed-loop"-Ansatz bei Paletten nicht anwendbar

Diese Definition schränke den Einsatz von recyceltem Verpackungsmaterial auf die Herstellung neuer Verpackungen ein, kritisiert die European Pallet Association (EPAL) in einem Statement, das an die Mitglieder des Europäischen Parlaments versandt wurde. Dagegen könnten Holzspäne, die bei dem Recycling von Holzverpackungen wie Paletten gewonnen werden, nur teilweise für neues Verpackungsmaterial wie etwa Palettenklötze verwendet werden. Der überwiegende Teil der Holzspäne werde dagegen für die Herstellung von Spanplatten verwendet, welche in der Bau- und Möbelindustrie zum Einsatz kommen.

EPAL-CEO Bernd Dörre befürchtet nicht nur, dass der Vorschlag des ENVI-Komitees diesen Rohstoffzufluss in die Spanplattenindustrie massiv einschränken werde, sondern kritisiert grundsätzlich: „Kreislauf-Systeme und Kreislauf-Recyclingsysteme sind nur dann erfolgreich und nachhaltig, wenn die Produkte oder Sekundärrohstoffe auch in anderen Industrien oder für andere Produkte genutzt werden können.“ Der offene Palettentauschpool sei hierfür das beste Beispiel: „Die hohe Qualität und die standardisierten Maße von EPAL-Paletten erlauben den Einsatz in den Logistiksystemen aller Unternehmen und Branchen aus Industrie, Handel und Logistik“, so Dörre. Dieses „Upcycling“ durch die Umwandlung von Holzzrecylingmaterial in langlebige Anwendungen und Produkte stehe im Einklang mit dem Kaskadenprinzip der Holznutzung gemäß dem European Green Deal und der EU-Forststrategie 2030. Umso weniger sei verständlich, dass mit dem Vorschlag des ENVI-Komitees dieses grundlegende Prinzip der Nachhaltigkeit eingeschränkt werde, heißt es weiter.

Des Weiteren wird kritisiert, dass für die künftige Bemessung der Verpackungsgebühren die Definition eines hochwertigen Recyclings von zentraler Bedeutung sei. „Gemäß der Definition von hochwertigem Recycling im ENVI-Report können Holzverpackungen im besten Fall die Leistungsstufe C erreichen. Dies hat höhere Verpackungsgebühren für Holzverpackungen im Vergleich zu Plastikverpackungen zur Folge und begünstigt somit den Einsatz von Plastikverpackungen“, so Dörre.

B2C- und B2B-Verpackungen nicht in einen Topf werfen

Auch der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) läuft gegen die Pläne Sturm und befürchtet gar den „Anfang vom Ende der heutigen Warenwirtschaft und Logistik“. Insbesondere die Ideen zum „Closed-loop“-Ansatz stoßen auch hier auf Ablehnung: „Wenn das 'High Quality Recycling' beibehalten wird, können Industrie, Logistik, kritische Infrastrukturen und Warenwirtschaft nicht mehr mit Paletten und Holzverpackungen versorgt werden“, warnt HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner. Das bedeute, „dass die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft sowie der gesamte Handel und die Logistik zusammenbrechen werden“.

Dabei seien die prinzipiellen Ziele der PPWR „unstreitig und gut“, so Kirschner. „Allerdings kann man Kunststoffe und B2C nicht einfach so in einen Topf mit dem nachwachsenden und klimafreundlichen Rohstoff Holz und den Geschäftskundenbereich (B2B) werfen,“ so Kirschner und kritisiert den „One-size-fits-all“-Ansatz des Gesetzesvorhabens.

Dies zeige sich auch bei der im Entwurf angestrebten Begrenzung des Leerraums in Verpackungen. Riesenverpackungen für kleine Parfumflacons oder zig Mal größere Schachteln für USB-Sticks – da könne eine Begrenzung des Leerraums in einer Verpackung auf maximal 40 Prozent durchaus Sinn machen, so Kirschner. „Aber im B2B-Bereich, zum Beispiel bei der Verpackung von Maschinen mit Flanschen, unterschiedlichen Geometrien und Winkeln, nicht zentrischen Schwerpunkten, vor allem aber hohen Gewichten bis zu 400 t, zählen vor allem Sicherheit, Schutz und Transportierbarkeit“, erklärt der HPE-Geschäftsführer. 

Das Europaparlament müsse bei seiner Abstimmung im Plenum die Besonderheiten beim B2B-Transport angemessen berücksichtigen. "Sonst könnten die Abgeordneten vielen Branchen in ihren Ländern schweren Schaden zufügen. Dazu darf es nicht kommen, noch ist Zeit für Nachbesserungen”, mahnt Kirschner abschließend.

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