Geotab, ein Anbieter von Lösungen für vernetzte Fahrzeuge hat rund 3.500 Lkw- und Transporterfahrer in Europa zu ihrem Verhalten bei erhöhtem Arbeitsdruck und ihren Erfahrungen und Einschätzungen zu Unfallgefahren im Arbeitsalltag auf der Straße befragt.
Demnach glauben 94 Prozent der befragten 500 deutschen Lkw-Fahrer, dass die Gefahr von Unfällen sich in den vergangenen fünf Jahren erhöht hat. Neun von zehn der Befragten (90 Prozent) geben an, dass arbeitsbezogener Stress negative Auswirkungen auf ihr eigenes Fahrverhalten hat. 62 Prozent denken, dass Stress generell ein Risikofaktor für mehr Gefahren im Straßenverkehr ist.
Neben Deutschland hat der Anbieter auch in Frankreich, Irland, Italien, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich die Fahrer befragt. Auch auf alle untersuchten europäischen Länder bezogen, denken fast alle Teilnehmer (95 Prozent), dass sich das Unfallrisiko in den letzten fünf Jahren erhöht hat. 61 Prozent sehen diese Steigerung sogar als „stark“ oder „deutlich spürbar“. In Europa geben 70 Prozent der Befragten an, Stress würde zu erhöhten Gefahren im Straßenverkehr führen.
Baustellen und Arbeitsdruck erschweren Berufsalltag
Durchschnittlich 50 Prozent aller befragten Fahrer gab zu, dass sie regelmäßig Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreiten müssen, um Aufträge rechtzeitig zu erledigen. Am häufigsten ist das demnach in Irland mit 64 Prozent der Fall. An zweiter und dritter Stelle und nur knapp dahinter folgen die Niederlande mit 62 Prozent und Deutschland mit 59 Prozent.
Außerdem gaben fast zwei Drittel aller Befragten (64 Prozent im Durchschnitt) an, dass hohes Verkehrsaufkommen oder Baustellen ihre Arbeit erschweren. Mit 60 Prozent liegt Deutschland laut Geotab hier leicht unter dem Durchschnitt.
Handy am Steuer und risikobereite Radfahrer
Auch zu den Gefahren im Straßenverkehr stellte der Anbieter Fragen. Demnach war die am häufigsten beobachtete Gefahr im Straßenverkehr laut den befragten europäischen Kraftfahrern mit 42 Prozent die Ablenkung anderer Fahrer durch Mobiltelefone. Fahrer in Italien und Spanien haben dieses Verhalten laut Umfrage besonders häufig beobachtet.
Weitere häufig genannte Probleme waren eine allgemein schlechte Fahrweise anderer Verkehrsteilnehmer (37 Prozent) und überhöhte Geschwindigkeiten anderer Fahrzeuge (36 Prozent). Die deutschen Befragten haben mit 36 Prozent besonders die riskante Fahrweise von Fahrradfahrern hervorgehoben.

Überlastung und gefühlt zu wenig Unterstützung durch Arbeitgeber: Viele Fahrer tragen sich mit Kündigungsgedanken
55 Prozent aller Befragten fühlen sich allerdings nicht wohl dabei, ihren Arbeitgeber um Unterstützung bei Stress und anderen psychischen Problemen zu bitten. Der Höchstwert findet sich hier in Irland mit 66 Prozent, gefolgt von Deutschland mit 60 Prozent. Zudem geben europaweit 37 Prozent der Fahrer an, ihr Arbeitgeber biete nur ein geringes oder gar kein Maß an Unterstützung – insbesondere in Spanien (50 Prozent) und Italien (44 Prozent). In Deutschland bemängeln rund ein Viertel der Fahrer fehlende oder mangelhafte Unterstützung durch den Arbeitgeber.
Dass der Druck sich auch in einem erhöhtem Kündigungswillen widerspiegelt, zeigen die Antworten der Fahrer auf diese Frage: 47 Prozent der Befragten in Europa haben in den letzten 12 Monaten daran gedacht, ihren Arbeitsplatz zu kündigen. Betrachtet man die einzelnen Länder so liegt in Irland hier mit 66 Prozent auf dem ersten und Deutschland mit 54 Prozent auf dem zweiten Platz.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage führen deutlich vor Augen: Der Druck, dem Berufskraftfahrer ausgesetzt sind, wirkt sich auf die allgemeine Verkehrssicherheit aus. Die europäische Wirtschaft ist von den Fahrern abhängig, doch zu viel Stress treibt sie aus der Branche und gefährdet zudem die Sicherheit auf unseren Straßen“, sagt Edward Kulperger, Senior Vice President, Geotab EMEA.
„Wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte der Fahrer in Zeiten des Fachkräftemangels über eine Kündigung nachdenkt, müssen Transportunternehmen bessere Unterstützung für die psychische Gesundheit ihrer Angestellten anbieten.“