Schwerlasttransporte: Schwere Last - grosße Chancen

Energie-, Mobilitätswende, Bau und Erhalt der Infrastruktur: Schwerlasttransporte sind derzeit und künftig gefragt. Für Transportunternehmen bedeutet das eine Möglichkeit, sich neue Märkte zu erschließen. TÜV SÜD unterstützt Interessierte.
Mit der Energie- und Mobilitätswende sollen die CO2-Emissionen reduziert, der Straßenverkehr dekarbonisiert und die Energieversorgung klimaneutral werden. Gleichzeitig soll und muss die Infrastruktur gebaut sowie erneuert respektive instandgehalten werden. Um diese Ziele zu erreichen, sind auf diversen Ebenen und von vielen Beteiligten viele Anstrengungen erforderlich - die sich letztlich auch in einem steigenden Bedarf an Schwertransporten im Straßenverkehr auswirken: etwa für neue Windkrafträder, Trafostationen, für Elektro- oder Wasserstofflinienbusse, die ab Werk transportiert werden müssen et cetera.
Denn einige der für diese Projekte benötigten Komponenten lassen sich nicht auf Bahnstrecken transportieren - selbst wenn es um den Ausbau des Bahnnetzes selbst geht. "Für eine erfolgreiche Mobilitätswende und den Erhalt der Infrastruktur sind wir massiv auf Schwertransporte angewiesen", fasst Christian Egger, Leiter der Service Line Truck & Bus, TÜV SÜD Division Mobility, zusammen - und konkretisiert mit einem Beispiel: "Allein für das erste Windkraftrad einer Anlage braucht man etwa 90 Schwerlasttransporte."
Zudem beschränke das "Bahnhüllmaß" die Abmessungen der Transportgüter, damit Signale, Bahnsteige, Tunnel und Oberleitungen entlang der Strecke nicht gefährdet werden. Egger: "Die Maximalbreite bei Bahntransporten liegt bei 3.150 Millimetern, zudem gibt es Maximalhöhen: Fahrdrahthöhen werden auf mindestens 4.950 Millimeter festgelegt. Das bedeutet, dass die Abmessung des Schienenfahrzeugs inklusive Ladung circa 4.500 Millimeter Höhe nicht überschreiten darf." Ein Windradflügel überschreitet diese Maße zum Beispiel bei Weitem.
Novelle zur Allgemeinen Verwaltungsvorschrift
Der Gesetzgeber macht es Schwertransporteuren einfacher: Ende 2024 hat der Bundesrat den Änderungen der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) zugestimmt, im März wurde die Vorschrift im Bundesanzeiger veröffentlicht. Damit ergeben sich einige Erleichterungen für den Groß- und Schwertransport. "So gelten ab 1. Juli 2025 beispielsweise größere Toleranzen bei Gewichts- und Längenunterschreitungen durch die Ladung (Näheres siehe RN 95 der VwV)", konkretisiert Detlev Irtenkauf, aaSmB (Schwertransport/§ 70 Gutachten), TÜV SÜD Division Mobility. "Zudem wurde das Genehmigungsverfahren für Transporte im Energiesektor beschleunigt - diese Genehmigungen müssen neuerdings innerhalb von zwei Wochen bearbeitet werden", ergänzt er. Weiterhin ist gemäß der Novelle laut Newsletter des Bundesverbands für Eigenlogistik & Verlader e. V. (BWVL) unter anderem neu, dass teilbare Ladung bis zu 40 Tonnen bei Groß- und Schwertransport-Leerfahrten mitgenommen werden können, dass die Autobahn GmbH bei Unterfahrung von Kreuzungsbauwerken nicht mehr angehört werden muss, oder auch, dass eine Nachtfahrt grundsätzlich schon ab 20 Uhr beginnt.
Hilfe bei Genehmigungen
"Für das Transportgewerbe bedeutet diese Entwicklung und der große Bedarf an Schwertransporten eine Chance, sich neue Märkte zu erschließen", sagt Egger. "TÜV SÜD unterstützt interessierte Logistiker und Spediteure, wenn sie sich für diesen Bereich interessieren." Denn es bedürfe mehr, als nur den Willen zu zeigen, in den Schwertransport einzusteigen. Zum einen müssen Transporte über 40 Tonnen Gewicht, über 16,5 respektive 18,75 Meter Länge oder über 2,55 Meter Breite genehmigt werden. Die Prüforganisation hilft bei diesen Ausnahmegenehmigungen. Zudem brauche es Fahrzeuge, die in der Lage sind, die Überlängen und -gewichte abbilden zu können "Auch in diesem Bereich stehen wir bei TÜV SÜD gerne zur Verfügung, wenn es darum geht, Zugkombinationen hinsichtlich ihres geplanten Einsatzzweckes zu beurteilen", so Egger.
Ein drittes wichtiges Thema ist laut Egger neben dem passenden Fuhrpark und den Genehmigungen (siehe auch Infokasten oben) ein entsprechend geschultes Fahrpersonal. "Rechtlich vorgeschrieben ist eine Ausbildung für Fahrer im Schwertransport nicht, die praktischen Anforderungen sind aber enorm, sodass es sich empfiehlt, auf erfahrenes Personal sowie auf Schulungen zu setzen", argumentiert Egger. Auch für das Personal, das die Begleitfahrzeuge bei einem Schwertransport verantwortet, gibt es entsprechende Fortbildungen.

Neue Prüfkapazitäten in Frankfurt am Main
TÜV SÜD investiert weiter in seine Prüfkapazitäten für Innovationen, Qualität und Sicherheit von Produkten und erweitert sein Labor in Frankfurt am Main. Die neuen Prüfeinrichtungen wurden im März am Standort in der Daimlerstraße 40 vorgestellt. Das Frankfurter Labor, gegründet im Jahr 1990 mit 16 Mitarbeitenden und heute auf fast 100 Mitarbeitende angewachsen, ist ein zentraler Bestandteil des globalen TÜV SÜD-Netzwerks und bietet ein breites Spektrum an Prüfleistungen für verschiedene Industrien. Im Bereich Elektromobilität kann das Labor nun auch Kfz-Ladestecker prüfen und Überfahrprüfungen durchführen, bei denen Ladestecker und andere Bauteile Belastungstests unterzogen werden.
TÜV SÜD Ansprechpartner
TÜV SÜD Division Mobility
Detlev Irtenkauf
aaSmB (Schwertransport/§70 Gutachten)
Tel.: +49 160 3602768
detlev.irtenkauf@tuvsud.com