Düsseldorf. 2018 ist ein durchwachsenes Jahr für Fusionen und Übernahmen in der Transport- und Logistikbranche gewesen. Insgesamt wurden 219 Deals angekündigt. Das waren deutlich weniger als im Vorjahr 2017 (283 Deals). Besonders schwach fiel das zweite Halbjahr aus: Während in der ersten Jahreshälfte noch 127 Transaktionen angebahnt wurden, kamen zwischen Juli und Dezember nur noch 92 hinzu. Zu diesen Ergebnissen kommt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC bei ihrer jährlichen Analyse der weltweiten M&A-Aktivitäten in der Transport- und Logistikbranche.
„Die wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten, der Handelskonflikt zwischen den USA und China, protektionistische Tendenzen sowie neue Regularien haben das Transaktionsgeschehen im Transportsektor und der Logistik besonders im zweiten Halbjahr 2018 gelähmt“, fasste Dietmar Prümm, Leiter des Bereichs Transport & Logistik bei PwC Deutschland, am Dienstag die Untersuchung zusammen. Die Deal-Aktivitäten seien deutlich zurückgegangen. „Unternehmen weltweit fokussieren sich auf wenige, dafür hochpreisige Ziele“, erklärte er.
Wert der Transaktionen ist niedriger als 2017
Der Gesamtwert der Transaktionen liegt laut PwC mit 115,3 Milliarden US-Dollar deutlich unter dem Wert des Vorjahres (134,2 Milliarden US-Dollar) und sei der niedrigste Wert seit vier Jahren. Auch dieser Einbruch führen die Wirtschaftsexperten auf ein schwaches zweites Halbjahr zurück: In den ersten sechs Monaten 2018 erreichte der Gesamtwert demnach rekordverdächtige 74,3 Milliarden US-Dollar, in der zweiten Jahreshälfte jedoch nur 41,0 Milliarden US-Dollar. Mit 21 Mega-Deals, also Transaktionen mit einem Volumen über einer Milliarde US-Dollar, übertraf 2018 der Studie zufolge hingegen die Vorjahre (2017: 18, 2016: 19).
Transport- und Logistiksektor im Branchenvergleich schwach
Im Vergleich mit anderen Branchen habe sich die Transport- und Logistikindustrie seit 2010 nicht mehr so schlecht geschlagen wie 2018: Auch wenn die Zahl der Transaktionen global über alle Branchen hinweg insgesamt zurückging (-2,4 Prozent), war der Einbruch bei den Deals mit Targets aus dem Transport- und Logistikbereich demnach mit 23 Prozent besonders deutlich.
„Der Wettbewerb um Übernahmeobjekte bei gleichzeitigem Anlagedruck besonders von institutionellen Anlegern hat die Preise in die Höhe getrieben, gerade für Infrastruktur-, Bahn- und Fluggesellschaften. Strategische Investoren halten sich zurück und auch Finanzinvestoren haben Probleme, passende Übernahmeziele zu attraktiven Konditionen zu finden“, sagte André Wortmann, Koordinator Transport & Logistik im Bereich Deals bei PwC Europe.
Brexit als möglicher Treiber für Deals im Jahr 2019
In Großbritannien ist laut PwC die Ungewissheit über die Auswirkungen des nahenden Brexit zu spüren. „Transport- und Logistikunternehmen in Großbritannien und Kontinentaleuropa stehen unter dem Druck, auch nach dem EU-Austritt sichere Lieferketten aufrechtzuerhalten. Transaktionen können ein geeignetes Mittel sein, um dies sicherzustellen“, so Prümm. „Logistiker werden aber abwarten, bis die Bedingungen des Brexit und die Reaktionen von Industrie- und Handelsunternehmen absehbar sind.“ Bisher sieht er nur vereinzelte Transaktionen, die durch den Brexit motiviert sein könnten. „Im Laufe des Jahres 2019 könnte der Brexit aber zu einem Treiber für neue Deals in Transport und Logistik werden.“
Ein Hoch bei den Deal-Aktivitäten im internationalen Vergleich beobachten die Wirtschaftsexperten derzeit bei Unternehmen mit chinesischer Beteiligung. Ein Grund dafür sei der E-Commerce-Boom. Chinesische Investoren und die weiteren Entwicklungen in Großbritannien werden aus Sicht von Prümm auch 2019 voraussichtlich eine Schlüsselrolle einnehmen. Seine generelle Einschätzung: „Große Akteure werden sich mittelfristig wieder intensiver an Mega-Deals beteiligen, denn im Transport- und Logistikmarkt werden Konsolidierungen und Verdrängungskämpfe weiter zunehmen.“ (ag)