Wie ein Sommermärchen liest sich die Kurzfristprognose, die gerade von der Intraplan Consult im Auftrag des Verkehrsministeriums vorgelegt wurde: Transportleistung und -aufkommen wachsen bei allen Verkehrsträgern. Der Straßengüterverkehr rollt, die Bahn schnauft voran und beim Luftverkehr heißt es seit Jahresbeginn „bitte anschnallen“, wir sind im Steigflug.
Der Güterverkehr profitiert von der Partylaune der Wirtschaft. Die Konjunkturforscher kurbeln ihre Prognosen für das Gesamtjahr 2010 in allen Bereichen nach oben. Wer Vater und Mutter dieses Aufschwungs sind, darüber wird schon heftig diskutiert. Die Bundesregierung? Die Gewerkschaften? Gerhard Schröder und die Agenda 2010? Der Erfolg hat viele Eltern. Doch wie groß ist der Grund zur Euphorie?
Anfang des Jahres stocherten die Prognoseexperten noch im Nebel, ob und wie stark der Aufschwung kommt. Diese Unsicherheit hält an, und das in einem äußerst ungewöhnlichen Ausmaß. Kurzfristige Prognosen abzugeben werde immer schwieriger, so ihr Urteil. Warnende Stimmen mahnen bereits die zu hohen deutschen Exportüberschüsse an, sprechen von einem großen Maß an Volatilität, das der immense Verkauf ins Ausland bedeute. Die Binnennachfrage hinke zu stark hinterher. Dabei gehen 64 Prozent der Bundesbürger derzeit nicht davon aus, vom Konjunkturaufschwung zu profitieren, ergab eine Umfrage von Faktenkontor. Jetzt ist auch noch die Europäische Zentralbank auf die Liquiditätsbremse gestiegen. Die Banken könnten 2011 ihre Kreditstandards für Unternehmenskunden verschärfen, die Kreditklemme wieder zuschnappen. Ein Aufschwung ohne Substanz und Nachhaltigkeit, kreditfinanziert des Wachstums wegen? Beständigkeit ohne Rekorde wäre doch auch mal wieder angenehm. Ansonsten: Ende des Märchens? Der Kater wartet um die Ecke.
Birgit Bauer, Chefredakteurin VerkehrsRundschau