Berlin. Die deutsche Wirtschaft hat bei einem unbefristeten flächendeckenden Streik der Lokführer bei der Bahn AG vor schweren Störungen in der Produktion gewarnt und die Tarifparteien aufgefordert, eine Lösung am Verhandlungstisch zu finden. „Viele Unternehmen sind zwingend auf einen zuverlässigen Schienenverkehr angewiesen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, der „Berliner Zeitung“. Er warnte die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) davor, neben dem Personenverkehr auch den Güterverkehr lahm zu legen. Störungen im Transportablauf könnten eine Kette von Produktionsunterbrechungen nach sich ziehen. „Die Kosten eines Streiks für die Wirtschaft wären daher immens.“ Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erklärte, dass „mit erheblichen Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft“ zu rechnen sei. Der Leiter der BDI-Abteilung Energie, Verkehr und Telekommunikation, Kay-Dirk Lindemann, verwies darauf, dass täglich tausende Tonnen Güter auf der Schiene transportiert würden, die eng in die logistischen Prozesse der Unternehmen eingebunden seien. „Die Transportabläufe auf Straße und Schiene sind die Achillesferse ganzer Wertschöpfungsketten in Deutschland“, betonte er. Bei einer längeren Unterbrechung der Transporte könnten die Produktionsabläufe in vielen Unternehmen empfindlich gestört werden. Angesichts dieser Folgen könne „ein Streik wirklich nur das allerletzte Mittel sein“, betonte Lindemann: „Auch im Interesse anderer Branchen und deren Mitarbeitern ist - mit Blick auf ihre ungewöhnlich hohen Forderungen - deshalb besonders an die GDL zu appellieren, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein.“ Nüchterne und offene Verhandlungen seien der richtige Weg zu einem Kompromiss. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin wäre ein Streik der Lokführer bei der Bahn mit spürbaren volkswirtschaftlichen Schäden verbunden. „Die fälligen Transaktionskosten für Bahnreisende zum Beispiel durch den Umstieg auf andere Beförderungsmittel bis hin zu den Arbeitsausfällen in anderen Bereichen können sich auf mindestens 500 Millionen Euro pro Tag summieren“, sagte die DIW-Verkehrsexpertin Claudia Kemfert der „Saarbrücker Zeitung“. Auch für die Bahn selbst hätte der Arbeitskampf tief greifende Konsequenzen. „Sollte deutschlandweit kein Zug mehr fahren, müsste die Bahn Umsatzeinbußen beim Personenverkehr von 27 Millionen Euro pro Tag verkraften“, sagte Kemfert. Hinzu käme ein Minus beim Güterverkehr von etwa 15 Millionen Euro pro Tag. (dpa/sb)
Wirtschaft fürchtet Bahnstreik
Volkswirtschaftlicher Schaden von rund 500 Millionen Euro pro Streiktag: Wirtschaftsverbände warnen vor Störungen des Güterverkehrs