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Weltfrauentag 2024: Führungspositionen weiblich besetzen - was bedeutet das?

08.03.2024 17:07 Uhr | Lesezeit: 5 min
Das weibliche Team der Topregal GmbH vor einem Lkw und in zwei Gabelstaplern
Vertriebsleiterin und stellvertretende Leiterin für Logistik und Fuhrpark von Topregal im Interview über Frauen in Führungspositionen
© Foto: Topregal

Was bedeuten starke Frauen in Führungspositionen für Unternehmen wirklich und wie machen sie Unternehmen zukunftsfähig? Laut Statistischem Bundesamt war 2022 nur knapp jede dritte Führungskraft – 28,9 Prozent – in Deutschland weiblich. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern lag Deutschland damit nur im unteren Drittel.

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Um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen und die Gleichstellung von Frauen und Männern voranzutreiben, wurden zwar Gesetze verabschiedet und das Thema Frauenquote immer wieder kontrovers diskutiert. Dennoch sind Frauen in den Chefetagen noch immer unterrepräsentiert. Vor allem in traditionell von Männern dominierten Berufen fehlen weibliche Kräfte. Dabei bieten Frauen ein enormes Potenzial für die Wirtschaft und das einzelne Unternehmen – nicht nur
in Zeiten des Fachkräftemangels. Auch sind die Vorteile von mehr Diversität in den Führungsriegen vielen Unternehmen bekannt. Doch eine Vielzahl an Frauen kann sich nicht vorstellen, eine Führungsposition einzunehmen oder für männlich dominierte Berufe geeignet zu sein, weil ihnen entsprechende Vorbilder fehlen.

Natalia Czajecka, Vertriebsleitung bei der Topregal GmbH, und Nina Urban, stellvertretende Leitung für Logistik und Fuhrpark bei Topregal, berichten im Interview von ihren Erfahrungen als weibliche Führungskräfte in einem Industrieunternehmen. Sie erklären, was Unternehmen leisten sollten, um qualifizierte weibliche Kräfte zu gewinnen und zu fördern.

Weibliche Führungskräfte sind im Industriesektor noch selten. Wie war euer beruflicher Werdegang und welche Erfahrungen habt ihr dabei gemacht?

Nina: „Ich bin gelernte Kauffrau für Bürokommunikation und komme ursprünglich aus der Automobilbranche. 2019 habe ich bei Topregal als Assistenz der Logistik und Fuhrparkleitung angefangen und Ende 2022 die stellvertretende Leitung übernommen. In diesen vier Jahren habe ich mir Stück für Stück alles angeeignet, was ich für die Position brauche. Inzwischen habe ich an drei Standorten knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu betreuen – darunter die Lagerbelegschaft, unsere Berufskraftfahrenden und Personal aus der Warenwirtschaft und dem Einkauf. Mein Chef kam damals aktiv auf mich zu und hat gefragt, ob ich Lust auf die Stelle hätte. Das hatte nichts mit meinem Geschlecht oder dem Thema Frauenquote zu tun. Allein meine bisherige Leistung und meine Fähigkeiten waren der Grund, warum ich das Angebot bekam. Und genau das sind die Indikatoren, die für Arbeitgeber ausschlaggebend sein sollten.“

Natalia: „Ich habe 2016 bei Topregal als Sachbearbeiterin im Vertrieb angefangen, wo ich bereits im April 2017 die Teamleitung von einem Team aus vier Personen übernahm. Seit 2019 habe ich die Stelle als Vertriebsleiterin inne und betreue 60 Personen aus fünf Abteilungen – dem Kundenservice, dem nationalen Vertrieb, der Auslandsabteilung, der Werkstatt und der Abteilung mit unseren Transport- und Hubgeräten. Ich kümmere mich um das Strategische und die Weiterentwicklung, zum Beispiel die Frage nach neuen Standorten und Ländern für den Vertrieb. Dabei arbeite ich mit zwei Abteilungsleitern und einigen Teamleitern, darunter auch sieben Teamleiterinnen, zusammen.“

Gab es bestimmte Herausforderungen während eurer Karriere, die vielleicht auch speziell auf Frauen zutreffen

Nina: „In unserem Lager sind zu 95 Prozent Männer tätig. Am Anfang gab es schon Vorurteile und manche Männer mussten kurz schlucken, als sie eine weibliche Führungskraft bekamen. Dabei gibt es bei uns im Unternehmen schon viele Frauen in Führungspositionen. Meine Fachkenntnis hat jedoch von Beginn an eine Basis auf Augenhöhe geschaffen und das Vertrauen in mich gestärkt. Schnell wurde klar: Hier zählt nicht das Geschlecht, sondern einzig die Qualitäten, die jemand mitbringt."

Natalia: „Tatsächlich bin ich die einzige Frau in der ersten Führungsebene. Doch wir leben hier eine Offenheit der Geschlechter. Zwar haben wir alle einen eigenen Führungsstil und Blickwinkel, doch keiner spricht dem anderen rein oder bevormundet ihn. Hier geht es um den Respekt vor den gegenseitigen Fähigkeiten. Natürlich darf man sich auf seinem Weg nicht von Klischees kleinkriegen lassen. Das Klischee in meiner Branche ist über 50 und männlich. Von Kunden haben ich und andere weibliche Vertriebskolleginnen sehr oft die Frage gehört, ob man lieber einen Mann sprechen könne, weil der sich technisch besser auskenne. Aber wenn sich im Gespräch herausstellt, dass du eine kompetente Fachkraft bist, die über umfassende Kenntnisse verfügt und mit Fakten überzeugt, dann sind die Vorurteile verflogen.

Glaubt ihr denn, dass es bestimmte Qualitäten gibt, die Frauen in Führungspositionen besonders gut auszeichnen?

Nina: „Allein das Geschlecht sollte keine Rückschlüsse auf die Eigenschaften einer Person geben. Daher bevorzugen wir bei Bewerbungen auch niemanden, sondern schauen uns den Menschen selbst genauer an, um festzustellen, ob er oder sie ins Team passt."

Natalia: „Dass ich eine Frau bin, hat weder bei meiner Anstellung noch meiner Beförderung eine Rolle gespielt. Es sollte nicht differenziert werden, ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Um die Qualitäten eines Menschen zu erkennen, gilt es, nicht nur auf das Offensichtliche zu schauen oder sich einzig von Äußerlichkeiten, dem Werdegang oder Hard Skills blenden zu lassen. Vielmehr zählt, wie der Mensch selbst und dessen Persönlichkeit ist."

Wie können Unternehmen Frauen dabei unterstützen, in Führungspositionen aufzusteigen?

Nina: „Viel hängt davon ab, wie der Mitarbeiterumgang und die Kultur in einem Unternehmen geprägt ist und was die Geschäftsführung in ihrer Vorbildfunktion vorlebt. Unternehmen sind nur dann bereit für die Zukunft, wenn diese auch im Unternehmen gelebt wird. Um Frauen eine faire Chance zu bieten, gilt es für Unternehmen, Hürden für Frauen im Erwerbsleben zu reduzieren. Beispielsweise mit Vorurteilen aufzuräumen, verschiedene Arbeitszeitmodelle und ortsunabhängiges Arbeiten anzubieten – auch für Männer, damit sie anstelle der Frau zu Hause bleiben können – und durch Angebote die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Dies steigert nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeber, sondern auch die Motivation und das Commitment der Mitarbeitenden. "

Natalia: „Unternehmen sollten ihr Vertrauen nicht ins Geschlecht, sondern in den Menschen und die Persönlichkeit dahinter mit ihren Hard und Soft Skills setzen. Durch das Vertrauen, das mir von meinen Vorgesetzten und meinem Team entgegengebracht wurde, und die Möglichkeit, mich auf meinem Feld mit meinen Fähigkeiten zu beweisen, bin ich zu einer starken Führungspersönlichkeit geworden, die keine Angst vor Entscheidungen oder Verantwortung hat. Gerade in traditionell männlich dominierten Berufen braucht es oft nur ein paar mutige Vorreiterinnen, die anderen Frauen als Vorbild und Orientierung dienen."

Welche Ratschläge würdet ihr jungen Frauen geben, die eine Karriere in der Industrie oder generell als Führungskraft anstreben

Natalia: „Mein Ratschlag lautet, einfach mutig zu sein, es auszuprobieren und sich dabei nicht von Klischees aufhalten zu lassen.“
Nina: „Man sollte einfach seinen Weg gehen, ganz egal, was andere sagen. Das Wichtigste ist, an seine Ziele und Fähigkeiten zu glauben. Wenn man weiß, was man kann, sollte man sich nicht beirren lassen – auch nicht von der Branche.“

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