Wechselhilfe für Privat-Versicherte

Zum Jahresende kündigen viele private Krankenversicherungen Beitragserhöhungen an. Dies sei auf die aktuelle Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zurückzuführen, heißt es. Einen Teil der Beiträge bilden Vorsorgeaufwendungen, die die Versicherungen einbehalten und am Kapitalmarkt anlegen. Doch diese Anlagen bringen mittlerweile kein Geld mehr. Auch gestiegene Kosten für medizinische Leistungen tragen angeblich zur Verteuerung bei. Transportunternehmer Johannes G. ist seit 1989 privat krankenversichert. Damals war der Beitrag niedriger als bei der gesetzlichen Krankenkasse, was ihn zum Wechsel motivierte. Doch im Laufe der Jahre folgte Erhöhung auf Erhöhung. Mitte 2016 bezahlte er 966 Euro monatlich. Eigentlich will er demnächst in Rente gehen und sein Geschäft, in dem er mit einem Fuhrpark von fünf Transportern als Subunternehmer für Paketdienstleister tätig ist, verkaufen. "Angesichts der hohen Krankenversicherungsbeiträge ist das aber schwierig", sagt G. Wenige günstige Alternativen Über drastisch gestiegene Beiträge ärgern sich viele Privatversicherte. Besonders langjährigen Bestandskunden geht es an den Geldbeutel. Viele fragen sich deshalb, wie sie ihre Versicherungskosten senken können. Ein Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung ist nur eingeschränkt möglich (siehe Kasten). Zu einer anderen privaten Krankenversicherung zu wechseln ist nicht empfehlenswert. Denn die Assekuranzen bilden Altersrückstellungen für jeden Versicherungsnehmer, die dann Fall komplett verloren gehen. Zudem wird vor dem Neuabschluss der Gesundheitszustand geprüft - je schlechter der ist, desto teurer wird die Versicherung. Bei heftigen Vorerkrankungen oder chronischen Leiden kann es passieren, dass sich die Versicherung weigert, den Antragsteller zu versichern. Auch einen Wechsel in den sogenannten Basistarif halten Experten für falsch. Dieser Tarif darf zwar den Höchstbetrag der gesetzlichen Krankenversicherung nicht überschreiten, bietet allerdings auch sehr eingeschränkte Leistungen - was für den Privatpatienten im Krankheitsfall erhebliche Zuzahlungen nach sich ziehen kann. Wechselhelfer kennen sich aus Es gibt aber eine weitere Möglichkeit: Den Wechsel in einen anderen Tarif derselben Gesellschaft. Um neue Kunden zu gewinnen, haben die Versicherer eine Vielzahl an Tarifvarianten entwickelt. "Bei langjährigen Kunden gibt es nahezu immer neue Tarife, die die Versicherung seit Vertragsabschluss in ihr Portfolio aufgenommen hat und die bei vergleichbaren und zum Teil sogar besseren Leistungsmerkmalen deutlich günstiger und beitragsstabiler sind", sagt Nicola Ferrarese von dem Beratungsunternehmen Minerva KundenRechte. Dem Laien fällt der Durchblick im Tarifdschungel allerdings schwer und auch die Abwicklung des Wechsels kann eine Herausforderung sein. Die Versicherer selbst und Makler beraten hierbei häufig nicht wirklich unabhängig. Es gibt Dienstleister, die sich auf solche Beratungen spezialisieren (siehe Kasten rechts). Dafür wird ein Honorar fällig. So arbeitet etwa Minerva KundenRechte als sachverständiger Rechtsberater auf Erfolgsbasis und berechnet netto einmalig die Hälfte der jährlichen Beitragsersparnis. Transportunternehmer Johannes G. zahlt dank der Wechselhelfer statt 966 Euro nun 387 Euro monatlich - bei gleichwertigen Leistungen. Auch der Selbstbehalt in Höhe von 800 Euro pro Jahr ist gleich geblieben. Laut Ferrarese liegt die Versicherungsprämie des 63-Jährigen damit deutlich unter dem Beitrag, den er auch in der gesetzlichen Krankenversicherung als Rentner zu zahlen hätte. "Jährlich spare ich mir dadurch 6950 Euro", sagt G. Das macht es ihm leichter, in Rente zu gehen und Beitragserhöhungen zu stemmen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Versicherungen www.verkehrsrundschau.de/dossiers Wechsel zur gesetzlichen Krankenversicherung Schwierige Rückkehr Die Leistungen der privaten Krankenversicherung (PKV) sind in der Regel besser als die der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Angesichts steigender Beiträge oder bei Nachwuchs, der ebenfalls privat versichert werden muss, wünschen sich viele PKV-Nehmer, das System der GKV nicht verlassen zu haben. Eine Rückkehr ist nur in Einzelfällen möglich und für Selbstständige sogar besonders schwierig.Hier die wichtigsten Bedingungen in Kurzform:- Bei einem Angestellten muss das regelmäßige jährliche Bruttoeinkommen unter derzeit 56.250 Euro liegen. Aufwendungen des Arbeitgebers für die Altersvorsorge des Beschäftigten zählen nicht dazu.- Ein Selbstständiger muss im Hauptberuf in ein Angestelltenverhältnis wechseln, in dem er jährlich weniger als 56.250 Euro verdient.- Eine Möglichkeit für verheiratete Selbstständige besteht darin, ihre Selbstständigkeit aufzugeben und in die Familienversicherung ihres Ehepartners einzutreten - sofern der Ehepartner Mitglied einer GKV ist. Dann darf der Betreffende aber nur ein monatliches Gesamteinkommen von bis zu 415 Euro erzielen oder in einem Minijob arbeiten, der einen maximalen monatlichen Verdienst von 450 Euro erlaubt. Durch die Aufgabe der Selbstständigkeit und der Auflösung des Betriebsvermögens und der Veräußerungsgewinne können aber Einnahmen entstehen, die einen Eintritt in die Familienversicherung ausschließen.- Wer älter als 55 Jahre ist, hat kaum noch eine Chance zu wechseln - selbst wenn er unterhalb der Verdienstgrenze im Angestelltenverhältnis tätig ist. Hier bleibt in der Regel nur die Möglichkeit der Familienversicherung. eee Wechselhelfer Spezialisierte Dienstleister Auf Beratungen rund um die günstigsten Tarifvarianten der privaten Krankenversicherung haben sich unter anderem folgende Anbieter spezialisiert:- Delegare AGwww.beitragsoptimierung24.de- Minerva KundenRechte GmbHwww.minerva-kundenrechte.de- VersSulting UGwww.der-versicherungsberater.com- Widge.de GmbHwww.widge.deVor einer Beauftragung sollte die Bezahlung geklärt werden: Manche Anbieter arbeiten mit einem Erfolgshonorar, dessen Höhe von der Beitragsersparnis abhängt, andere berechnen Festpreise für Beratung, Vergleich und die Abwicklung des Wechsels in eine andere Tarifvariante.Vorsicht ist geboten, wenn Anbieter Provisionen von den Versicherungsgesellschaften kassieren: Das könnte die Neutralität der Beratung beeinträchtigen. eee

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