Warum haben Sie einen Elektro-Lkw gekauft?

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Elektro-Lkw zu kaufen? Vor zwei Jahren bin ich zum ersten Mal über einen Zeitungsartikel auf das Thema E-Lkw aufmerksam geworden. Da ging es um einen Lkw von Schenker und Fraunhofer, der die Batterie noch auf einem Hänger hinter sich her zog. Da dachte ich mir, so ein Schmarrn. In der gleichen Ausgabe stand ein paar Seiten später aber auch etwas über den Schweizer Elektro-18-Tonner E-Force One vom gleichnamigen Hersteller. Da dachte ich mir, der ist ja cool. Nach einer spontanen Probefahrt in der Schweiz wollte ich das Fahrzeug haben. Bei dem Preis haben Sie aber sicher nicht gleich bestellt, oder? Nein, ich habe erst einmal nach einer Zuschussmöglichkeit gesucht und wurde nach einem Jahr beim Verkehrsministerium fündig. Der Zuwendungsbescheid kam Ende 2015, im Januar 2016 habe ich den E-Force One konfiguriert und bestellt. Das Fahrzeug haben wir am 29. November nach erfolgter EMV-Prüfung und dem TÜV-Termin zugelassen. Ohne Förderung hätten Sie das Fahrzeug nicht gekauft? Nein. Auch mit der Förderung ist der Lkw unwirtschaftlich. Wir kämen auf eine Amortisationszeit von 23 Jahren. Auf der Kostenseite sparen wir im Jahr 3600 Euro für Treibstoff und 3000 Euro für Wartung und Reparatur im Vergleich zum Diesel-Lkw. Gekostet hat das gesamte Projekt 345.000 Euro inklusive der Ladestelle auf dem Hof. Dazu haben wir einen Zuschuss von 96.000 Euro bekommen. Ein vergleichbarer konventioneller 18-Tonner hätte uns etwa 100.000 Euro gekostet. Für Reparaturen und zur Wartung muss das Fahrzeug zudem immer in die Schweiz? Nein, wir arbeiten mit dem Autohaus Wald in Ravensburg zusammen. Dort werden zwei Monteure von E-Force One geschult. Die kümmern sich um Chassis und Bremsen. Die Batteriewartung machen wir selber. Wenn am E-Motor etwas ist, schickt uns E-Force One einen Elektriker. Wäre es auch ohne die eigene Ladestation auf dem Hof gegangen? Die macht schon Sinn. Das Auto ist in Opfenbach stationiert, es fährt morgens hier los und kommt am Ende seiner Tour wieder zurück. Wir laden es mit Nachtstrom. Eine vollständige Ladung dauert sechs Stunden. Sie können das Fahrzeug auch unterwegs an einer Haushaltssteckdose aufladen, aber das dauert doppelt so lange. Was für Touren sollen mit dem Lkw gefahren werden? Im ersten Jahr wollen wir das Auto hier in der Region am Bodensee bekannt machen. Morgens fährt der Lkw von Opfenbach mit Sammelgut nach Lindau, auch auf die Insel. Nach dem Abladen weiter zu Lindauer Dornier in Lindau. Von dort fahren wir Webmaschinen durch ein Wohngebiet ins Außenlager. Anschließend sammelt der E-Force Stückgut in Wangen ein und ist gegen 17 Uhr zurück. Es haben schon Kunden angefragt, ob wir für sie eine Tour fahren, aber ich möchte den ersten Elektro-Lkw bewusst großräumig und nicht nur für einen Kunden einsetzen. Beteiligen sich Verlader an dem Projekt? Ich habe keinen gefragt. Sollte jetzt einer kommen, können wir das gerne machen und ich kaufe den nächsten E-Force. Dabei müsste sich der Verlader aber an den Mehrkosten beteiligen. Beim aktuellen Fahrzeug verbuche ich das noch unter Marketing sowie Forschung und Entwicklung. Wir hatten vor Jahren auch einen der Hybrid-Mercedes geleast. Der hat uns keine Einsparungen beim Diesel gebracht. Jetzt möchte ich herausfinden, was E-Mobilität leistet. Erster E-Lkw im Allgäu Die Spedition Max Müller hat sich den E-Verteiler-Lkw E-Force One gekauft. Gefördert wurde die Investition im Rahmen des Programms Modellregionen Elektromobilität mit Mitteln aus dem Energie- und Klimafonds durch das Bundesverkehrsministerium. Das Fahrzeug erreicht eine Geschwindigkeit von 87 Kilometern pro Stunde und fährt bis zu 300 Kilometer weit. Der getankte Strom wird zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen. sv