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VVWL-Mitgliederumfrage: Folgen der Sperrung der A 45 bei Lüdenscheid

15.03.2022 13:30 Uhr | Lesezeit: 3 min
Rahmedebrücke A45
Die Talbrücke ist seit Monaten gesperrt
© Foto: picture alliance/dpa | Kay-Helge Hercher

Der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen hat eine Erhebung unter seinen wirtschaftlich betroffenen Mitgliedsunternehmen mit Schwerpunkt Südwestfalen zu den unternehmensbezogenenen Folgen der Sperrung der Rahmedetalbrücke durchgeführt.

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Münster. Seit Monaten ist die Rahmedetalbrücke an der A 45 gesperrt. Der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) befragte nun die betroffenen Transport- und Logistikunternehmen, inwiefern sie das beinflusst. Für die lokal ansässigen Logistikunternehmen zählt jeder Tag, der bis zur Fertigstellung der neuen Talbrücke eingespart werden kann. Denn diese Unternehmen erleiden durch die Staulagen und Umleitungen pro Lkw im Schnitt 15 Prozent (%), in Spitzen über 20% Effizienzeinbußen, ohne diese ausgleichen zu können. Weder gibt es derzeit ausreichende Ausweichlösungen auf alternative Verkehrsträger, noch kann zusätzliches Fahrpersonal angeworben werden, um die liegen gebliebenen Touren durchzuführen.

Die Ergebnisse der VVWL-Erhebung d verdeutlichen den Ernst der Lage:

  • Befragt wurden Mitgliedsbetriebe aus dem Regierungsbezirk Arnsberg. Hinsichtlich ihrer Größe werden die Mitgliedsbetriebe in der Befragung nach der Anzahl der betroffenen Lkw je antwortende Firma klassifiziert. So variiert die Anzahl der eingesetzten Lkw zwischen 1 und 100 pro Firma. Rund die Hälfte der Antwortenden hatten 1-9 betroffene Fahrzeuge im Einsatz, 21% 10-30, 12% 31-49 sowie 17% 50-100 betroffene Fahrzeuge im Betrieb.
  • Den Unternehmen entstehen monatlich durchschnittlich 31.185 Euro (€) direkte Gesamt-Mehrkosten durch die Sperrung. 10% der Antwortenden mit jeweils 40-85 betroffenen Fahrzeugen nennen monatliche Gesamt-Mehrkosten von zwischen 105.000 € und 130.000 €. 25% der Antwortenden benennen Gesamt-Mehrkosten zwischen 40.000 € und 70.000 € pro Monat (sie setzen zwischen 10 und 29 oder 30-49 betroffenen Fahrzeuge ein). 45% der Antwortenden haben monatliche Gesamt-Mehrkosten von 4000 bis 10.000 € (in der Regel Firmen, die zwischen 1 und 9 betroffene Fahrzeuge haben). Insgesamt drücken schon diese deutlichen Mehrkosten massiv auf die Jahresergebnisse der betroffenen Firmen. Hinzu kommen noch entgangene Einnahmen durch wegen der Sperrung insgesamt oder nicht mehr im bisherigen Umfang mögliche Fahrten und Dienstleistungen.
  • Die Einzelfahrten der eingesetzten Lkw verlängern sich durchschnittlich um 1 Stunde und 7 Minuten. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die steigenden Personalbelastungen und die nachhaltig sinkende Produktivität.
  • Bei den regionalen Sammel- und Verteilverkehren reduziert sich die Anzahl der Stopps pro Lkw um durchschnittlich 17%. Das bedeutet umgekehrt, dass ein erheblicher Mehraufwand pro Tag nötig ist, um die gleiche Stopp-Anzahl am Tage zu erbringen. Dieser wird mit durchschnittlich 570 € je Tag bemessen. Allerdings stehen diesem Versuch des Ausgleichs hier nicht selten fehlende zusätzliche Fahrer- und Lkw-Kapazitäten entgegen.
  • Bei Wagenladungsverkehren reduziert sich durch die Sperrung die Anzahl der täglichen Umläufe pro Lkw bei 75% der Antwortenden um 50%, bei 25% um 25%. Auch dies sind beachtliche Verluste an Produktivität und Einnahmen. Den Mehraufwand, um diesen Produktivitätsverlust zumindest teilweise aufzufangen, bemessen die hierzu Antwortenden auf durchschnittlich 600 € pro Tag. Auch hier ist aber zu berücksichtigen, dass dem Ansinnen nicht selten fehlende zusätzliche Fahrer- und Lkw-Kapazitäten entgegenstehen.
  • Stark belastend für die Mitarbeiter/innen der Unternehmen wirkt sich zudem aus, dass deren Anfahrts- bzw. Abfahrtszeit um durchschnittlich 65 Minuten angewachsen ist. Hier liegen die meisten Meldungen bei plus 45 – 70 Minuten mit Extremen bei plus 15 Minuten oder plus 180 Minuten.

Neben den aktuell enormen Mehrbelastungen der Firmen durch die Kraftstoffpreisexplosion und die generellen Verteuerungen von Vorprodukten und Betriebsstoffen kann die spezifische Belastung durch die Sperrung der Rahmedetalbrücke/A45 von den betroffenen Firmen nicht aufgefangen werden und gefährdet mittelfristig den Wirtschaftsraum und die Logistikketten Südwestfalens.

Nicht zuletzt aufgrund des Drucks und der massiven Betroffenheit der regionalen Wirtschaft, Logistikwirtschaft und Bevölkerung und der Gefährdung des Wohlstandes ist zu erkennen, dass alle Verantwortlichen den Ernst der Lage verstanden haben und eine maximale Beschleunigung des Planungs- und Bauprojektes Ersatzneubau Talbrücke Rahmede A45 herbeiführen wollen. Die vom VVWL vorgelegten betriebswirtschaftlichen Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit hierfür.

Weitere Einschränkungen wie etwa ein derzeit diskutiertes Nachtfahrverbot für Lkw auf Ausweichrouten, sind für die betroffenen Unternehmen und die Logistikbranche angesichts der vorstehenden Zahlen und bisherigen Auswirkungen nicht mehr tragbar. Weitere Alternativrouten wie die B236 müssen schnellstmöglich ertüchtig und Sperrungen wegen Baustellen minimiert werden. (ste)

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