Hamburg. Der Hamburger Waggonvermieter und Schienen-Logistiker VTG sieht mittel- und langfristig ein erhebliches Wachstumspotenzial in den USA und in Russland. Das betonte Heiko Fischer, Vorstandsvorsitzender des Traditionsunternehmens am Montag in der Hansestadt vor Journalisten anlässlich der Auftaktveranstaltung zu „60 Jahre VTG". Das Unternehmen wurde exakt am 30. Oktober 1951 in der Elb-Metropole aus der Taufe gehoben. Fischer wies darauf hin, dass zwischen 1951 bis heute mit den von VTG bereitgestellten Waggons in ganz Europa mehr als drei Milliarden Tonnen Güter bewegt wurden. Heute hat das Unternehmen, zu dem auch ein weltweit eingesetzter Tankcontainerbestand von mehr als 10.000 Einheiten zählt, rund 1000 Mitarbeiter.
Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Russland ist das Unternehmen heute bereits vertreten. Insgesamt disponiert der Schienen-Dienstleister über rund 51.000 Waggons, wobei der Einsatzschwerpunkt weiter in Europa liegt. In den USA will Fischer den Schienenlogistiker im Laufe der nächsten Jahre ins Mittelfeld unter den dortigen Waggonanbietern aufrücken lassen. Anders als in Europa würden in den Vereinigten Staaten die Waggon-Vermietgesellschaften eine sehr starke Marktposition haben. Gut zwei Drittel des Waggonbestands würden heute schon von den Privatwageneinstellern geführt, der Rest von den verschiedenen Bahnen selbst. In Europa sei das Verhältnis praktisch genau anders herum. Fischer zufolge müsse sich auch der europäischen Schienengüterverkehrsmarkt die Entwicklung in den USA beim Waggonbestand zum Vorbild nehmen. Russland sei ebenfalls ein hochinteressanter Markt, in dem das Unternehmen aktuell mit knapp 1000 Waggons vertreten ist. Auch hier wolle man behutsam weiterwachsen.
Neben dem Kerngeschäft, nämlich der Vermietung von Spezialwaggons für Kunden aus der Chemie, der Mineralölindustrie, dem Automobilbereich sowie der Papier und Agrarindustrie will die VTG „behutsam" auch das Geschäft mit Containertragwagen entwickeln. Hier verfüge man bereits „über einige hundert Stück". Der Containertragwagen, der im kombinierten Ladungsverkehr (KV) entscheidend ist, sei nur „auf den ersten Blick einfach". Doch beim genauen Hinsehen sei es ein sehr komplexes Fahrzeug und auch ein anspruchsvoller Markt. Daher werde man auch hier den Bestand sehr behutsam weiterentwickeln.
Fischer sieht das Unternehmen weiterhin gut aufgestellt. Die Waggonauslastung bewege sich weiterhin bei über 90 Prozent. Das eigene Waggonbauwerk sei recht gut ausgelastet. „Je globaler die Wirtschaft, desto unverzichtbarer wird die Schiene zur Bewältigung großer Mengen über große Strecken", stellte Fischer fest. Von der europäischen Verkehrspolitik, aber auch der Bundesregierung, forderte er einen stärkeren und schnelleren Ausbau der Schieneninfrastruktur. Zudem müsse es endlich ein „schlüssiges Gesamtkonzept" auf europäischer Ebene zur Lösung des immer wichtigeren Themas „Lärmverringerung im Schienengüterverkehr" geben. Bislang finde die Waggonvermiet-Industrie hier nur einen halbherzigen Flickenteppich vor. (eha)