Interview: Verträge jetzt überprüfen

Wie schätzen Sie die Änderungen im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zum 1. April 2017 ein? Es hätte schlimmer kommen können, etwa beim Streikverbot. Hier wäre denkbar gewesen, dass jeglicher Einsatz von Leiharbeitern während eines Streiks verboten wird. Vom Tisch ist auch die Überlegung, Leiharbeit nur bei Auftragsspitzen zu erlauben. Da ist es positiv zu bewerten, dass Arbeitgeber eine Stelle nach wie vor dauerhaft mit Leiharbeitern besetzen und einzelne Leiharbeiter nach drei Monaten Pause weitermachen können. Trotzdem muss ein Leiharbeiter drei Monate pausieren, bevor er wieder beschäftigt werden kann. Gibt es keine andere Möglichkeit für Einsatz-Unternehmen, bei der Besetzung einer Stelle mit Leiharbeitern mehr Kontinuität herzustellen? Doch, hier gibt es schon Raum für findige Personaler. So wäre es im Rahmen des Gesetzes wohl möglich, mithilfe von zwei Servicegesellschaften Leiharbeiter im Konzern zu verschieben und das Konzernprivileg zu nutzen. Voraussetzung dafür ist, dass die Mitarbeiter mitmachen. Sie könnten auf diesem Wege auch länger eingesetzt werden. Da die Höchstüberlassungsdauer personenbezogen ist, wäre es auch möglich, mittels eines Rotationsmodells einen Arbeitsplatz dauerhaft mit Leiharbeitern zu besetzen. Wie können Arbeitgeber die Zeit bis zum 1. April 2017 sinnvoll nutzen? Sie sollten ihre Arbeitnehmerüberlassungsverträge überprüfen und der neuen Rechtslage anpassen. Ganz generell sollten sie aber die jetzige Diskussion zum Anlass nehmen, die eigene Praxis hinsichtlich der Fremdvergabe von Aufträgen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Die Erfahrung zeigt, dass vieles sich einschleift, auch wenn generell auf eine Trennung von Werkverträgen und Arbeitnehmerüberlassung im Unternehmen geachtet wird. So kann es mit der Zeit vorkommen, dass Einkäufer oder Personaler Wege finden, die Vorgaben zu umgehen, um eine Einstellung möglich zu machen. Das sollte überprüft werden.

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