Berlin. Die Gewerkschaft Verdi will die alternativen Postzusteller zu Tarifverhandlungen drängen - notfalls auch mit Streiks. "Wir haben den Arbeitgeberverband Neue Brief- und Zustelldienste für den morgigen Tag eingeladen, mit uns die Tarifverhandlungen zu eröffnen", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis am Mittwoch in Berlin. Sollte der Verband der Einladung nicht nachkommen, werde man "sehr bald" über Arbeitsniederlegungen nachdenken.
Da die Bundesregierung einen gesetzlichen Mindestlohn ablehnt, müssen die Gewerkschaften Mindestlöhne mit einzelnen Arbeitgeberverbänden vereinbaren. Im Bereich der Postdienste ist das mit dem Arbeitgeberverband der Deutschen Post (ABV Postdienste) bereits gelungen. Dort gilt für Postzusteller ein Mindeststundenlohn von 9,80 Euro.
Dieser Lohn gilt jedoch nicht für die Beschäftigten alternativer Brief- und Paketzusteller wie der Pin AG und dem niederländischen Dienst TNT. Bisherige Versuche, über Mindestlöhne zu verhandeln, seien von deren Arbeitgeberverband ignoriert worden, so Kocsis. Die beiden größten Post-Konkurrenten Pin und TNT zahlen ihren Mitarbeitern mit 8,22 Euro und maximal 7,97 einen deutlich niedrigeren Stundenlohn. Kleinere Zustelldienste zahlten nach Angaben der Bundesnetzagentur sogar noch viel weniger.
Im Januar 2010 hatte das Bundesverwaltungsgericht Leipzig den von Gewerkschaften und der ABV Postdienste vereinbarten Mindestlohn von 8 bis 9,80 Euro, der für alle Postdienste gelten sollte, wegen eines schweren Verfahrensfehlers für unwirksam erklärt. (dpa)