Verbände warnen EU-Kommission vor verpflichtenden Kaufquoten für ZEV

16.10.2025 08:49 Uhr | Lesezeit: 3 min
Ein grüner E-lkw lädt an einer Ladesäule
Noch sind emissionsfreie Lkw selten auf Europas Straßen – vor allem wegen hoher Anschaffungskosten und fehlender Ladepunkte (Symbolbild)
© Foto: Tondone/Stock.adobe.com

Die EU-Kommission möchte für Flottenbetreiber verpflichtende Kaufquoten für Null-Emissions-Lkw (ZEV) einführen. Vier große Verbände des europäischen Gütertransports bitten die EU-Kommissionspräsidentin, darauf zu verzichten.

Gezielte Anreize und Investitionen sind besser als Zwang: Unter diesem Leitmotiv bitten vier Verbände des internationalen (Straßen-)Güterverkehrs in einem Brief an die deutsche EU-Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) darum, auf einen Vorschlag zur Einführung von verpflichtenden Kaufquoten von Null-Emissions-Lkw (ZEV) für Flottenbetreiber zu verzichten. Nach eigenen Angaben will die EU-Kommission einen solchen Gesetzesvorschlag noch bis Ende des Jahres veröffentlichen. Sie will damit erreichen, dass mehr ZEV auf Europas Straßen fahren und sich die Dekarbonisierung des europäischen Straßenverkehrs dadurch beschleunigt.

Unklare Pläne der EU-Kommission

Was genau die Kommission im Einzelnen plant, ist noch nicht bekannt. Der Vorschlag müsste in der Folge überdies noch vom Europaparlament und den EU-Mitgliedstaaten in ein Gesetz umgewandelt werden. Allerdings befürchten die Unterzeichner jetzt schon, dass in jedem Fall der Gütertransportsektor unter einem Quotenzwang leiden werde.

Fehlende Wirtschaftlichkeit von ZEV

Grund für die Sorge sei die Tatsache, dass ZEV bislang für die meisten Akteure des Straßengütertransportsektors noch kein Business-Modell darstellen würden. ZEV – meist E-Lkw – seien in der Anschaffung weiter viel teurer als Diesel-Lkw, aber nicht so flexibel einsetzbar. Es fehle weiter an ausreichend öffentlicher E-Ladeinfrastruktur und den nötigen Stromnetzkapazitäten, um das Aufladen oder Tanken von ZEV ähnlich unkompliziert zu gestalten wie das Betanken von Diesel-Lkw.

Belastung für kleine und mittlere Unternehmen

Unter einem Anschaffungszwang von ZEV würden außerdem besonders die kleinen und mittleren sowie Mikro-Unternehmen leiden – und damit rund 95 Prozent der Straßengüterverkehrsunternehmen in Europa. Die könnten es sich wirtschaftlich nicht leisten, mit Fahrzeugen zu fahren, die ein strukturelles Minusgeschäft bedeuten. Für Spezialtransporte wie Kühl- oder Chemietransporte seien ZEV wegen der spezifischen Anforderungen an die entsprechenden Fahrzeuge in der Regel ebenfalls noch nicht praktikabel.

Forderung nach besseren Rahmenbedingungen

Statt verpflichtende Quoten für den Kauf von ZEV für Flottenbetreiber vorzuschlagen, fordern die Unterzeichner des Briefs die EU-Kommission dazu auf, mit gezielten Maßnahmen so gute Rahmenbedingungen für den Einsatz von ZEV zu schaffen, dass Unternehmen bzw. Flottenbetreiber von sich aus ZEV kaufen. Drei Maßnahmen seien dafür zentral: gezielte Anreize zum Kauf von ZEV, verstärkte Investitionen in die Ladeinfrastruktur sowie ein solider Finanzierungsrahmen zur Verwirklichung eines emissionsfreien Straßengüterverkehrs in der EU. Darunter verstehen die Verbände auch die Möglichkeit, Einnahmen aus der Maut verpflichtend wieder für Verkehrsprojekte zu verwenden.

Adressaten und unterzeichnende Verbände

Ihren Brief haben die vier Verbände an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen adressiert, in Kopie aber auch an die EU-Kommissare für Verkehr und Klima, den Griechen Apostolos Tzitzikostas, und den Niederländer Wopke Hoekstra geschickt.

Die Unterzeichner vertreten folgende Verbände: die Internationale Straßentransport Union (IRU), den Europäischen Verband für Spedition, Transport, Logistik und Zolldienstleistungen (Clecat), den Rat der Europäischen Verlader (ESC) und die Globale Kühlketten Allianz (GCCA).



In unserem VR-Verkehrsrechtsblog klärt Rechtsanwalt Dr. Wolf-Henning Hammer über Verkehrsrechtsangelegenheiten rund um den Straßengüterverkehr auf. Der Zugang zu unseren Blogs ist für Abonnenten kostenfrei. Ein unverbindliches, zwei-monatiges Kennlern-Abo können Sie gerne hier abschließen. 

Sie haben Fragen oder Themen für unsere Blogs, die sich unser Expertenteam genauer ansehen soll? Dann schreiben Sie uns gerne eine Mail an verkehrsrundschau@tecvia.com oder wenden Sie sich direkt an unsere Rechtsredakteurin Marie Christin Wiens.


HASHTAG


#emissionsfreie Transporte

MEISTGELESEN


KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.