Geplante US-Zölle auf Medikamente treffen deutsche Pharmaindustrie

26.09.2025 13:45 Uhr | Lesezeit: 3 min
Blister mit Tabletten
Rund 17 Prozent der deutschen Pharmaimporte kamen 2024 aus den USA (Symbolbild)
© Foto: rainbow33 / stock.adobe.com

Trumps geplante 100-Prozent-Zölle auf Arzneimittelimporte bedrohen deutsche Pharmaexporte und internationale Lieferketten. Während die Pharmabranche Alarm schlägt, zeigt sich die EU-Kommission gelassen.

Ab dem 1. Oktober 2025 sollen Arzneimittelimporte in die USA mit 100 Prozent Zoll belegt werden. Das hat US-Präsident Donald Trump angekündigt. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) stünden damit deutsche Pharmaunternehmen vor großen Herausforderungen.

Das Statistische Bundesamt meldete für 2024 Pharmaexporte im Wert von 27 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten – fast ein Viertel der gesamten Branchenausfuhren. Die USA sind damit der wichtigste Absatzmarkt außerhalb der EU. „US-Zölle gefährden deutsche Arzneimittelexporte auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt und setzen den Pharmastandort Deutschland unter Druck“, erklärte Jasmina Kirchhoff vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Hintergrund: Trump will Produktion in die USA holen

Trump kündigte auf seiner Plattform Truth Social an, Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA von den Zöllen auszunehmen. Wer bereits Werke plane oder baue, könne die Abgaben umgehen. Mehrere internationale Konzerne wie Roche, Novartis, Sanofi und GSK haben bereits Investitionen in Milliardenhöhe in den USA angekündigt.

"Die Methode ist brachial und fragwürdig, doch die Botschaft dahinter ist eindeutig: Die USA schotten sich ab und zwingen die Wirtschaft zurück ins eigene Land", sagt Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland nach Angaben der dpa.

Zölle belasten Lieferketten und Versorgung

Die neuen Abgaben würden laut dpa nicht nur Exporte treffen. Deutschland importiert laut dpa jährlich Medikamente im Wert von rund 12 Milliarden Euro aus den USA sowie zahlreiche Vorprodukte für die Arzneiproduktion. „Die angekündigten Importzölle von 100 Prozent hätten gravierende Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten, verteuerten die Produktion von Arzneimitteln und gefährdeten die Versorgung von Patientinnen und Patienten – sowohl in den USA als auch in Europa“, sagte VFA-Präsident Han Steutel.

Branche und Verbände üben Kritik

Der Verband forschender Pharmaunternehmen (VFA) kritisierte nach Angaben der dpa, dass Trumps Pläne bestehende Handelsabsprachen zwischen EU und USA verletzten, die eine Zollobergrenze von 15 Prozent vorsehen. Auch Wolfgang Große Entrup vom Verband der Chemischen Industrie sprach von einem „weiteren Schlag ins Gesicht“ und forderte die EU-Kommission auf, auf die Einhaltung der Vereinbarungen zu bestehen.

Auch der Verein Pharma Deutschland weist darauf hin, dass sich die EU und die USA erst vor wenigen Wochen auf einen Zollsatz von 15 Prozent für Arzneimittel verständigt haben, mit Zollfreiheit für Generika, um Stabilität zu schaffen. Präsident Trumps Kehrtwende zeige aber einmal mehr, wie unberechenbar die internationale Handelspolitik geworden sei.

Die geplanten Zölle betreffen auch Spediteure, Luftfrachtunternehmen und Speziallogistiker. Da die Pharmaindustrie stark auf temperaturgeführte Transporte und GDP-konforme Lieferketten angewiesen ist, könnte eine Verlagerung der Produktion in die USA das Transportvolumen in Europa verringern und Handelsströme dauerhaft verändern

EU-Kommission bleibt gelassen

Die EU-Kommission rechnet nicht damit, dass die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle von 100 Prozent auf deutsche und europäische Pharmaexporte tatsächlich greifen. Ein Sprecher in Brüssel verwies darauf, dass die EU und die USA in einer im August veröffentlichten gemeinsamen Erklärung zu Handelsfragen ausdrücklich eine Zollobergrenze von 15 Prozent auch für Pharmazeutika festgelegt haben. Diese Vereinbarung sichere europäischen Unternehmen zu, dass ihre Ausfuhren nicht mit höheren Zöllen belastet würden.


VR Funk - der Podcast der VerkehrsRundschau

Mit aktuellen Hintergrundinformationen, Interviews und Einschätzungen rund um Transport, Logistik, Spedition und Nutzfahrzeuge hält Sie die VR-Redaktion gemeinsam mit Experten der Branche auf dem neuesten Stand. Ob unterwegs, im Büro oder zuhause: Hören Sie rein und bleiben Sie informiert über Themen, die bewegen. Neue Folgen erscheinen immer donnerstags und sind verfügbar bei

Spotify

Deezer

Apple Podcasts

Audible

Sie haben Fragen, Ideen oder wollen gerne Teil unseres Podcasts werden? Dann melden Sie sich gerne bei Tabea Schulz unter tabea.schulz@tecvia.com


HASHTAG


#Zollpolitik

MEISTGELESEN


KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.