Unternehmer-Umfrage: Wie schaffen wir 2023 die Wende?

"Der Mix an Lösungen macht es aus" Michael Bargl, Geschäftsführer der IDS Logistik GmbH, Kleinostheim "Als Stückgutkooperation IDS gehen wir für 2023 insgesamt von einem Nullwachstum der Wirtschaft in Deutschland aus, gekennzeichnet unter anderem von der Zunahme an Insolvenzen und rückläufigem Konsum. Auf der Energieseite erwarten wir Konstanz bei den Dieselpreisen, aber weiter steigende Strom- und Gaskosten. Zudem wird sich der Arbeitskräftemangel in allen Bereichen weiter verschärfen. Dies drückt erheblich auf die Lohnkosten - zusätzlich belastet durch die Inflation. Zudem wird es immer schwieriger, Flächen für neue Speditionsterminals zu finden, geschweige denn zu vernünftigen Preisen. Durch die weitere konsequente Digitalisierung und Automation wollen wir die Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich sowie im Umschlag und Lager bei repetitiven Aufgaben entlasten und die Produktivität durch eine intelligente Mensch-Roboter-Kooperation weiter steigern. Zudem starten wir ein neues Grundlagenprojekt, bei dem alle Daten auf Packstückebene, wie etwa Länge, Breite, Höhe, Gewicht, Verpackungsart, für 100 Prozent der IDS-Sendungen automatisch erfasst werden. So schaffen wir die Basis für künftige Anwendungen - von der vollautomatisierten Nahverkehrsdisposition über die automatische Volumenmessung bei Entladung bis zur automatischen Verbringung der Packstücke von der Entlade- in die Beladezone. Wichtiges Thema bleibt für IDS die Nachhaltigkeit. Bei den IDS-Partnern gibt es schon viele Initiativen zur Erreichung der Klimaneutralität, ob Photovoltaik und Ladeinfrastruktur bei Neubauten, CO2-Fußabdruck-Messung nach DIN 16258, Fahrradlogistik auf der Letzten Meile oder E-Fahrzeuge im Pkw- und Sprinterfuhrpark. Für 2023 planen wir im IDS eine einheitliche Strategie bezüglich CO2-Messung, CO2-Vermeidung in der IDS-Zentrale, den IDS-HUBs und den -Depots (Scope2-Emissionen) und CO2-Vermeidung bei Lieferanten, also vor allem bei Frachtführern (Scope3-Emissionen). Drittes Großprojekt ist der Ausbau des IDS- Netzes von heute 51 auf 60 bis 65 Depots bis 2025, um so die Wege zu verkürzen, gerade im immer teureren Nachlauf, und die CO2-Emissionen, die hier je Kilometer am höchsten sind, zu senken. Da es Flächen bis 100.000 Quadratmetern für Logistikneubauten kaum noch gibt, oder nur sehr teuer, stellen wir auf kleinere Einheiten um. Ende 2022 eröffnet Rieck in Oberkrämer bei Berlin das 52. IDS Depot und für 2023 sind weitere Standorte in Düsseldorf, Polch, Hannover und Hamburg geplant. Kurz gesagt: Der Mix an Lösungen macht es aus, um gut durch 2023 zu kommen." eh "Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche" Christina Thurner, Vorständin von Loxxess, Tegernsee "Niemand hat vorhersehen können, in welchem Tempo sich die gesellschaftlichen Krisen, politischen Herausforderungen und Unterbrechungen in den globalen Lieferketten ereignen würden. Experten schätzen, dass die Produktion im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland bis Ende 2023 um 7,5 Prozent schrumpft. Und für den deutschen Mittelstand, besonders in energieintensiven Branchen, wird die Anpassung an die neue (Energie-)Welt eine gewaltige Herausforderung, an der manche Firmen scheitern werden. Als deutsches Familienunternehmen sorgen wir uns um den Industriestandort Deutschland. Eines ist klar: Logistik wird weiterhin gebraucht. Daher blickt Loxxess durchaus optimistisch in die Zukunft. Wir sind stabil aufgestellt, was etwa die digitale Dokumentation unserer Prozesse angeht. Das hilft uns, effizienter zu werden und Optimierungspotenziale schneller zu erkennen. Damit unsere Dienstleistungen auch künftigen Herausforderungen gewachsen sind, entwickeln wir uns kontinuierlich weiter. Ein Kernelement unserer Strategie ist die Transparenz, die wir über unsere Prozesse und Strukturen herstellen. Sie hilft uns nicht nur, flexibel zu reagieren, sondern auch, unseren CO2-Ausstoß zu reduzieren. So entstehen Synergien bei der Umsetzung verschiedener unternehmerischer Zieldimensionen, etwa weil wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie unserer Kunden leisten. Gleichzeitig müssen auch wir mit dem alarmierenden Fachkräftemangel ringen. Überdies fordern Mitarbeitende vermehrt Homeoffice oder flexible Arbeitszeitmodelle. Voraussichtlich steigen daher Personal- und Recruitingkosten. Für uns als Mittelständler bedeutet das einen großen Kraftakt, zumal die hohen Energiekosten eine weitere finanzielle Belastung darstellen. Hauptaugenmerke für Loxxess im Jahr 2023 sind also: unsere Stärken auszubauen und bestehende Partnerschaften zu vertiefen. Das bedeutet konkret, unsere Services mit Technologien wie Machine Learning und Automatisierung zukunftsfähig und leistungsstark zu gestalten. Hinzu kommt der Ausbau an Standorten wie aktuell in Aurach, Bor und Warschau. Kurzgefasst: Wir konzentrieren uns aufs Wesentliche." eh "Krisen bergen auch die Chance zur Verbesserung" Matthias Magnor, Chief Operating Officer von BLG Logistics, Bremen "Die Pandemie hat offengelegt, wie systemrelevant die Logistikbranche und wie fragil das weltumspannende Netz der Supply-Chains ist. Kaum schienen sich die Lieferketten Anfang des Jahres zu stabilisieren, löste der Krieg in der Ukraine den nächsten Krisenmodus aus, dessen Ende nicht abzusehen ist. Die Folgen dieser Multikrisen werden bis weit in die Zukunft spürbar sein. Das Wort 'Krise' stammt aus dem Griechischen und bezeichnet eine über einen längeren Zeitraum anhaltende massive Störung des gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Systems. Krisen bergen gleichzeitig auch die Chance zur Verbesserung, die es aktiv zu suchen gilt. Als Unternehmen BLG Logistics sehen wir uns auch im kommenden Jahr einem herausfordernden Marktumfeld gegenüber. Von einem reinen Logistikdienstleister sind wir in den letzten Jahren für unsere Kunden zu einem 'Lösungsfinder und Möglichmacher' geworden. Diese Entwicklung war abzusehen, hat aber insbesondere durch die Pandemie deutlich an Fahrt aufgenommen. Um störungsanfälligen Lieferketten, Fachkräftemangel oder steigenden Energiepreisen entgegenzutreten, sind neben Effizienz und Flexibilität auch die Themen Nachhaltigkeit, hohe Prozess-Stabilität und verlässliche Zusammenarbeit stärker in den unternehmerischen Fokus gerückt. Wichtige Bausteine für Stabilität bei gleichzeitiger Flexibilität bieten die Automatisierung und Digitalisierung von Aufgaben und Prozessen. Gleichzeitig bestimmen aus unserer Sicht die Themen Klimaschutz und Energie die Zukunft der globalen Wirtschaft. Nachhaltigkeit haben wir in unserer DNA verankert. Bis 2030 will die BLG klimaneutral sein. Ein zentraler Baustein unserer 'Mission Klima' sind unsere Logistikzentren. Mit dem neuen XXL-Logistikzentrum 'C3 Bremen' haben wir gerade ein Leuchtturmprojekt fertiggestellt, das in Sachen 'Customer', 'Climate' und 'Comfort' Maßstäbe setzt. Die Multikrisen dieser Welt werden also so schnell sicher nicht gelöst sein. Und die Lieferketten werden trotz aller Anstrengungen störungsanfällig bleiben. Aus diesem Grund ist es aus meiner Sicht essenziell, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Logistiker und Auftraggeber weiterhin fair, pragmatisch und flexibel gestaltet. Wichtig ist außerdem, dass alle Beteiligten - Wirtschaft und Politik - die Auflösung von Engpässen und die Bewältigung von Krisen als gemeinschaftliche Aufgabe betrachten." eh "Krisenmanagement-Projekt steht weit oben" Jörg Mosolf, Vorsitzender des Vorstands (CEO) der Mosolf Gruppe, Kirchheim/Teck "In der Fahrzeuglogistik sehen wir, auch bedingt durch die Förder- und Steuerpolitik der Bundesregierung, die Herausforderung von steigenden Volumen- und Kapazitätsengpässen. So erhalten mit Beginn 2023 Plug-in-Hybridfahrzeuge keine Förderung mehr, auch die Fördersummen für batterieelektrische Fahrzeuge sinkt. Würden Förderungen schon beim Kaufabschluss bewilligt und nicht erst bei Zulassung, könnte dies aufgrund der Berechenbarkeit mehr Vertrauen auf Seiten des Verbrauchers sowie der OEMs schaffen. Damit würde dem kalendarischen Ende der Förderung entgegengewirkt, bei noch vorhandenen Mitteln in den bereitgestellten Töpfen. Die Hersteller hätten Spielraum, die Aufträge wirtschaftlich sinnvoll zu erfüllen, ebenso die Dienstleister und Zulieferer. Im Handel ist mit einem Rückgang von 20 bis 30 Prozent an Auftragseingängen durch Privatkunden zu rechnen. Gründe dafür sind die höheren Zinsen, steigenden Energiekosten sowie eine generelle Unsicherheit im Umfeld für das erste Halbjahr 2023. Um die Kapazitätsengpässe wirtschaftlich sinnvoll behandeln zu können, steht ein dynamisches Krisenmanagement-Projekt weit oben auf der Liste der Aufgaben. Das betrifft sowohl Engpässe der Ware, aber auch Engpässe bei Transportfahrzeugen. Zudem muss der Herausforderung des Fachkräftemangels begegnet werden. Durch Corona und den Ukraine-Krieg fehlen unter anderem viele qualifizierte Fahrer. Den Kunden gegenüber wird es aufgrund der genannten Fakten zu Preisanpassungen kommen, die für beide Seiten akzeptabel gestaltet werden müssen. Damit einhergehend werden Konzepte für Kostenmanagement mit dem Schwerpunkt Effizienz und Produktivität erarbeitet. Wichtig sind indes auch Garantien für Mindestmengen und Inflationsklauseln seitens der OEMs. Und natürlich müssen auch wir uns als Mosolf-Gruppe mit der Energiesicherheit und der Planbarkeit der Energiekosten beschäftigen. Wichtiger Baustein wird bei uns der Ausbau der Photovoltaik-Parkplatzüberdachungen sein, die wir in Rackwitz schon realisiert haben. Rackwitz ist ein neues und weiteres Element im flächigen Ausbau zum Mosolf Eco-System. An unseren Standorten werden wir so mit Sonne oder Wind Energie erzeugen und mittels großer Batteriespeicher puffern und einspeisen. Parallel erneuern wir unsere Flotte mit E-Lkw." eh "Die Kunden an den gestiegenen Kosten beteiligen" Markus Reckling, CEO DHL Express Deutschland, Bonn "Wer hätte zum Jahresende 2021 erwartet, dass wir lediglich zwölf Monate später auf mehr Unwägbarkeiten blicken als noch im Vorjahr 2020? Ukraine-Krieg, Inflation, Energie-Engpässe und Preissteigerungen - die mit vielen Fragezeichen versehene Liste ist sehr lang und macht es unmöglich, von nur einem konkreten Szenario für die wirtschaftliche Lage im kommenden Jahr 2023 auszugehen. Ich blicke nach wie vor zuversichtlich auf die Geschäftsentwicklung von DHL Express und doch ist die gesamtwirtschaftliche Situation von Unsicherheit geprägt: Von weiterhin solidem Wachstum bis hin zur Stagnation scheint in unserem Geschäft grundsätzlich alles möglich zu sein. So viel steht fest. Die Corona-Pandemie hat uns immer wieder vor ganz besondere Herausforderungen gestellt, von denen unser Geschäftsbetrieb, aber auch unsere Kunden und Mitarbeitenden längerfristig jeweils in unterschiedlicher Weise betroffen waren. Für uns als internationalstes Unternehmen der Welt haben sich aber auch in der Krise die positiven Trends von Globalisierung und internationalem Handel sehr deutlich gezeigt. Die Ergebnisse unserer aktuellen Untersuchung 'Trade Growth Atlas 2022', die soeben erschienen ist, bestätigen das: Der weltweite Handel ist erstaunlich robust durch die Krise gekommen, weil insbesondere der E-Commerce das Wachstum in Handel und Wirtschaft vorangetrieben hat. Bis zum Jahr 2030 sagt die Studie außerdem ein weiteres - wenn auch langsameres - Wachstum voraus. Vor diesem optimistischen Hintergrund werden wir bei DHL Express Germany also auch weiterhin konsequent in den Ausbau unserer Infrastruktur investieren, um unsere Betriebsabläufe weiter im Sinne unserer Auftraggeber zu optimieren und entsprechende Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Um diese Investitionen zu tätigen und weiterhin erstklassigen Service anbieten zu können, müssen auch wir als Unternehmen unsere Kunden an den gestiegenen Kosten beteiligen. Wir halten außerdem Notfallpläne bereit, um unseren Betrieb auch im Falle von Schwankungen in der Energieversorgung zu sichern. Doch mit Blick auf unsere mittlerweile 45-jährige Geschichte in Deutschland ist für uns auch klar: Wir sind krisenerprobt! Denn unabhängig von den äußeren Bedingungen arbeitet unser gesamtes Team jeden Tag nach unserem Konzern-Motto: Menschen verbinden, Leben verbessern." eh "Wir müssen mit Preiserhöhungen reagieren" Jens Fiege, Vorstandsvorsitzender der Fiege-Gruppe, Greven "Wir erwarten 2023 in vielen Bereichen massive Preissteigerungen. Strom, Gas, Mieten und Löhne - alles das wird in den nächsten Monaten noch einmal teurer werden. Wir bemühen uns nach Kräften, die Kosten zu kompensieren, werden dies aber nicht in vollem Umfang alleine schaffen können. Auch wir werden gezwungenermaßen mit Preiserhöhungen reagieren müssen. Deshalb ist und bleibt es eine unserer wichtigsten Aufgaben, gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern Optimierungsprojekte weiter voranzutreiben. Unser unternehmensweites Lean Management wird uns dabei helfen - und natürlich spielen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Automatisierung eine ganz zentrale Rolle. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir zusammen mit unseren Kunden beispielsweise über 100 Millionen Euro in Automatisierungs- und Lagertechnik an unseren Standorten investiert. Darüber hinaus treibt uns mit Blick auf das nächste Jahr die Frage um, welche Folgen die steigenden Kosten für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben werden. Die Belastungen für jede Einzelne und jeden Einzelnen sind schon jetzt enorm, und es deutet leider Vieles darauf hin, dass es im kommenden Jahr noch schwieriger wird. Aus diesem Grund wird es für uns als Familienunternehmen wichtig und entscheidend sein, dass wir in dieser herausfordernden Situation ganz besonders für unser Team da sind. Ein weiteres großes Thema für 2023: Der Fachkräftemangel, der unsere Branche schon länger beschäftigt, entwickelt sich immer mehr zu einem Arbeitskräftemangel. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ihren Zenit erreicht hat. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden, wird zu einer unserer größten Herausforderungen, um unseren Wachstumskurs fortsetzen zu können. Damit wir unsere Position als guter und moderner Arbeitgeber weiter festigen, setzen wir schon heute zahlreiche Projekte in den Bereichen Gleichberechtigung, Vielfalt und Führungskultur um." eh

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