Um zu wissen, worauf es ankommt

Zur Eröffnung der Transport Logistic 2017 in München zeigte sich Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, zufrieden. Mit 2162 Ausstellern verzeichnet er erneut ein Plus von fünf Prozent gegenüber 2015. "Alle Big Player sind da", zumindest was den Bereich der Luftfracht betreffe, betonte Michael Kerkloh, Vorsitzender des Fachbeirats der Transport Logistic und außerdem Flughafen-München-Chef. Neben dem deutschen Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) konnte Rummel auch dessen Amtskollegen aus Luxemburg und Bahrain in München begrüßen. Dass Dobrindt persönlich Zeit gefunden hatte, dürfte auch daran liegen, dass Logistik die drittgrößte Branche in Deutschland ist: "1,6 Millionen Arbeitsplätze, 130 bis 140 Milliarden Euro Umsatz," sagte Kerkloh. Kraftanstrengung für Unternehmen Transport sei die Schlüsselbranche, hob Dobrindt zu Beginn seiner Rede bei der Eröffnung hervor. In keiner anderen Branche würden Partnerschaft und Wettbewerb näher beieinander liegen als in der Logistikbranche. Diese stehe derzeit vor vielen Herausforderungen, von denen man noch nicht genau wisse, welche schon erledigt seien. Mit der Wende zur E-Mobilität, automatisiertem Fahren und 3-D-Druck nannte der Minister nur einige "deutliche Veränderungen". Und in einer Sache war sich Dobrindt sicher: "Gewinnen kann nur der, der die Digitalisierung konsequent angeht." "Logistik wird stärker gebraucht als in der Vergangenheit", sagte Dobrindt. Denn mit Industrialisierung 4.0 und Online-Handel würden die Transportaufgaben nicht kleiner, sondern größer. Für die Unternehmen bedeute es eine große Kraftanstrengung, Effizienzen zu heben. Hier müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen. Abermals hob Dobrindt das umfangreiche Investitionsprogramm der Bundesregierung in die Infrastruktur hervor. Für 2017 sei mit 14 Milliarden Euro der größte Infrastrukturhaushalt in der Geschichte der Bundesrepublik verabschiedet worden. Noch nie habe es die Situation gegeben, dass mehr Geld vorhanden gewesen sei als Projekte. Deshalb müsse man die Planung beschleunigen und die Prozesse modernisieren, sagte der Minister: "Bürokratiedschungel auflösen." Dobrindt bekräftigte das Bewusstsein der Politik für die Herausforderungen, erwähnte die digitalen Testfelder für autonomes Fahren, die hohen Investitionen von vier Milliarden Euro ins Glasfasernetz und das 5G-Netz, das bis zum Jahr 2025 ausgerollt werden soll. Bei Amazon denkt man rückwärts Zu den Vorteilen von Vernetzung und Digitalisierung erklärte Stefan Karlen, Vorstandsvorsitzender des Logistikdienstleisters Panalpina: "Wir können einen Mehrwert für unsere Kunden generieren, Zeit und Kosten aus der Supply-Chain herausnehmen." Dafür benötige man in Zukunft allerdings mehr Daten über alle Beteiligten und das Vertrauen der Kunden, dass er diese Daten zur Verfügung stelle. Bernd Schwenger, Geschäftsführer Amazon Deutschland Transport, sieht die Herausforderung darin, aus der Supply-Chain eine "Demand-Chain" zu machen. In Zukunft werde der Kunde sagen, was er wann, wo und wie haben wolle. Bei Amazon denke man daher rückwärts, beim Kunden beginnend, um Erfolg zu haben. Elektronische Plattformen wie Flexport verändern den Markt komplett, ist sich Ryan Petersen, CEO von Flexport, sicher. Daher lautet sein Credo: "In Zukunft musst du eine Software-Firma sein." Flexport sei beides, Spedition und Softwareunternehmen. Diese werde für die Steuerung der Ware und der Hardware benötigt. Schwenger von Amazon bestätigte: "Der Trick ist es, die Hardware und die Software zu verheiraten." Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw, sieht Mercedes mit dem neuen Produkt "Uptime" darin auf einem guten Weg. Und auch dank Lkw-Produktion (Hardware) und FleetBoard (Software) sei man gut aufgestellt. Kerkloh sieht im Bereich der Flugbranche Veränderungen zum Beispiel dadurch kommen, dass das Gepäck in Zukunft möglicherweise ganz unabhängig vom Fluggast transportiert werde. "Die Messe hilft bei der Einschätzung, worauf es ankommt", betonte er. Den Erfolg der Transport Logistic begründete Messechef Rummel nicht zuletzt mit der guten Zusammenarbeit mit dem Fachbeirat. Dank ihm gelinge es immer wieder, die Messe weiterzuentwickeln. "Wir könnten das auch zusammen singen, was wir hier vortragen", erklärte Fachbeiratsvorsitzender Kerkloh schon eingangs, denn ab und an spiele man in einer Band zusammen." Gerade im Zeitalter der Digitalisierung seien Messen besonders wichtig: "Die besten Geschäfte macht man, wenn man sich trifft." Dafür sei eine Messe hocheffizient. Stefan Rummel ist zuversichtlich, dass man 2019 eine zusätzliche Halle brauchen werde. Mehr zum Thema im Dossier Messe Transport Logistic www.verkehrsrundschau.de/dossiers Studie Fraunhofer SCS Margen- und Kostendruck treibt Transportlogistik 4.0 Wie werden die Trendthemen "Industrie 4.0" und "Digitalisierung" in den Firmen der Transport- und Logistikbranche umgesetzt? Auf welche Technologien und IT-Tools und Konzepte setzen die Betriebe? Dies hat die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS in ihrer neuen Studie "Transportlogistik 4.0" ermittelt. Die Ergebnisse wurden auf der Transport Logistic in München präsentiert. Eine der zentralen Aussagen der Studie ist: In den Unternehmen ist die Bedeutung des Themas angekommen, mit entsprechendem Handlungsdruck. Innovations-Treiber sind laut den befragten Betrieben insbesondere der Kosten- und Margendruck (67 Prozent) sowie die Kundenanforderungen (56 Prozent).32 Prozent der Firmen schätzen sich selbst noch als digital gering entwickelt ein; 36 Prozent als durchschnittlich und als digital gut entwickelt 32 Prozent. Im Mittel setzen die Logistikdienstleister mit acht Technologien oder Konzepten die Transportlogistik 4.0 mehr als der Handel (6,5) und die Industrie ein (4). Die Studie formuliert acht Thesen zur Entwicklung der Transportlogistik 4.0:- Smart Data Fokus - die Datenanalyse muss über Big Data hinausgehen- Big Data - ja bitte, aber mit Maß!- Der Innovationsdruck aus dem Markt muss zur Veränderungs-Motivation in den Unternehmen führen- Keine Digitalisierungs-Sprünge ohne Partner- Eine neue Offenheit für neue Kooperationsformen wird entscheidend sein- Technologische Erfahrungen frühzeitig sammeln, um langfristig für das Unternehmen die richtige Entscheidung zu treffen- Arbeitsplätze und Mitarbeiterprofile sind im Wandel- Digitalisierung als Werkzeug begreifen eh