Prag/Tschechien. Sechs Wochen vor in Kraft Treten eines tschechischen Gesetzes gegen den „Führerschein-Tourismus“ aus Deutschland haben die Behörden in Prag eine Bilanz für 2005 vorgelegt. Danach wurden im vergangenen Jahr landesweit 7144 Fahrerlaubnisse für deutsche Staatsbürger ausgestellt, berichtete heute der Prager Rundfunk. Seit dem tschechischen EU-Beitritt am 1. Mai 2004 hatten Medien zufolge viele Deutsche, die in ihrer Heimat mit Fahrverbot belegt sind, mit einem solchen Führerschein die Sperre umgangen. Vom 1. Juli an erhalten aber nur noch Personen mit Wohnsitz in Tschechien dort eine Fahrerlaubnis. „Wir nehmen an, dass zum Beispiel auch Türken und Inder, die nach Deutschland gezogen sind und nicht fließend Deutsch sprechen, die Fahrprüfung lieber in Tschechien absolviert haben“, meint der Verwaltungsleiter der grenznahen Stadt Teplice in Nordböhmen, Marek Fujdiak. Er bezweifelt, dass das neue Gesetz den Ansturm bremsen wird. Weil der „Führerschein-Tourismus“ aus Deutschland ein lukratives Geschäft für tschechische Fahrschulen sei, würden diese einen Trick zur Umgehung der künftigen Regelung finden. Appelle der deutschen Seite, die Regelung früher als am 1. Juli in Kraft treten zu lassen, verhallten in Tschechien ungehört. Prag reagierte auch nicht auf die Forderung der Bundesregierung, dem Wohnsitzprinzip widersprechende Fahrerlaubnisse zurückzunehmen. (dpa)
Tschechien zieht Bilanz zum „Führerschein-Tourismus“
Grenzgeschäfte: Im Jahr 2005 wurden landesweit 7144 Fahrerlaubnisse für deutsche Staatsbürger ausgestellt