Trendstudie 2020+

Trendstudie 2020+ Megatrends der IntralogistikEine Trendstudie des VDMA beschreibt die Zukunft der deutschen Intralogistik 2020+. Handlungsoptionen skizzieren den Weg zur Wettbewerbsfähigkeit nach der Krise. Unsicher ist, ob die mittelständische Prägung dem gewachsen ist.Wer im Moment neue Technik oder Ausstattung für sein Lager sucht, hat die große Auswahl. Der Grund: Im Markt für Intralogistikprodukte tummeln sich zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) als Anbieter. Das muss aber nicht so bleiben. „Die globale Weltwirtschaft wird nach der Krise eine andere sein als bisher. Zahlreiche KMU werden die künftigen Anforderungen allein nicht erfüllen können. Da muss man fragen dürfen, wie wir weitermachen wollen“, sagt Wolfgang Albrecht, Geschäftsführer des Softwareherstellers PSI Logistics. Albrecht zieht provokante Schlüsse aus der aktuellen Trendstudie „Zukunft der deutschen Intralogistikbranche 2020+“. Verantwortlich für die Studie sind die Forschungsgemeinschaft Intralogistik, Fördertechnik und Logistiksysteme (IFL) im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT).Für Albrecht, zugleich Vorstand des IFL, sind düstere Szenarien denkbar, viele KMU seien auf die kommenden Herausforderungen des zunehmenden internationalen Wettbewerbs nicht vorbereitet. „Daher wird es am Markt künftig entweder neue, zum Teil auch überraschende Partnerschaften geben oder einen deutlichen Konsolidierungsprozess – sei es durch Zusammenschlüsse, Kooperationen, Aufkäufe oder (feindliche) Übernahmen“, folgert Albrecht aus der Trendstudie 2020+. Damit könnte die Globalisierung zulasten der Angebotsvielfalt gehen. Laut Studie ist die Intralogistik von drei „Megatrends“ geprägt: Ressourceneffizienz, Globalisierung und Innovationen. Vorbild Automobilindustrie Methodisch hat die Studie dazu die aktuellen Ist-Zustände des sozialen und ökonomischen Umfeldes sowie eine Beschreibung der aktuellen und künftigen Einflussfaktoren aus den Bereichen „Umwelt“, „Gesellschaft“, „Wirtschaft“, „Politik/Recht“ und „Technologie“ analysiert, sie auf Szenarien im Jahre 2020 projiziert und entsprechende Handlungsfelder beschrieben (siehe Tabelle rechts).Deutsche Intralogistik-Unternehmen werden vor Ort nicht mehr als Technologielieferanten, sondern als Wirtschaftspartner agieren müssen. Das bedeutet: Entwicklung in Europa, Fertigung, Implementierung, Wartung und Support beispielsweise in Asien. „2020 ist die Wohlstandsentwicklung in Deutschland vor allem dadurch geprägt, das Designfunktionen und tertiäre Steuerungsfunktionen in Deutschland verbleiben“, zitiert Albrecht die Studie. Dabei seien es oft mittelständische Betriebe, die – durch Neuengagement im Ausland beflügelt – Personal im Inland einstellen.Dazu aber müssen sich die KMU zunehmend international vernetzen – „und ihre Unternehmensstrategie verändern“, urteilt Albrecht. „Technologien und Zulieferer auf der einen und der Vertrieb auf der anderen Seite. Die Entwicklungen im Automotive-Segment, wo die Hersteller-Wertschöpfung oft nur noch bei 20 Prozent liegt, nehmen es vorweg.“Dass ein solcher Weg beschritten werden kann, zeigt das Beispiel des Staplerherstellers Still, der durch seine Zugehörigkeit zur Kion Group auf ein weltweites Markennetz-werk zurückgreifen kann. „Um in den globalen Märkten erfolgreich agieren zu können, ist eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und anderen Kulturen notwendig“, erklärt Still-Marketingleiter Christian Baerwolff. „Dies äußert sich in globalen Markenkooperationen und einer internationalen Zusammenarbeit mit Lieferanten.“ Dabei nutze Still seine Position im deutschen Stammmarkt, um die Expansion ins Ausland voranzutreiben.Vor diesem Hintergrund sieht Baerwolff die mittelständisch geprägte Struktur der deutschen Intralogistik mittel- und langfristig für genügend leistungsstark, um auch in einem globalen Wettbewerb mit zunehmend internationalen Playern bestehen zu können. „Viele kleine Unternehmen können flexibler und schneller neue Trends verfolgen, die dann wiederum von den anderen Unternehmen übernommen werden“, so der Marketingleiter. In der Intralogistik-Branche seien es oft die kleineren Unternehmen, die die Trends setzen.Innovationskraft der Kleinen? „Wichtig ist: Die Kreativitätsabteilung bleibt hier in Deutschland“, urteilt Christoph Beumer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Beumer-Gruppe. „Deutschland ist nicht umsonst der Weltmarktführer in der Intralogistik. Hier werden die meisten Innovationen entwickelt und herausgebracht.“ Von hier würden die dezentralen Produktionsstandorte weltweit mit neuen Ideen versorgt.„Die Innovationskraft vieler kleinerer Unternehmen der deutschen Intralogistik ist deutlich eingeschränkt“, sagt dagegen Albrecht. „Überdies bleibt zu fragen, ob wirklich jedes kleinere Unternehmen sich etwa in der Grundlagenentwicklung unbedingt dem Wettbewerb mit großen Herstellern stellen muss.“ Sie könnten Lizenzen oder Basisprodukte erwerben, mit denen sie auf Grundlagenwissen aufbauend spezielle Segmente bedienen, spezialisierte Produkte entwickeln und vertreiben und ihre eigenen Ressourcen effizienter nutzen können.Weitere Einschränkungen bilden der Fachkräftemangel und der demografische Wandel. Sogar 2009 konnten nach aktuellen Erhebungen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) 34.000 Ingenieurstellen in Deutschland nicht besetzt werden. „Mehr als drei Milliarden Euro entgangener Wertschöpfung für die Bundesrepublik Deutschland“, kommentiert VDI-Direktor Willi Fuchs.Einfache LösungenBis 2020 werden knapp 50 Prozent der Mitarbeiter in den deutschen Unternehmen zwischen 55 und 64 Jahre alt sein, so die Prognose von Professor Willibald Günthner vom Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Fördertechnik an der TU München (FML): „Wenn diese Veränderungen nicht in die Planungen der Unternehmen einfließen, wird der Produktivitätsausfall, den die Unternehmen durch Arbeitsunfähigkeitstage hinnehmen müssen, künftig deutlich steigen.“ Damit wird die Schaffung zukunftsweisender, ergonomisch verbesserter Arbeitsplätze eine der großen Aufgaben für die Hersteller der Intralogistik. Wie dies einfach zu realisieren ist, zeigen Beispiele wie das Hebewerkzeug Ecopick der Gebhardt-Gruppe, das Bediener um 80 bis 90 Prozent der Hebeleistung entlastet, oder ein neuartiges Arbeitsanalyseverfahren des FML. „Die Intralogistik muss eine immer älter werdende Mitarbeiterschaft von körperlich anstrengender und geistig ermüdender Arbeit entlasten“, erklärt Beumer. „Sprach- oder lichtanzeigenbasierte Systeme beispielsweise sind hier seit einiger Zeit auf dem Vormarsch – im Zeitalter der virtuellen Realität sind darüber hinaus noch ganz andere Ansätze zu erforschen.“Der deutschen Intralogistik-Branche stehen laut Studie 2020+ zahlreiche Handlungsfelder offen, um auch nach der kommenden Dekade im globalen Wettbewerb gerüstet zu sein. Hinsichtlich der Innovationen bieten die Bereiche Sensorik, Standardisierung und Identtechnologie die Basis, beispielsweise unter dem Aspekt „Sicherheit“ Entwicklungen der Prozessoptimierung, des Datenschutzes oder des Schutzes gegen Plagiate und Wirtschaftskriminalität voranzutreiben. Dies hilft zudem, weltweit gültige Normungen zu prägen.Zusammenarbeit ist TrumpfZur Erschließung der Potenziale im Bereich der Material-, Energie- und Ressourceneffizienz fordert die Studie allerdings, Wissensdefizite im Bereich neuer Materialien und systemübergreifender Prozesse abzubauen. Um dies zu verbessern, müssten Unternehmen verschiedener Bereiche zusammenarbeiten.„Die Anwender müssen zudem ihre Veränderungsresistenz ablegen, bestehende Produktionsprozesse kontinuierlich hinterfragen und neue material- oder energieeffizientere Verfahren auch einsetzen“, so Albrecht. „Es gilt, Grenzen in den Köpfen zu überwinden.“ ❙❚■ Rainer Barck, freier JournalistTrend Ergonomie: Die Konstruktion entlastet den Kommissionierer beim HebenTrendstudie 2020+Einflussfaktoren auf die IntralogistikGesellschaftDemografischer WandelUrbanisierungNachhaltigkeitWirtschaftGlobalisierung & InternationalisierungKundenmärkteFinanzmarktkrisePolitikSafety & SecurityInternationalisierungPlagiate intralogistischer ProdukteTechnologieVernetzungAutomatisierung & VirtualisierungTechnologie-führerschaftUmweltEnergieeffizienzUmweltbewusstseinGlobale Krisen und Konflikte

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