Tragbares Telematiksystem

Tragbares Telematiksystem Ruhe im geschwätzigen Nahverkehr Emons setzt für die Steuerung der Nahverkehre auf ein tragbares Telematiksystem. Zwei Millionen Euro hat die Spedition in Telematik investiert. Wie sich das System rechnet und dabei künftige Investitionen in die Flotte beeinflusst. Fernverkehre haben ein ruhiges Wesen. Sie fahren nachts Waren von einem Depot ins andere. Die Zeit davor und danach gehört den wuseligen Nahverkehren: Sie sammeln die Waren beim Versender ein und liefern sie am Ziel an den Empfänger aus: Nicht ein Stopp, sondern viele Stopps und Aufträge – reichlich Rede- und Kommunikationsbedarf zwischen Fahrer und Disposition. „Notwendige Informationen konnten während der Fahrt oftmals nur lückenhaft und nach mehrmaligem Anlauf telefonisch übermittelt werden“, erinnert sich Martin Heinisch, Leitung IT und Zentraleinkauf bei der Kölner Spedition Emons. Seine Idee: die Geschwätzigkeit im Nahverkehr mit einem Telematiksystem beenden. Das aus dem Gedanken entstandene Telematikprojekt von Emons befindet sich nach zwei Jahren nun im Endspurt. Amortisation nach drei Jahren „Aktuell rüsten wir unsere letzte von 20 Niederlassungen aus“, sagt Heinisch. Etwa 700 Fahrzeuge sind mit dem System ausgestattet. „Inklusive Integration in das Transportmanagementsystem haben wir in das Projekt rund zwei Millionen Euro investiert und rechnen mit einer Amortisationszeit von etwa drei Jahren.“ Das System wird in erster Linie im Nahverkehr eingesetzt. Im Fernverkehr nutzt die Spedition, die neben den Sammelguttransporten auch Teil- und Komplettladungen sowie anspruchsvollere Logistikdienstleistungen bietet, eine Telematikbox für Fahrzeugortung und Fahrzeugdaten. Mit diesem System hat das Unternehmen die Basis für eine Fahrer- und Fahrzeugbewertung geschaffen, die auch in einen Bonus oder Malus für gute oder schlechte Fahrer mündet. Der Clou: Die Kölner setzen auf einen Mischfuhrpark überwiegend aus MAN und Mercedes. Die Telematikbox liefert Heinisch detaillierte Informationen über die Entwicklung der Verbräuche. „Diese sind wichtige Daten bei Einkaufsentscheidungen, die die Zusammensetzung unserer Flotte beeinflusst“, so der IT-Leiter. In einer künftigen Ausbaustufe lassen sich dazu sogar Fahrer-, Fahrzeug- und Streckenprofildaten kombiniert auswerten. Verglichen mit dem Linien-Fernverkehr hat die Kommunikation im Nahverkehr eine ganz andere Dynamik. Statt per Telefon erhält der Fahrer den Auftrag heute elektronisch. Dessen aktuellen Status kann die Disposition in ihrem Transportmanagementsystem in Echtzeit verfolgen. Für die Nahverkehrstelematik entschied sich Emons für das Cargofleet-System von Funkwerk Eurotelematik. Anders als bei der Fernverkehrslösung musste hier ein Endgerät her, dass die Kommunikation zwischen Fahrer und Disposition ermöglicht. „Gemeinsam mit den Funkwerkern haben wir dann verschiedene mögliche Endgeräte untersucht“, erläutert Heinisch. Die Entscheidung fiel auf das Psion Ikön, ein handliches Gerät mit Touch-Display (3,7 Zoll), das für den professionellen Einsatz in rauen Umgebungen konzipiert ist und neben dem Mobilfunk-Modem auch über einen integrierten GPS-Receiver verfügt. Aufgrund der Robustheit hat sich Heinisch für einen Industrie-Handheld und gegen eine Lösung auf Basis eines Tablet-PC entschieden. Disposition kann mitlesen Auf dem Gerät zeigt die Cargofleet-Software dem Fahrer die kompletten Daten zu einem Transportauftrag in strukturierter Form und führt ihn schrittweise durch die Tour. Die Auftragsrückmeldungen werden unmittelbar in die Zentrale übertragen und dort angezeigt. Der Disponent sieht durch eine Farbcodierung in seiner Auftragsliste, wie weit die Transportaufträge in ihrer Bearbeitung sind. Zudem kann er sich jederzeit die aktuelle Anzeige eines beliebigen Ikön auf seiner Dispositionsoberfläche anzeigen lassen. „Damit sieht der Disponent exakt das auf dem Bildschirm, was auch der Fahrer in seiner Anzeige hat. Gemeinsam mit dem Fahrer können so Unklarheiten beseitigt werden“, erklärt Heinisch. Der Disponent kann per Mauszeiger einen Punkt auf dem simulierten Ikön-Display markieren, den der Fahrer wiederum auf seinem Gerät im Fahrzeug sieht. „So kann man dem Fahrer quasi durch die Luft wichtige Hinweise geben.“ Im Nahverkehr setzt Emons kaum eigene Fahrzeuge ein. Daher werden hier auch keine Fahrer- oder Fahrzeugbewertungen vorgenommen. Durch die Wahl eines Handheld-Geräts können die Subunternehmer problemlos in die Emons-Disposition integriert werden, da die Fahrzeuge nicht gesondert ausgerüstet werden müssen. Die Telematik wird dem Fahrer bei Tourbeginn mitgegeben. „Wir erwarten von unseren Partnern schon eine Kostenbeteiligung, schließlich sinkt auch ihr Aufwand durch das neue Telematiksystem“, so Einkaufsleiter Heinisch. Es besteht die Möglichkeit, eine Navigationsfunktion zuzuschalten. Da diese zusätzliche Lizenzkosten verursacht und das Gros der Fahrer seine Touren seit Jahren kennt, nutzt die Spedition diese Funktion nur bei Auftragsspitzen, in denen Fahrer aus anderen Regionen kurzfristig hinzugezogen werden. In der ersten Phase des Telematikprojektes ging es um die Themen Auftragsübermittlung, Statusüberwachung und Ortung. Heute können Emons-Kunden über ein Tracking-und-Tracing-System den Status ihrer Sendung online in Echtzeit abrufen. Kunden aktiv informieren Bei Problemen, beispielsweise wenn es bei termingebundenen Aufträgen zu Verspätungen kommt, kann die Disposition den Auftraggeber rechtzeitig über den neuen Ankunftszeitpunkt informieren. Den Empfang der Sendung bestätigen Kunden mit ihrer Unterschrift auf dem Display des Handhelds. In der zweiten Phase kommt die Nutzung von Kamera und Scanner des Gerätes hinzu. So lassen sich beispielsweise Schäden dokumentieren – ohne großes Geschwätz, ganz geräuschlos. ❙❚■ Serge Voigt Veranstaltungstipp Telematik in der Praxis Am 9. April veranstaltet die VerkehrsRundschau in Frankfurt am Main die 4. Anwendertagung Telematik. Die Fachtagung vermittelt im Rahmen einer Marktübersicht einen Überblick über die aktuell am Markt angebotenen Telematiksysteme. Zudem werden rechtliche und wirtschaftliche Aspekte von Telematikprojekten beleuchtet, damit die Systemeinführung nicht zum teuren Flop wird. Im Rahmen von Workshops berichten Speditionen und Transportunternehmen gemeinsam mit dem Anbieter ihrer eingesetzten Telematiklösung über erfolgreiche Praxisprojekte in ihrem Unternehmen. Am 10. April findet zusätzlich ein Intensivseminar zum Thema „Kosten-Nutzen-Management für IT-Projekte“ statt. Die Veranstaltungen sind einzeln oder kombiniert buchbar. Weitere Informationen im Internet auf www.verkehrsrundschau.de/events sv

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