Studie: Produktion im Ausland spart keine Kosten

22.04.2008 12:58 Uhr

Durch Produktionsverlagerungen von Unternehmen gehen jährlich 74.000 Arbeitsplätze in Deutschland verloren. Das belegt eine vom VDI in Auftrag gegebene Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung.

Hannover/Düsseldorf. „Diese Entwicklung ist bedenklich“, mahnt VDI-Präsident Bruno Braun: „Jährlich verlagert jeder elfte Betrieb des Verarbeitenden Gewerbes Teile seiner Produktion ins Ausland. Zwei Prozent der Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes gehen so Jahr für Jahr verloren – das sind sieben Milliarden Euro.“ Allerdings: Seit Mitte 2004 ging die Zahl der Verlagerer in den Kernbranchen des Verarbeitenden Gewerbes von jährlich jedem achten Betrieb auf derzeit jeden elften Betrieb zurück. Nicht jede Verlagerung bringe die erhoffte Kostensenkung. „Unternehmen agieren hier teilweise sehr kurzsichtig und unprofessionell“, kritisiert Braun, „da sie schlicht und einfach viele Kosten nicht berücksichtigen.“ Die Folge: Immer mehr Unternehmen machen ihre Entscheidung wieder rückgängig und verlagern die Produktion zurück. Braun: „Was wir erleben, ist eine Renaissance des Standorts Deutschland.“ Hauptmotiv für die Verlagerung sind nach der Untersuchung in erster Linie die Personalkosten. „Genau diese Betrachtungsweise ist problematisch“, erklärt Steffen Kinkel vom Fraunhofer ISI. „Denn die Lohnkosten machen in vielen Betrieben nur noch zehn Prozent der Gesamtkosten aus, die hier zu erzielende Hebelwirkung ist also begrenzt.“ Er wünscht sich von den Unternehmen eine ehrlichere Vollkostenrechnung, die etwa auch künftige Entwicklungen mitberücksichtigt. „Die Anlaufzeiten am neuen Standort, das Netzwerk vor Ort oder etwa die Kosten für die Betreuung und Kontrolle werden häufig nicht berücksichtigt“, sagt Kinkel. Im Ergebnis der Studie profitieren Betriebe eher von marktorientierten Produktionsverlagerungen, das heißt wenn dadurch auch neue Märkte erschlossen werden. Dass Produktion in Deutschland sich lohnt, zeige Rittal, Systemanbieter für Schaltschränke. 70 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen im Ausland, aber 70 Prozent der Produktion findet in Deutschland statt. „Wir haben uns bewusst für Made in Germany entschieden“, sagt Norbert Müller, der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Rittal. „Die breite Wirtschaftsstruktur und die hohe Qualifikation der Mitarbeiter sprechen für Deutschland. Der Standort ist weiterhin hoch attraktiv.“

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