Streit um Auto-Abgase: EU-Umweltkommissar gibt nach

05.02.2007 15:54 Uhr
Dimas
EU-Umweltkommissar Stavros Dimas
© Foto: EU-Kommission

EU-Kommission nimmt künftig nicht nur Autoindustrie in die Pflicht: Attacke der Bundeskanzlerin gegen EU-Pläne kritisiert

Brüssel/Belgien. Im Streit um gesetzliche Auflagen im Kampf gegen klimaschädliche Autoabgase zeichnet sich ein Entgegenkommen von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas ab. Die Kommission werde am Mittwoch eine Strategie vorschlagen, nicht nur die Autoindustrie zu Kohlendioxid-Obergrenzen zu verpflichten, hieß es heute in Brüssel. Dimas wollte die Branche per Gesetz zwingen, den Ausstoß von Kohlendioxid (C02) ihrer Fahrzeuge bis 2012 auf 120 Gramm pro Kilometer zu senken. Der deutsche Industriekommissar Günter Verheugen hatte hingegen einen „integrierten Ansatz“ gefordert, in dem etwa auch umweltschonende Reifen oder Verkehrsleitsysteme zum Einhalten des Zielwerts genutzt werden. Mit dem Strategiepapier reagiert die Kommission auf die gescheiterte Selbstverpflichtung der Autohersteller, den C02-Ausstoß ihrer Fahrzeuge bis 2008 auf 140 Gramm pro Kilometer zu senken. Wegen des internen Streits hatte die Behörde die Präsentation immer wieder verschoben. Zuletzt hatte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso das Thema zur Chefsache gemacht. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich eingeschaltet und die heimischen Konzerne unterstützt. Der Einsatz der amtierenden EU-Ratspräsidentin sei „voreilig und unklug“, hieß es am Montag in Brüssel. Die Grünen im Europaparlament sprechen gar von einer "Geisterfahrt" von Industrie und Bundesregierung. Merkel mache sich zur "blinden Anwältin kurzsichtiger nationaler Konzerninteressen", kritisierte die energiepolitische Sprecherin Rebecca Harms. Die deutschen Hersteller vor allem von Mittel- und Oberklassefahrzeugen mit hohem C02-Ausstoß hatten Dimas' Pläne heftig kritisiert und auf den drohenden Verlust von Arbeitsplätzen verwiesen. (dpa/sb)

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