Paris. Der als unbefristet angekündigte Streik gegen die arbeitsrechtlichen Aspekte der Reform im Frachtbereich der französischen Staatsbahn SNCF ist nach einem Tag wieder beendet worden. Nach Auskunft der Bahnleitung lag die Beteiligung bei lediglich 2,5 Prozent des Gesamtpersonals, was Beobachter auch mit der mangelnden Einheit im Gewerkschaftslager erklären. Mehreren Minderheitsgewerkschaften hatte die Bahnführung zudem kurz vor dem jüngsten Ausstand attraktive Lohnzugeständnisse gemacht, um sie auf die Seite der Reformpläne zu ziehen. Diese hatten daraufhin auf eine Beteiligung an dem Streik verzichtet. Des Weiteren gab die im Bahnbereich führende Gewerkschaft CGT bekannt, sie habe vom zukünftigen Fracht-Chef Luc Nadal einen Brief mit neuen Verhandlungsangeboten erhalten. Bezüglich mehrerer Punkte, die die Frachtlokführer betreffen, hat sich die Bahn demnach konziliant gezeigt und dieser Personalgruppe beispielsweise in Aussicht gestellt, zukünftig auch zu anderen Aktivitäten überwechseln zu können. Vom ursprünglichen Vorhaben, den Frachtsektor auf der Basis einer „Fracht-Familie“ zu organisieren, scheint das Staatsunternehmen augenscheinlich abgerückt zu sein. Die Gewerkschaften hatten darin die Vorstufe für eine spätere Filialisierung der Frachtaktivitäten gesehen. Nunmehr bietet die Bahn an, für „begrenzte Zonen mit bestimmten Charakteristiken“ weiterhin „Produktionseinheiten mit Multiaktivitäten“ beizubehalten. Ferner sollen die Karrierechancen für gewisse Betriebspersonal-Gruppen verbessert werden. Die SNCF-Führung weist jedoch andererseits darauf hin, dass mit der zukünftigen Arbeitsorganisation die Schwierigkeiten im Frachtsektor noch nicht gelöst seien und man daher noch viel weiter gehen müsse, um die „Reaktivität gegenüber dem Marktgeschehen zu verbessern.“ Die neuen Angebote ermöglichen es insbesondere der CGT, angesichts der erlittenen Streik-Schlappe das Gesicht zu wahren und an den Verhandlungstisch zurück zu kehren. Dessen ungeachtet hat dieselbe Gewerkschaft für den gesamten Bahnbereich im Rahmen des geplanten landesweiten Ausstands im öffentlichen Dienst zu einem weiteren Streik am 17. Juni aufgerufen. Dabei soll es um die Sicherung des öffentlichen Dienstes, der Renten, sowie der Beibehaltung der 35-Stunden-Woche gehen. SUD-rail, die Nummer Zwei bei der Bahn, und die CFDT als dritte Organisation haben abgewunken und erklärt, sie würden sich an diesem Streik nicht beteiligen. (jb)
Streik gegen Frachtreform bei SNCF beendet
Französische Gewerkschaften kündigen nächsten Ausstand für Mitte Juli an