-- Anzeige --

Rübentransporte stellen Fuhrunternehmen vor Herausforderungen

18.11.2013 14:23 Uhr
Rübentransporte stellen Fuhrunternehmen vor Herausforderungen
Vor dem Transport steht die Ernte und Verladung der Zuckerrüben
© Foto: Picture Alliance/CHROMORANGE/Dieter Möbus

Über 100 LKW mit Zuckerrüben rollen derzeit täglich durch Mecklenburg. Für die Fahrer bedeutet das extremen Stress, Fuhrunternehmen treten zurück.

-- Anzeige --

Wattmannshagen/Güstrow. Dispatcher Andreas Arndt hat alles im Griff. Dennoch sieht sich der leitende Mitarbeiter für den Rübentransport aus Mecklenburg ins niedersächsische Uelzen tagtäglich neuen Herausforderungen ausgesetzt. Seit 2008 haben bereits zwei Fuhrunternehmen den Transportauftrag der Nordzucker AG entnervt zurückgegeben. Im vergangenen Jahr zog die Güstrower Spedition Kretschmar, für die Arndt arbeitet, den Auftrag an Land. Die Zuckerfabrik in Uelzen hat ein Einzugsgebiet von 300 Kilometern.

„Für uns ist der Weg dorthin die Spiegelstrecke”, sagt Arndt mit einem gequälten Lächeln. Und verweist darauf, dass sich die Lastwagen aufgrund der engen Streckenführung auf der Bundesstraße 191 regelmäßig gegenseitig die Außenspiegel abfahren. 37 sind es nach seiner Aussage bereits in diesem Jahr, seit dem Start der Kampagne am 23. September. Und das trotz aller Vorsicht. Ein Ausweichen nach rechts oder links sei aufgrund dicker Alleebäume praktisch unmöglich. „Die längste Tour beträgt genau 217 Kilometer. Davon schafft ein Fahrzeug gerade mal eine am Tag. 110 Fuhren sind Pflicht um unser Tagessoll zu erfüllen”, erklärt Arndt.

In Uelzen werden Tag für Tag 20.000 Tonnen Rüben zu Zucker verarbeitet. Rund ein Fünftel davon kommt aus Mecklenburg. Ständig rollen Lastwagen an eine Miete am Feldrand unweit von Wattmannshagen im Landkreis Rostock.  „Der Ertrag ist ordentlich. Wir haben rund 700 Dezitonnen vom Hektar geholt. Der Zuckergehalt liegt über 18 Prozent. Damit hatten wir anfangs gar nicht gerechnet”, sagt Roland Streeb, Seniorchef eines Familienunternehmens. „Der Witterungsverlauf in diesem Jahr war alles andere als günstig.”

Nach dem Laden geht es auf eine stundenlange Tour

Unterdessen rollt die Fracht über einen Reinigungslader, die sogenannte Rübenmaus, auf den vorgefahrenen Transporter. Nach dem Laden geht es auf eine stundenlange Tour. Erste Station ist Güstrow. Dort stand bis 2008 eine der modernsten Fabriken im europaweiten Nordzucker-Verbund. „Weil die EU eine Senkung der Zuckerproduktion gefordert hatte, wurde sie abgerissen”, ärgert sich Streeb nach wie vor über diese Entscheidung. So werden seit nunmehr sechs Jahren Tausende Tonnen Zuckerüben aus der Region um Güstrow über Sternberg, Parchim, Ludwigslust, Dömitz, Dannenberg bis nach Uelzen gefahren.

In Anklam steht die einzige verbliebene Zuckerfabrik des Landes. 380 Landwirte aus dem östlichen Landesteil und aus Nordbrandenburg liefern dorthin Rüben. Ihr Sprecher ist Thies Holtmeier. Der Landwirt aus Sarow bei Demmin ist einer der größten Produzenten im Land.

Bislang, so sagt er, verlief alles reibungslos. „Nicht vorstellbar, wenn es auch diese Fabrik eines Tages nicht mehr gäbe”, sagt Holtmeier. Er würde alles dafür tun, die nach mehreren Wechseln heute zum niederländischen Suiker-Unie-Verbund gehörende Fabrik längerfristig zu erhalten.

Unterdessen sorgen die Rübentransporte nach Uelzen bei Anwohnern entlang der B191 für Protest. Mit den lediglich erlaubten 60 Stundenkilometern erzeugen die Transporter nicht nur dicke Luft, sondern auch lange Staus. „Wir sind machtlos”, klagt die leitende Verwaltungsbeamtin des Amtes Dömitz-Malliß, Iris Weber. Neben Bäumen sorgen nach ihrer Aussage Leitplanken für zusätzliche Verkehrsprobleme entlang der B191. „Mitunter können die LKW aufgrund der engen Straße nur im Schritttempo aneinander vorbeifahren. Viele weichen deshalb auf angrenzende Straßen aus. Weil es auch dort eng ist, wird oft über Bürgersteige gefahren. Auf den Reparaturkosten bleiben wir sitzen”, sagt Weber.

Zudem flattern der Verwaltungschefin fast täglich Briefe von Anwohnern auf den Tisch, die über Risse in ihren Häusern und schlaflose Nächte aufgrund der Lärmbelästigung klagen. Von Kollegen in Niedersachsen erfahre sie ähnliches, sagt Weber. Dass ausschließlich Rübenlaster für den Ärger sorgen, sei allerdings nur schwer nachzuweisen.

Bahntransporte zu teuer und unflexibel

Änderungen sind nicht in Sicht. Eine Autobahn ist nicht geplant und an eine Rückkehr zum Bahntransport nicht zu denken. „Zu teuer, unflexibel, und letztlich leidet auch die Rübenqualität durch das mehrmalige Umladen”, sagt Arndt und plant seine Touren für den nächsten Tag. Erst am 5. Januar wird die Kampagne in Uelzen zu Ende sein. (dpa)

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.