Neufahrzeuge, die auf Europas Straßen fahren, sollen in Zukunft sauberer werden. Dazu hat die EU-Kommission einen Vorschlag für Pkw, Transporter, Lkw und Busse vorgelegt: die Euro-7-Norm. Sie soll unter anderem dazu beitragen, die Luftverschmutzung auf Null zu reduzieren.
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Kritik an diesen Plänen kommt einerseits von Umweltverbänden und den Grünen. Sie bemängeln, dass die Grenzwerte von Autos weniger stark reguliert werden, als teils gefordert worden war. Konkret sollen etwa Dieselautos künftig 60 statt 80 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen dürfen - für Benziner ändert sich an diesem Grenzwert nichts. „Es ist völlig unverständlich, warum die Kommission mit so laxen Grenzwerten mithilft, Autos unnötig dreckig zu belassen“, kritisierte Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup. „Damit spielt die Kommission mit der Gesundheit von Millionen von Europäern“, sagte Bas Eickhout, der den Vorschlag für die europäischen Grünen verhandeln wird.
Kritisch äußert sich andererseits auch die Autoindustrie: „Der Nutzen des Kommissionsvorschlags für die Umwelt ist sehr begrenzt, während er die Kosten der Fahrzeuge stark erhöht“, sagte der Präsident des Verbands der europäischen Autohersteller und BMW-Chef Oliver Zipse. Den Vorschlägen zufolge müssten die Grenzwerte auch unter strengeren Bedingungen eingehalten werden als bislang. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) spricht davon, dass die Vorgaben für Autos zeitlich nicht umsetzbar seien. Bei Nutzfahrzeugen sei dies technologisch kaum realisierbar. „Der heute veröffentlichte Vorschlag der EU-Kommission setzt nicht auf Ausgewogenheit und Machbarkeit, sondern auf unrealistische Extrem-Ziele“, sagte Präsidentin Hildegard Müller.
Extreme Verschärfung der Vorgaben für Lkw
Auch die Union zeigt sich wenig begeistert von dem Vorhaben: „Gerade für Lkw ist dieser Vorschlag fast zehn Mal strenger als bisher unter Euro 6“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament Jens Gieseke. „So verteuern wir Logistik und sämtliche Lieferketten, die auf den Transport auf der Straße angewiesen sind.“ Die FDP kritisiert den Beschluss ebenfalls mit deutlichen Worten: „Der Vorschlag der Kommission über die Euro-7-Regulierung ist insgesamt untauglich“, sagte Jan-Christoph Oetjen, Vizevorsitzender des Verkehrsausschusses im EU-Parlament. Es gebe keine ausreichenden Anreize, dass klimaneutrale alternative Kraftstoffe und E-Fuels anders berücksichtigt würden als herkömmliche Kraftstoffe. „Alternative Kraftstoffe sind unverzichtbar für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors.“
Neu ist dem Vorschlag der EU-Kommission zufolge auch, dass Fahrzeuge die neuen Werte länger einhalten müssten als bisher. Bei Autos und Transportern wären das etwa zehn Jahre und 200.000 Kilometer Fahrstrecke - doppelt so viel wie bislang. Das geht dem europäischen Verbraucherschutzverband Beuc nicht weit genug. Dies werde dazu führen, dass Besitzer von Fahrzeugen aus zweiter oder dritter Hand am Ende das Nachsehen hätten.
Der Straßenverkehr ist nach Angaben der EU-Kommission die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Schätzungen zufolge hat die Feinstaub- und Stickoxid-Verschmutzung durch den Straßenverkehr 2018 in den EU-Staaten und Großbritannien etwa 70.000 vorzeitige Todesfälle verursacht. (sn/dpa)