Railion erhöht Druck auf private Güterbahnen

22.06.2004 09:41 Uhr

Der Wettbewerb im Schienengüterverkehr könnte vorbei sein, ehe er richtig begonnen hat. Mit wachsender Besorgnis beobachteten mittelständische Privatgüterbahnen und unabhängige Verkehrsexperten das Expansionsstreben der Deutsche-Bahn-Tochter Railion AG, berichtete das "Handelsblatt".

Düsseldorf. So erwarte die Branche mit Spannung, ob sich der Schienencarrier den millionenschweren Großauftrag der RAG AG über den bislang in Eigenregie betriebenen Kohleverkehr auf der Schiene sichern könne, hieß es. In der europaweiten Ausschreibung geht es den Angaben zufolge um ein Transportvolumen von fast 50 Millionen Tonnen im Jahr und um den Betrieb des Werksbahnverkehrs in derzeit sechs Bergwerken und einer Kokerei – einschließlich der Übernahme von knapp 1000 bisherigen RAG-Eisenbahnern. Für die kleinen Wettbewerber der Staatsbahn, die im Schienengüterverkehr auf einen Marktanteil von zusammen zwölf Prozent kommen, ist der Bissen einen Nummer zu groß. "Die Ausschreibung ist von vornherein schon in Richtung einer Railion definiert", wird Raimund Stüer, Geschäftsführer der TX Logistik AG, zitiert. Laut Wirtschaftszeitung versucht dennoch ein Mittelständler mit großen Partnern, ins Geschäft zu kommen. Die Güterbahn Rail4Chem habe ein "Kohlekonsortium" mit dem Speditionskonzern Rhenus und der Polnischen Staatsbahn PKP auf die Beine gestellt und biete um den Großauftrag mit. Dennoch: Auch Rail4Chem Geschäftsführer Mathias Raith befürchtet nach ersten Konkursen bei kleinen Bahnen ein "Schrumpfen der Privatszene". Martin Henke, Geschäftsführer Güterverkehr beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), sieht ebenfalls "erhebliche Anzeichen" für eine Konsolidierung bei den Güterbahnen. Es könne durchaus sein, dass die Kleinen in der Folge wieder Marktanteile verlieren. Der Verband bemängle zudem, dass für einen privaten Schienengüterverkehr in Europa zu wenig Risiko-Kapital zur Verfügung gestellt werde. "Basel 2 wird da noch für verschärfte Bedingungen sorgen, und die bisherigen Pleiten werden die Investitionsbereitschaft nicht beflügeln", so Henke weiter.

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