München. Angesichts der Euro-Schuldenkrise und der sich abzeichnenden Abkühlung der Konjunktur hat das Münchner IFO-Institut seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft radikal gesenkt.
Das Bruttoinlandsprodukt werde 2012 voraussichtlich nur um 0,4 Prozent zunehmen, teilte das Institut am Mittwoch in München mit. Die Abhängigkeit der Konjunkturentwicklung von den Entscheidungen der europäischen Politik erschwere die Prognose, hieß es.
Im Sommer war IFO-Präsident Hans-Werner Sinn noch von einem Wachstum von 2,3 Prozent für 2012 ausgegangen. Die Bundesbank hatte ihren Ausblick vor wenigen Tagen von ursprünglich 1,8 Prozent auf 0,6 Prozent reduziert. Die Regierung geht von einem Prozent Wachstum aus.
Auch HWWI senkt Prognose drastisch
Nach dem Münchner IFO-Institut senkte auch das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) seine Konjunkturprognose für Deutschland drastisch: Für das kommende Jahr rechnet das HWWI aufgrund der verschärften Schuldenkrise im Euroraum nur noch mit einem Wachstum von 0,5 Prozent, wie die Forscher am Mittwoch in Hamburg mitteilten.
Im Sommer hatte das HWWI noch 2,2 Prozent für möglich gehalten. Die deutsche Wirtschaft sei zwar bis zum Herbst dieses Jahres noch spürbar gewachsen. Auch habe sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessert. Allerdings greife die Schuldenkrise mehr und mehr auf die Realwirtschaft über, so dass sich die Perspektiven eingetrübt hätten, heißt es in der Begründung des HWWI. Bislang seien die guten binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die noch hohen Auftragsbestände in der Lage gewesen, die Kriseneinflüsse weitgehend abzufedern. (dpa)