Poststreik in letzter Minute abgewendet

30.04.2008 15:44 Uhr
POST 610
Die Streikbereitschaft war hoch, doch die Parteien haben sich doch noch geeinigt (Bild: ddp)
© Foto: ddp

Verdi und Deutsche Post einigen sich: Kündigungsschutz wird bis 2011 ausgeweitet, Wochenarbeitszeit bleibt bei 38,5 Stunden

Bonn. Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi haben sich in ihrem Tarifkonflikt geeinigt. Das teilte die Deutsche Post heute in Bonn nach den Verhandlungen mit. Mit der Verständigung wurde ein von der Gewerkschaft für Anfang Mai geplanter Streik in letzter Minute abgewendet. Zuvor hatte Verdi das Ergebnis der Urabstimmung bekannt gegeben: Demnach waren 93,1 Prozent der Verdi-Mitglieder bei der Deutschen Post bereit, die Forderungen zur Arbeitszeit, zum Kündigungsschutz und zum Entgelt mit einem unbefristeten Arbeitskampf durchzusetzen. Post und Gewerkschaft hatten sich am Morgen in Köln zu weiteren Verhandlungen zusammengefunden. Unter Leitung von Post-Personalvorstand Walter Scheurle und Verdi-Vizechefin Andrea Kocsis wurden die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen. Beide Seiten bewegten sich bei den Verhandlungen aufeinander zu und erreichten einen Kompromiss zu Kündigungsschutz, Arbeitszeiten und Anhebung der Löhne. Bis 30. Juni 2011 sind nach der Einigung betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Die reguläre Wochenarbeitszeit bleibt sowohl für die Tarifbeschäftigten wie für die Postbeamten bei 38,5 Stunden. Mit der Festschreibung der bisherigen Wochenarbeitszeit konnte Verdi eine vom Unternehmen angestrebte Erhöhung der Regelarbeitszeit verhindern. Die Löhne sollen in zwei Schritten angehoben werden - zum 1. November 2008 um 4,0 Prozent und im Dezember 2009 um 3,0 Prozent. Post-Personalvorstand Scheurle sprach von einem „tragfähigen Kompromiss“ für beide Seiten. Die Verständigung sei auch eine „positive Nachricht für unsere Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre“. Mit der Festschreibung der bisherigen Wochenarbeitszeit konnte Verdi eine vom Unternehmen angestrebte Erhöhung der Regelarbeitszeit verhindern. Dies war ein Hauptstreitpunkt bei den Verhandlungen. Verdi Verhandlungsführerin Andrea Kocsis war nicht bereit, die Post-Forderung nach einer Erhöhung der 38,5 Stunden-Woche zu akzeptieren. Die Post konnte dafür aber die Reduzierung bezahlter Pausenzeiten durchsetzen und sprach von einer „faktischen Mehrarbeit“. Nach Angaben des Unternehmens müssen die Beschäftigten bei gleicher tariflicher Bezahlung pro Woche künftig rund 50 Minuten Mehrarbeit leisten. Die von Verdi ursprünglich erhobene Forderung nach zehn zusätzlichen „Arbeitszeitverkürzungstagen“ – also Urlaubstagen - wurde wieder fallen gelassen. Sie war von Verdi für den Fall einer Verlängerung der Arbeitszeit der Beamten auf 41 Stunden verlangt worden. Für die eigenen Beamten wird die Post nun beim Bundesfinanzministerium eine Fortsetzung der Ausnahmeregelung beantragen, denn die übrigen Staatsdiener arbeiten 41 Stunden in der Woche. (dpa/sb)

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