Die Momentaufnahme an der deutsch-polnischen Grenze bei Frankfurt/Oder bringt eine weitere Nation ins Spiel: An den Terminals vermissen russische Fahrer Bedienungs-Tipps in ihrer Sprache. Ansonsten klappt das Mautprocedere zurzeit weitgehend reibungslos. Zu erkennen sind sie an ihren Westen und Basecaps: die osteuropäischen Trucker, die um vier silber-blaue Terminals stehen und sich mit wahlweise englischen oder polnischen Eingabeaufforderungen plagen. Achszahlen, deutsche Autobahn- und -abfahrtennummern sowie Zahlungsmodalitäten machen aber offenkundig weniger Kummer als erwartet. Zwischen ihnen steht – mit stoischer Ruhe und auch einem Basecap, allerdings mit Toll-Collect-Schriftzug – Christoph Urbaniak, einer der örtlichen Mauthelfer. Er lehnt an der Theke in der Abfertigungshalle des polnischen Zollhofs Swiecko II gegenüber von Frankfurt an der Oder – im Moment zumindest ist er nicht akut gefordert. Gelegenheit für Einschätzungen des Toll-Collect-Mitarbeiters zur Mauterfassung. Mittlerweile verfüge der unmittelbar an LKW-Waage und Zollabfertigungsgebäuden gelegene Mautstützpunkt in der großen Halle über 16 "gut ausgelastete" Einbuchungsautomaten, Toll Points genannt. An allen Automaten stünden jeweils ein Mauthelfer oder eine Mauthelferin, um Truckern den Umgang mit der Technik zu erläutern. "Im Vergleich zum abgelaufenen Jahr ist jetzt natürlich viel mehr los", berichtet der 27-jährige. Ging die Terminaldirektion von bislang etwa 2000 täglich abgefertigten LKW aus, seien nun nach seinen Informationen zwischen 3500 und 7000 Abfertigungsvorgängen zu erwarten. In Acht-Stunden-Schichten rund um die Uhr sind deshalb Mauthelfer im Einsatz. Urbaniak ist im Hauptberuf Umwelt-Management-Student im brandenburgischen Cottbus, das erklärt seine guten Fremdsprachenkenntnisse, die er in diesem Job dringend braucht:. Bei Storno-Vorgängen ist Urbaniak der Mittler zwischen Fahrer und bearbeitender Grenzspedition. Urbaniaks Fazit: "Die früheren Fahrerproteste gegen die Maut sind abgeebbt; die Trucker aus Russland und anderen Staaten Osteuropas erweisen sich als immer besser vorbereitet." Dazu zähle auch die "häufiger werdende Zahlweise mit Kredit- bzw. Tankkarten". Das erspare den Truckern das Hantieren mit polnischen Zloty- und Euro-Wechselgeld. Allerdings hatte keiner den Truckern gesagt, dass zwischen Belegausdruck und Bezahlakt nicht mehr als 35 Minuten vergehen dürfen. Andernfalls werden die Einbuchungsdaten gelöscht und ein erneutes Anstellen ist unvermeidlich. Auch Maut-Kritiker sind zufrieden Weiter westlich wieder in Deutschland auf der A 12 an der Raststätte Biegener Hellen findet Maut-Team-Leiter Martin Schüssler lobende Worte für die Zusammenarbeit mit Autobahnpolizei und BGS. Ansonsten seien er und seine Kolleginnen mit Routen-Tipps und Kartenhilfe für Fahrer "gut ausgelastet". Ein Übersetzer zeigt sich allerdings ungehalten darüber, dass ausgerechnet am Hauptdrehkreuz des Russlandverkehrs keine russischen Eingabehilfen die Bedienung der Geräte für Fahrer aus den ehemaligen GUS-Staaten erleichtern". Selbst der stets Maut-kritische Verband Verkehr und Logistik Berlin und Brandenburg bestätigt das derzeit reibungslose Funktionieren der Mauteinbuchung an Deutschlands Ostgrenze. "Wir haben von unseren Mitgliedsunternehmen, speziell den Grenzspediteuren, bislang keine negativen Berichte erhalten", sagt dazu der stellvertretende Geschäftsführer Klaus-Dieter Martens. (von A. Schubert) Weitere Informationen rund um die neue Schwerverkehrsabgabe in Deutschland finden Sie in der Infoline LKW-Maut von VerkehrsRundschau Online.
Online-Mautserie: Grenzerfahrungen, Teil II
Gerade LKW-Fahrer aus den ehemaligen GUS-Staaten hatten an den Buchungsterminals wegen fehlender Eingabehilfen in Russisch ihre liebe Not / Eine Reportage