Öl sticht Strom, auch 2015

Schon bald wird die Belieferung der Innenstädte ausschließlich in der Hand von kaum hörbar summenden und völlig emissionsfrei fahrenden Elektro-Transportern sein. So jedenfalls stellten sich viele Politiker und Energiekonzerne Anfang des Jahrtausends die nahe Zukunft vor. Und auch die Transporterhersteller konnten schnell mit passenden Fahrzeugen aufwarten. So richtig ins Rollen kamen die Stromer trotzdem nicht. Bis auf wenige Ausnahmen sind unsere Städte noch immer fest in "Verbrenner-Hand". Von nichts kommt eben nichts, muss die Begründung dafür lauten, denn Kaufanreize in Form von Zuschüssen, Steuererleichterungen oder sonstigen Vorzügen brachte die Bundesregierung bis heute nicht auf den Weg. Deshalb muss der Unternehmer schon ein überdurchschnittliches Umweltengagement mitbringen, denn rein wirtschaftlich gesehen bringt der Umstieg auf Strom keinen Vorteil. Im Gegenteil: Die Fertigung in Kleinserien macht die Stromer extrem teuer. Mehr als 30.000 Euro werden mitunter bereits für einen Mini-Transporter mit E-Antrieb fällig. Ein vergleichbarer Diesel-Transporter ist da teilweise schon für unter 10.000 Euro zu haben. Ein saftiger Aufschlag, den auch 2015 kaum jemand bereit sein wird zu zahlen. Was übrigens auch die Fahrzeughersteller erkannt haben. Mercedes beispielsweise nahm seinen elektrisch angetriebenen Vito E-Cell mangels Nachfrage zum jüngsten Modellwechsel wieder aus dem Programm und VW stieg mit dem PKW-Ableger E-Load-Up eher halbherzig in den Elektro-Transporter-Markt ein. Hinzu kommt, dass Kunden und Verbraucher mittlerweile genauer nachfragen, wie umweltfreundlich der Strom aus der Steckdose eigentlich tatsächlich ist. Deshalb werden die Stromer ihr Schattendasein 2015 fortsetzen. Dass man den Absatz erfolgreich ankurbeln kann, zeigt das Beispiel Norwegen. Dort werden strombetriebene Fahrzeuge mit Steuererleichterungen gefördert, sie dürfen an öffentlichen Säulen kostenlos aufladen und in der Rushhour die Busspuren nutzen. Mit Erfolg: Die norwegische Zulassungsstatistik führt - kaum zu glauben - der teure Luxus-Stromer Tesla S an. Zur Person Jan Burgdorfist im Zentralressort Test + Technik für leichte und schwere NFZ sowie Komponenten zuständig. Der Diplom-Redakteur (geboren 1978) arbeitet seit 2008 als Redakteur für die VerkehrsRundschau.Ihre Meinung zur These an: jan.burgdorf@springer.com