Mikroplastik durch Lkw-Reifen – worauf Speditionen achten können

19.09.2025 08:45 Uhr | Lesezeit: 3 min
Saubere neue moderne LKW-Reifen. Nahaufnahme der Oberfläche
Unsichtbare Last: Lkw-Reifen hinterlassen jedes Jahr eine Million Tonnen Mikroplastik in der Umwelt
© Foto: Vladimir Zapletin

Reifenabrieb gilt als eine der größten Mikroplastikquellen weltweit – und trifft auch die Transportbranche. Was das für Umwelt, Gesundheit und Speditionen bedeutet und welche Lösungen es schon heute gibt.

Reifenabrieb gehört zu den größten Quellen von Mikroplastik – und ist doch im Alltag kaum sichtbar. Auch im Schwerlastverkehr hinterlassen Lkw-Reifen jedes Jahr Millionen Tonnen unsichtbarer Partikel in der Umwelt. Für Speditionen und Transportunternehmen ist das nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch ein Zukunftsthema mit Blick auf Regularien, Kosten und Reputation.

Wie groß ist das Problem Reifenabrieb wirklich?

Laut dem Institut Fraunhofer Umsicht entstehen allein in Deutschland jährlich bis zu 100.000 Tonnen Reifenabrieb. Europaweit sind es mehr als 500.000 Tonnen, weltweit sogar über eine Million Tonnen. Damit macht Reifenabrieb einen der größten Anteile am Mikroplastik-Eintrag in die Umwelt aus.

Besonders betroffen sind schwere Nutzfahrzeuge: Je höher das Fahrzeuggewicht, desto stärker nutzen sich die Reifenprofile ab. Für Speditionen bedeutet das, dass sie direkt im Fokus stehen – auch wenn das Thema in der breiten Öffentlichkeit bislang kaum wahrgenommen wird.

Warum ist Reifenabrieb gefährlich für Mensch und Umwelt?

Die winzigen Partikel bestehen aus synthetischem Gummi, Ruß, Zink-Oxid und weiteren Additiven. Sie gelangen über Luft und Wasser in Böden, Flüsse und letztlich in unsere Nahrungskette. Studien zeigen, dass diese Stoffe:

  • Entzündungen auslösen können
  • Zellmembranen schädigen
  • hormonelle Wirkungen entfalten
  • und krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) enthalten

Mikroplastik wurde inzwischen sogar in menschlichem Blut, der Plazenta und im Gehirn nachgewiesen. Das Problem ist also längst Realität, keine Zukunftsgefahr.

Welche Lösungen gibt es bereits?

Die Forschung arbeitet mit Hochdruck an Möglichkeiten, den Abrieb zu verringern. Besonders interessant für Speditionen sind:

  • Neue Gummimischungen: Hersteller wie Continental, Michelin, Bridgestone oder Magna Tyres setzen auf abrieboptimierte Materialien und Profile
  • Runderneuerte Reifen: Verlängern die Lebensdauer und sparen Ressourcen – ökologisch und ökonomisch sinnvoll
  • Straßenbeläge & Assistenzsysteme: Spezielle Beläge oder sanftes Fahrverhalten reduzieren Abrieb deutlich

Im Förderprogramm „Umweltschutz und Sicherheit“ des BALM werden sogar Reifen unterstützt, die bestimmte Umweltkriterien erfüllen (z. B. Geräuschklasse A, Rollwiderstands-Klassen A–C).

Welche Rolle spielt die Politik?

Mit der kommenden Euro-7-Norm werden erstmals auch Reifen- und Bremsabrieb reguliert. Allerdings tritt die Vorschrift frühestens 2034 für Neuzulassungen in Kraft. Kritiker sehen darin zwar einen Paradigmenwechsel, aber auch ein deutlich zu spätes Eingreifen.

Zusätzlich gibt es noch futuristisch anmutende Ideen, die in Pilotprojekten erprobt werden: Mikroplastik-Filter im Straßenbelag, Auffangsysteme am Radkasten, magnetische Partikelsammler, KI-gestützte Fahrprofile zur Abriebminimierung.

Was können Speditionen schon heute tun?

Auch wenn viele technische Lösungen noch Zukunftsmusik sind, gibt es bereits Maßnahmen, die Fuhrparkbetreiber heute umsetzen können. In unserem Podcast „Verkehrsrundschau Funk“ haben wir dazu mit Ralf Bertling, Wissenschaftler am Institut Fraunhofer Umsicht, gesprochen. Sein wichtigster Tipp: Fahrerinnen und Fahrer gezielt schulen. Ziel ist eine vorausschauende und defensive Fahrweise – das reduziert Reifenabrieb, schont Material und hilft Speditionen gleichzeitig, Kosten zu sparen (das ganze Interview finden Sie unten im Podcast). Alle Maßnahmen im Überblick:

  • Einsatz von abriebarmen oder runderneuerten Reifen
  • regelmäßige Fahrerschulungen für sanftes Bremsen und Beschleunigen
  • Investition in moderne Assistenzsysteme
  • Förderprogramme nutzen, um Kosten zu senken

Wer diese Punkte beachtet, kann nicht nur die Umweltbelastung verringern, sondern sich auch wirtschaftliche Vorteile sichern – etwa durch längere Reifenlebensdauer und geringeren Kraftstoffverbrauch.

Fazit

Reifenabrieb ist eine unsichtbare, aber massive Herausforderung für Umwelt, Gesundheit und Logistik. Für Speditionen lohnt es sich, frühzeitig aktiv zu werden. Denn

spätestens mit der Euro-7-Norm wird das Thema auch regulatorisch relevant. Wer jetzt auf nachhaltige Reifenstrategien setzt, ist nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich besser aufgestellt.

Podcast hier direkt anhören!

HASHTAG


#Reifen

MEISTGELESEN


KOMMENTARE

Ewald Wagner

19.09.2025 - 09:38 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren. Die Reduzierung von LKW-Fahrten ist die beste Methode Reifenabrieb und Mikroplastik einzusparen. Bisher habe ich hauptsächlich auf die Reduzierung von CO2 mit dem Zugentladersystem hingewiesen. Eine Sendung von ZDF-Frontal über den Reifenabrieb von PKWs hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass noch eine größere Gefahr für die Gesundheit durch den Reifen und Bremsabrieb von LKWs entsteht. ZEL-System als Lösung zur Reduktion von NOx, CO₂, Reifen- und Bremsabrieb im Schwerlastverkehr Das von Ewald Wagner entwickelte und patentierte ZEL-Zugentlader-System bietet einen sofort einsetzbaren, praxiserprobten Ansatz zur massiven Reduktion schädlicher Emissionen im Logistik- und Entsorgungsbereich – insbesondere im Schwerlastverkehr mit 40-Tonnern. 1. Weniger NOx-Emissionen durch drastisch reduzierte Fahrten Jeder 40-Tonner mit Dieselantrieb verursacht pro Fahrt erhebliche Mengen an Stickoxiden (NOx), die zur Luftbelastung und gesundheitlichen Schäden führen. Das ZEL-System reduziert durch effiziente Verdichtung und Zugentladung die Anzahl der Fahrten um bis zu 50-70%, z. B. im Bereich von Entsorgung. Weniger Lkw auf der Straße bedeutet direkte Entlastung der Luft – insbesondere in Städten, Ballungsräumen und entlang von Autobahnen. 2. Reduktion von CO₂-Ausstoß Ein typischer 40-Tonner verbraucht 30–40 Liter Diesel auf 100 km und emittiert dabei ca. 2,6 kg CO₂ pro Liter. Durch den Einsatz von Großraum Presscontainern mit ZEL-Zugentladung können mehrere Einzeltransporte gebündelt und unnötige Leerfahrten vermieden werden. Beispiel: Eine Einzelhandelskette mit 1.000 Filialen könnte jährlich mehrere tausend Tonnen CO₂ einsparen – allein durch den Umstieg auf das ZEL-System. 3. Deutlich weniger Reifenabrieb (Mikroplastik) Lkw-Reifen erzeugen ein Vielfaches an Abrieb im Vergleich zu Pkw – besonders bei hohem Gewicht, städtischen Stop-and-Go-Verkehr und Vollauslastung. Wenn durch das ZEL-System weniger Fahrten nötig sind, reduziert sich auch die Gesamtmenge an Reifenabrieb erheblich – pro eingespartem Kilometer. 4. Bremsabrieb wird ebenfalls reduziert Auch Bremsbeläge sind eine große Quelle für Feinstaub und Schwermetalle. Weniger Fahrten = weniger Brems Zyklen = deutlich reduzierter Bremsabrieb. Fazit Das ZEL-Zugentlader-System ist ein konkreter, technisch ausgereifter Hebel für den Umwelt- und Klimaschutz im Schwerlastverkehr – sofort einsetzbar, skalierbar und wirtschaftlich sinnvoll. Weniger Fahrten bedeuten automatisch weniger Schadstoffe, Mikroplastik und CO₂ – ohne Wartezeit auf neue Antriebstechnologien. Bisher habe ich Sie schon mehrmals angeschrieben. Bisher keine Antwort! Ich hoffe Sie schauen sich mein Video an. Mit freundlichem Gruß Ewald Wagner- ehemaliger Transportunternehmer https://youtu.be/DKNfAqzM5wE?si=9LtJckcgUZDOIZ9K


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.