Bremen. Crew wohlauf und kein Lösegeld gezahlt: Das vor der Ostküste Afrikas von Piraten gekaperte Frachtschiff „Beluga Fortune" einer Bremer Reederei ist wieder frei. Das teilte das Unternehmen Beluga Shipping am Montag mit. Die 16 Seeleute an Bord, unter ihnen zwei Deutsche, seien bei der eintägigen Geiselnahme im Indischen Ozean nicht zu Schaden gekommen. Es habe keine Verhandlungen gegeben. Unterdessen gingen die Bemühungen zur Befreiung des vor Kenia gekaperten Schiffs einer griechischen Reederei weiter. Der Kapitän der „York" ist Deutscher.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich erleichtert, dass das deutsche Schiff und seine Besatzung wieder frei sind. „Dass der Fall so schnell gelöst werden konnte, verdanken wir vor allem dem beherzten Einsatz britischer Marinekräfte. Ihnen, unserem Krisenstab und allen beteiligten Behörden danke ich sehr herzlich", sagte der Minister.
Die Piraten auf der „Beluga Fortune" hätten die Flucht ergriffen, nachdem das alarmierte britische Kriegsschiff „HMS Montrose" der Nato-Operation „Ocean Shield" längsseits neben das Frachtschiff gefahren sei, sagte eine Nato-Sprecherin in London. Der Schwergutfrachter setzt nach Angaben der Reederei die Reise mit kleineren Schäden in Richtung Südafrika fort. An Bord sind neben den Deutschen auch Seeleute aus Russland und den Philippinen. Insgesamt halten Piraten an der somalischen Küste derzeit mehr als 20 Schiffe und über 400 Seeleute fest.
Die Besatzung der „Beluga Fortune" habe sehr besonnen die vereinbarten Sicherheitsregeln angewendet, teilte die Reederei mit. „Sie haben den Angriff per Notruf gemeldet, sich in dem von uns eigens hierfür eingerichteten Sicherheitsraum verschanzt, die Hauptmaschine abgeschaltet, die Brennstoffzufuhr unterbrochen, die Brücke lahm gelegt und über Funk das vor Ort kreisende Aufklärungsflugzeug der Militäreinheiten informiert", sagte der Geschäftsführende Gesellschafter der Beluga Shipping, Niels Stolberg.
„So waren die Piraten nicht in der Lage, das Schiff in ihre Gewalt zu bringen und die Seeleute als ‚Faustpfand' für eine hohe Lösegeldforderung zu missbrauchen", sagte Stolberg. Der Notruf von Bord der „Beluga Fortune" war am Sonntagmorgen eingegangen.
Eventuell Lösegeld-Verhandlungen im geheimen
Im Fall der am Samstag gekaperten „York" laufen die Bemühungen um die Befreiung der Besatzung weiter. Die Reederei in Griechenland wollte sich am Montag nicht zum Stand äußern. Mögliche Lösegeld-Verhandlungen fänden nicht in der Öffentlichkeit statt, hieß es bei griechischen Reedereien in Piräus. Der leere Flüssiggastanker war vor der Küste Kenias gekapert worden. An Bord befanden sich ein deutscher Kapitän und 16 Besatzungsmitglieder. „Das Schiff bewegt sich weiterhin in Richtung Somalia", sagte ein Sprecher der Managerfirma Interunity Management Corporation (IMC) der Nachrichtenagentur dpa.
Von somalischen Piraten geht auf den Meeren erhebliche Gefahr aus. 2010 verübten sie bislang die meisten Überfälle auf Handelsschiffe. Bis Ende September gingen nach Angaben des Internationalen Seefahrtsbüros (IMB) 44 Prozent aller Piratenakte auf das Konto der somalischen Seeräuber. Von insgesamt 289 Piratenangriffen wurden 126 von somalischen Seeräubern verübt. Von 39 entführten Schiffen mussten 35 vor der somalischen Küste vor Anker gehen. (dpa)