Berlin/Frankfurt am Main. "Die Handelsvolumina werden sich in den kommenden zwanzig Jahren deutlich in Richtung der Schwellenländer verschieben. Darauf müssen auch die global tätigen deutschen Logistikunternehmen reagieren", betonte Klaus-Dieter Ruske, Leiter des Geschäftsbereichs Transport und Logistik bei PWC, am Mittwoch im Rahmen des Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft und das Supply Chain Management Institute an der EBS Business School in Wiesbaden präsentierten dort die Ergebnisse des dritten Teils ihrer gemeinsamen Studie "Transportation & Logistics 2030", der sich mit dem Themenbereich "Emerging Markets" befasst. In solchen Märkten mit überdurchschnittlichen Wachstum, zu denen Länder wie die BRIC-Staaten, Mexico, die Türkei und Südafrika gehören, werden in den nächsten 20 Jahren nicht nur neue Logistikkonzerne entstehen, die bereits etablierten Konzernen Marktanteile streitig machen könnten. Auch die Drehkreuze der globalen Warenströme und die Handelsrouten verlagern sich zukünftig verstärkt in die Richtung der Emerging Markets.
Für internationale Logistikkonzerne eröffnen sich durch die Neuausrichtung der Warenströme erhebliche Chancen. Gleichzeitig müssen diese strukturiert vorgehen, um langfristig dort Fuß fassen zu können. "Auch die entwickelten Logistiker werden in den Emerging Markets nur Erfolg haben, wenn sich ihre Konzepte auf die lokalen Gegebenheiten einstellen", sagte Ruske weiter. Gleichzeitig müssten die Logistikdienstleister aus Schwellenländern darauf achten, sich auf ihre attraktiven Inlandsmärkte zu konzentrieren und dort ihre Servicequalität und Effizienz verbessern. "Westliche High-Tech-Logistik stößt dort schnell an ihre Grenzen", erklärte Heiko von der Gracht, Direktor des Centers für Zukunftsforschung und Wissensmanagement am SMI. So könnten in den neuen Märkten Rikschas und Handarbeit effektiver sein als Förderbänder.
Eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der neuen Märkte spielen Freihandelszonen, macht die Studie deutlich. Diese entstehen in nahezu allen Schwellenländern, alleine in Indien befinden sich um die 600 Freihandelszonen im Genehmigungsverfahren. Die Experten im Studien-Panel gehen mehrheitlich davon aus, dass auch weiterhin solche Zonen eingerichtet werden. Diese könnten langfristig zu überdurchschnittlichem Wachstum in der dortigen Transport- und Logistikindustrie führen.
Gleichzeitig prognostiziert die Studie, dass der sich verschäfende Wettbewerb zu einer Konsolidierungswelle führen wird. Zwei Drittel der befragten Experten teilen diese Ansicht. So wird vermutet, dass die Zahl der Logistikanbietern - sie liegt in den BRIC-Ländern weit über 10.000 - stark zurückgehen wird. Parallel wird die Privatisierung voranschreiten.
Im Rahmen der Erhebung wurden insgesamt 90 Experten der Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft sowie Politik und Verbände in 28 Ländern befragt. Knapp die Hälfte von ihnen stammen aus den Emerging Markets. Die ersten beiden Teile der groß angelegten Studie befassten sich mit den Themen "Energie & Emissionen" sowie "Transportinfrastruktur". Zwei weitere Veröffentlichungen sind für 2011 vorgesehen. (sno)