Leipzig. Im Kampf um einen einheitlichen tariflichen Ordnungsrahmen für die Kontraktlogistik bei BMW und Porsche ist die IG Metall Leipzig deutlich vorangekommen. Das teilte die Gewerkschaft am Mittwoch mit. Für die Beschäftigten im neuen Leipziger Logistikzentrum bei Porsche hat die IG Metall eigenen Angaben zufolge mit Seifert Automotive Logistics einen Haustarifvertrag geschlossen. Vereinbart wurde eine stufenweise Reduzierung der Arbeitszeit auf 38 Stunden bei vollem Lohnausgleich. In 2017 und 2018 gibt es jeweils Lohnerhöhungen um rund 50 Cent pro Stunde. In der Entgeltgruppe 4 (Staplerfahrer) liegt der Stundenlohn dann bei 11,73 Euro. Zusätzlich werden schrittweise Leistungszulagen in Höhe von 6 Prozent eingeführt.
Erstmalige Tarifbindung gibt es laut der Gewerkschaft nun auch bei der Firma Mitteldeutsche Fahrzeugüberlassung (MFÜ, ehemals SAT), einem Tochterunternehmen des Logistikdienstleisters Schnellecke. Die MFÜ-Beschäftigten bereiten bei Porsche die Fahrzeuge für den Versand vor. Vom Tarifabschluss profitieren laut IG Metall sowohl Stammbeschäftigte als auch Zeitarbeitskräfte. Die Arbeitszeit wurde demnach auf 38 Stunden abgesenkt – bei vollem Lohnausgleich und deutlichen Lohnsteigerungen. Zeitarbeitnehmer erhalten künftig einen Lohn von 10,50 Euro die Stunde. Zudem gibt es für einen Teil Übernahmeangebote in Festanstellung. Der Tarifvertrag läuft bis 2019.
Elflein und TSL übernehmen Haustarifverträge
Zum Jahreswechsel hatte Elflein Transport und Logistik den Auftrag von Rudolph Logistik bei Porsche in Leipzig erhalten. Der Haustarifvertrag, der zuvor bei Rudolph galt, wurde nun von Elflein übernommen, teilte die IG Metall mit. Die Beschäftigten erhalten zum 1. März 2016 und 1. März 2017 jeweils 2,5 Prozent mehr und monatliche Leistungszulagen.
Das Unternehmen Transport Service & Logistics (TSL) hat zum Jahresanfang wiederum den Auftrag von AFG übernommen und bereitet die Fahrzeuge bei BMW für den Transport vor. Eine Vereinbarung zwischen IG Metall und TSL sichert den Beschäftigten auch künftig den Haustarifvertrag, den die IG Metall mit AFG geschlossen hatte. Ende des Jahres kann die Entgelttabelle gekündigt werden.
Tarifverhandlungen mit Rudolph und BLG
Zu Beginn des Jahres 2016 hat BMW zudem die Produktionslogistik (ehemals Kühne & Nagel) an Rudolph Logistik (rund 250 Beschäftigte) und die Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG, rund 800 Beschäftigte) neu vergeben. Der bereits 2012 bei Rudolph erstreikte Tarifvertrag wurde zum 1. Juni 2016 wieder in Kraft gesetzt und die Entgelte wurden um 2,5 Prozent neben einer Einmalzahlung von 300 Euro erhöht. Die Wochenarbeitszeit von 38 Stunden ist nun tarifvertraglich abgesichert. Der Urlaubsanspruch erhöht sich stufenweise auf 30 Tage und das Urlaubsgeld liegt bei 540 Euro.
Für das Jahr 2017 sind eine weitere Lohnerhöhung von 2,5 Prozent zum 1 März sowie zusätzlich eine Erhöhung der Leistungszulage auf 4 Prozent zum 1. September vereinbart. Rudolph gewährleiste eine einsatzbezogene Zulage für Leiharbeitnehmer in Höhe von 0,50 Euro die Stunde, hieß es. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Februar 2018. Bei der Bremer Lagerhausgesellschaft befindet sich die IG Metall Leipzig in Gesprächen über eine zukünftige Tarifbindung.
Mit Wirkung zum 30. Juni 2016 haben IG Metall und Schnellecke Logistics bei Porsche und BMW eine Tarifeinigung erzielt. Die rund 900 Leipziger Beschäftigten erhalten im August eine Einmalzahlung von 500 Euro. Im Mai 2017 steigen die Entgelte um 2,8 Prozent und ab 2018 werden die Tariferhöhung der Metall- und Elektroindustrie Sachsen übernommen. Davon profitieren laut der Gewerkschaft auch die Leiharbeiter. Zudem konnte sie das Weihnachts- und Urlaubsgeld bis 2020 sichern.
Ziel ist ein Branchentarifvertrag für Kontraktlogistik
Mit der Synchronisation der Laufzeiten auf Frühjahr 2018 will die Gewerkschaft die Voraussetzungen für einen Branchentarifvertrag in der Kontraktlogistik schaffen. Die IG Metall Leipzig hat inzwischen in 15 Betrieben der Kontraktlogistik mit rund 3.400 Beschäftigten Haustarifverträge durchgesetzt und will sich nun auf die Tarifrunde für die Zeitarbeitsbranche (BAP/IGZ) konzentrieren. Ziel: Wegfall des Ostzuschlages und deutliche Entgelterhöhung nach Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes. (ag)