Eine Citymaut löst keine Probleme und belastet die ohnehin vom Kostendruck geplagten Transportunternehmer. So lautet die Grundstimmung der Branche angesichts der Debatten, neue Straßengebühren in Deutschland einzuführen. Dennoch lohnt sich ein Blick über die Grenzen. Was hier zu Lande nur diskutiert wird, ist in vielen europäischen Großstädten bereits Wirklichkeit. In London oder Stockholm zahlen Fahrzeuglenker für jede Fahrt in die Innenstadt einen Obolus. Viele Gegner wandeln sich dort mittlerweile in Befürworter einer Stadtmaut. Deren Auswirkungen erzeugen in den betroffenen Transporteuren neue Erkenntnisse: Ihre LKW-Fahrer nutzen die entlasteten Straßen, um Aufträge schneller und damit effizienter abzuwickeln. Gerade die neuen EU-Sozialvorschriften stellen den Faktor Zeit als wesentliches Kriterium in den Mittelpunkt allen Interesses. Allein deshalb lohnt sich ein zweiter Blick auf die Stadtmautpläne. Offensichtlich kann in Stockholm oder London der Produktivitätszuwachs die Zusatzkosten mehr als ausgleichen, warum also nicht bei uns? Trotzdem darf niemand angesichts dieser Loblieder die Augen vor der Realität verschließen. Wirklichen Nutzen kann eine Citymaut nur bringen, wenn der Staat im Gegenzug für bessere Infrastruktur sorgt. Bevor die Kommunen die Schranken an ihren Einfahrtsstraßen schließen, sollte die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, damit Wirtschaft und Umwelt von dieser Maßnahme profitieren können. Ohne echte Alternativen zur Fahrt durch die Stadt wird aus dem umweltpolitischen Projekt ein Akt der Wegelagerei. Eines aber zeigt der Blick über den Gartenzaun: Anstatt Citymautkonzepte zu verteufeln, lohnt sich ein genaues Prüfen der Auswirkungen.
Kommentar: Kostentreiber Citymaut?
VR-Redakteur Sebastian Bollig analysiert das Thema der Woche