Potsdam. Das Thema Fachkräftemangel sorgt in der Logistik immer wieder für eine Menge Diskussionsstoff. Die qualifizierten älteren Mitarbeiter gehen in Pension, demografisch bedingt rücken weniger Junge nach. Ob IT-Spezialist, Triebfahrzeugführer oder Servicetechniker - die Bewerberzahlen sinken. Da Unternehmen deshalb zunehmend Schwierigkeiten haben, offene Stellen adäquat zu besetzen, hat das Logistiknetz Berlin-Brandenburg (LNBB) nun einige Tipps und Ratschläge zusammengesetellt.
"In der Logistikbranche verschärft sich die Situation, da die vielfältigen Berufsbilder noch immer zu wenig bekannt sind", bemängelt Professor Herbert Sonntag, Vizepräsident der Technischen Hochschule Wildau und Vorstandsvorsitzender des LNBB. Dies sei bedauerlich, denn Logistik sei sehr leistungsfähig, beschäftige in Berlin-Brandenburg mehr als 180.000 Menschen und biete gute Perspektiven für Schul- und Hochschulabgänger. Dennoch müsse die Branche dringend weiter an ihrer positiven Wahrnehmung arbeiten, die sie im Management- und Hochschulbereich schon längst erreichbar. "Logistik braucht eine Charmeoffensive", führte Sonntag an.
Arbeitsmarktexperten raten darüber hinaus, dass Unternehmen, die ihren Nachwuchs erfolgreich ausgebildet haben, die Absolventen auch nach dem Abschluss zu halten und weiter zu qualifizieren. Hier könnten kleine Kniffe zum Erfolg führen, betont das Netzwerk. So biete beispielsweise die Rieck Logistik-Gruppe den Azubis zwei Einstellungstermine – einmal den klassischen Beginn im September und dann noch einmal im Februar. "Wenn am Ende sechs Auszubildende gleichzeitig fertig sind, haben wir nicht immer die Möglichkeit, alle auf einmal zu übernehmen", erklärt Horst Stiegler, Geschäftsführer Rieck Holding und LNBB-Vorstandsmitglied. "Sind es aber zeitversetzt jeweils drei, können wir mit unserem Nachwuchs offene Stellen besetzen – und damit das in der Ausbildung vermittelte Know-how für unser Unternehmen nutzen", ergänzt er.
Vier Faktoren hat das LNBB zusammenfassend formuliert, um zukünftig nicht vergeblich nach geeigneten Fachkräften suchen zu müssen: Logistiker und ihre Verbände müssten an Schulen und anderen Ausbildungsstätten verstärkt für das Berufsfeld werben, mit zeitversetzten Ausbildungsstarts später die zeitversetzte Übergabe ermöglichen, langjährige Mitarbeiter kontinuierlich weiterqualifizieren und darüber hiniaus ihre Ansprüche an die Bewerber überprüfen. Nur so würde aus manch "hässlichem jungen Entlein" während der Ausbildung ein "stattlicher Schwan". (sno)
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