Instandhaltung

InstandhaltungGeprüft und für gut befundenIn Bezug auf die rechtlichen Grundlagen für die Instandhaltung im Lager herrscht oft Unsicherheit. Welche Regelwerke Unternehmen kennen sollten, wenn sie Verstöße umgehen wollen, die saftige Strafen zur Folge haben.Wie oft muss man Regalbediengeräte prüfen? Welche Wartungsintervalle gelten für die persönliche Schutzausrüstung? Und welche Regelwerke sind überhaupt wichtig? Wegen der zunehmenden Komplexität der Lagerlogistik sowie ständig neuer Gesetze und Richtlinien wird es für den Unternehmer immer schwieriger, rechtlich den Durchblick zu behalten. Antworten auf die oben gestellten Fragen weiß Stephanie Brodhag. Sie leitet den Bereich Complete Maintenance Service beim technischen Service-Dienstleister Telogs in Gießen und kennt die maßgeblichen Vorschriften für die Instandhaltung von Lager- und Fördertechnik. „Relevant sind vor allem das Arbeitsschutzgesetz und die Betriebssicherheitsverordnung“, erklärt die Expertin des auf vollautomatische Logistikanlagen spezialisierten Unternehmens:Verantwortlich ist zuerst einmal der Chef Laut dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) sind Unternehmen verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu sorgen. Das schließt auch die Bereitstellung intakter Arbeitsmittel ein. „Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass niemandem im Lager etwas zustoßen kann“, erläutert Brodhag. Zusätzlich verlange die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) eine Gefährdungsbeurteilung für die sichere Bereitstellung und Benutzung der Arbeitsmittel. Danach sind zudem befähigte Personen mit der Prüfung oder Erprobung von Arbeitsmitteln zu beauftragen. „Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten müssen je nach Betriebsgröße einen Sicherheitsbeauftragten bestellen.“ Verantwortlich für die Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen ist grundsätzlich der Unternehmer oder derjenige, der für die Leitung eines Betriebs verantwortlich ist. Beide können auch zuverlässige und fachkundige Personen schriftlich damit beauftragen, ihnen nach den Unfallverhütungsvorschriften obliegende Aufgaben selbstständig wahrzunehmen. Das kann der Lager- oder Schichtleiter sein. Zuständig für die ordnungsgemäße Auswahl, Überwachung und Kontrolle sowie das Eingreifen in Krisensituationen ist aber weiterhin der Unternehmer oder Betriebsleiter. Kommt es aufgrund unzureichender Wartung und Prüfung zu Personen- und/oder Sachschäden im Lager, haften sowohl der Unternehmer oder Betriebsleiter als auch die von ihnen beauftragten Vertreter. Obwohl die sachgerechte Instandhaltung von Lager- und Fördertechnik gesetzlich vorgeschrieben ist, existieren wenige allgemein verbindliche Regeln, die festlegen, welche Maßnahmen in welchen zeitlichen Abständen erfolgen müssen (siehe Tabelle). „Die Vorgaben sind relativ vage“, so Brodhag. Wesentlich für die Entwicklung eines Instandhaltungsplans, der dem Unternehmen Rechtssicherheit verschaffe, seien die Angaben des jeweiligen Herstellers sowie die beratenden Richtlinien und Verordnungen, sagt sie. „In der Bedienungsanleitung steht, was man einer regelmäßigen Wartung und Prüfung zu unterziehen hat.“ Normen und Richtlinien regeln Details Weiterführend kann der Betreiber auf Basis einer Gefährdungsanalyse auch eigenverantwortlich Prüf- und Wartungsintervalle festlegen und von den Herstellervorgaben abweichen. Ein Hochregallager, das für drei Schichten an sieben Tagen pro Woche ausgelegt ist, aber nur während einer Schicht in Betrieb ist, bedürfe unter Umständen bloß einer statt drei Wartungen im Jahr, erklärt Brodhag. „Ein guter Wartungsplan ist stets individuell und ist an die Anforderungen bezüglich der Anlagenverfügbarkeit angepasst“, sagt die Instandhaltungsexpertin. Je nach Art des Lagers unterstützen bestimmte Normen und Richtlinien den Betreiber bei der rechtskonformen Instandhaltung. Darin sind Mindestvorgaben und Fristen geregelt. Eher allgemeine Vorgaben beinhaltet DIN EN 31051. Gemäß dieser Norm umfasst Instandhaltung alle Maßnahmen zur Bewahrung und Wiederherstellung des Soll-Zustandes sowie zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes von technischen Mitteln eines Systems. „Gesetze wie das Arbeitsschutzgesetz und das Produktsicherheitsgesetz haben also Weisungscharakter. Die DIN-Normen und berufsgenossenschaftliche Vorschriften dienen dem Betreiber als Empfehlung, mit welchen Maßnahmen rechtliche Vorgaben umzusetzen sind“, resümiert Brodhag. Die wichtigste berufsgenossenschaftliche Vorschrift (BGV) ist die sogenannte BGV A1. Demzufolge muss ein Unternehmen alle notwendigen Maßnahmen einleiten, die der Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und jobbedingten Gesundheitsgefahren dienen. Bei Verstößen drohen drastische Strafen „Jedem Verantwortlichen sollte die Bedeutung von Instandhaltung klar sein und er muss wissen, dass er sich regelmäßig darum kümmern muss“, sagt Brodhag. Zur Absicherung sei eine lückenlose Dokumentation relevant: Von den Gefährdungsanalysen, den Wartungen und Prüfungen über die Schulungen und Unterweisungen bis hin zu Kontrollen und besonderen Ereignissen wie Steuerungsproblemen am Regalbediengerät sollte alles festgehalten werden. „Wer schreibt, der bleibt“, sagt Brodhag. Nachweise seien unter anderem durch die BGV A1 vorgeschrieben und auf Wunsch der Berufsgenossenschaft vorzulegen. Deren Mitarbeiter überprüfen neben denen des Gewerbeaufsichtsamts die Einhaltung der einschlägigen Regeln. Wer den Anordnungen der Kontrolleure auch nach mehreren Erinnerungen nicht Folge leistet, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld bis zu 10.000 Euro geahndet werden kann – jedenfalls solange durch Arbeitsschutzverstöße kein Personen- und/oder Sachschaden entsteht. „Passiert aber ein Unfall, der schwere Verletzungen zur Folge hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung“, sagt Brodhag. Lasse sich in einem solchen Fall nicht schriftlich belegen, dass grundlegende Sicherheitsbestimmungen eingehalten worden sind und der Beschäftigte, dem etwas zugestoßen ist, entsprechend unterwiesen worden ist, drohe dem Unternehmer mitunter sogar eine Freiheitsstrafe. ❙❚■ André Gieße Verantwortlich für die Einhaltung der Arbeitsschutzes im Lager ist grundsätzlich der Unternehmer Richtlinien und Normen für die Wartung im Lager Wann? Was? jährlich Prüfung kraftbetriebener Regale und Schränke sowie von Regalen und Schränken mit kraftbetriebener Inneneinrichtung gemäß BGR 234 Prüfung der Regalbediengeräte (DIN EN 528) Stetigförderer und hydraulische Hubtische (DIN EN 619 bzw. DIN EN 1570) Sichtkontrolle ortsfester Regalsysteme aus Stahl, verstellbarer Palettenregale (DIN EN 15635) Prüfung gemäß BGV A3 an ortsfesten und ortsveränderlichen Elektrogeräten Prüfung der persönlichen Schutzausrüstung gemäß BGR 198, BGR 199 (Höhenrettungsgerät) und BGG 906 wöchentlich Regalcheck (DIN EN 15635)

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