Im Spezialitätenkabinett

Ob Tank- und Silofahrzeuge, Schubbodenauflieger für Landwirtschaft, Kippauflieger für den Bau oder Lkw für den Abfall-, Entsorgungs- und Kommunalbereich - die Bandbreite von Nutzfahrzeugen ist so groß wie die mitunter sehr spezifischen Anforderungen ihrer Nutzer. Spezialfahrzeuge halten deshalb immer mehr Einzug in das Portfolio von Nutzfahrzeugvermietern. Hohe Anschaffungskosten "Wir bekommen kontinuierlich Anfragen nach Spezial- und Saisonfahrzeugen herein", bestätigt Dirk Kamphoff, Vertriebsleiter Nord und Spezialfahrzeuge bei TIP Trailer Services den Trend zur Fahrzeugmiete abseits der Standard-Lkw. "Dies lässt sich zum einen auf eine immer breitere Palette der Spezifikationen zurückführen, aber auch auf die Höhe der Anschaffungskosten von Spezialfahrzeugen, bei der die Amortisierung über die Laufzeit der Verträge oft nicht gegeben ist", vermutet Kamphoff. TIP baut seine Mietflotte erneut aus, und zwar um Kippsattelauflieger vom Typ Schmitz SKI 24 für den Einsatz auf der Baustelle und in der Landwirtschaft. Dazu gehört eine Aluminium-Getreidemulde mit einem Volumen von 50 Kubikmetern, die auch im schwierigen Gelände bei der Ernte zurechtkommen soll. Unwegsamen Untergrund meistert ebenfalls die 27 Kubikmeter fassende Stahlmulde für Sand, Geröll, Steine oder anderes schweres Schüttgut, die die Mietflotte von TIP erweitert. Beide Fahrzeugtypen stehen bis zum Ende des ersten Quartals zur Langund Kurzzeitmiete zur Verfügung. Die Fahrzeuge können aber schon jetzt reserviert werden. Das GTI Miet-Fahrzeug-Center aus Gröningen in Sachsen-Anhalt hat ebenfalls Kippauflieger im Mietangebot und stellt die entsprechende Flotte gerade um. "Wir haben im Stahl-Mulden-Bereich den Standard von 24 auf 27,5 Kubikmeter erweitert - so können unsere Kunden bei optimiertem Leergewicht mehr zuladen", sagt Geschäftsführer Thomas Dudenhausen. Auch Pema passt sich dem steigenden Bedarf seiner Kunden an. Der Nutzfahrzeugvermieter aus Herzberg gehört im Bereich Tank- und Siloauflieger ohnehin zu den Anbietern mit dem größten Portfolio und wird es auch in diesem Jahr weiter ausbauen. So wird unter anderem das Fahrzeugangebot für den Bitumentransport vergrößert - für diesen Bereich wurden bereits zehn weitere Trailer spezifiziert und beauftragt. Lieferant ist die Feldbinder Spezialfahrzeuge, die auch in der Vergangenheit den größten Teil der Bitumentanker für Pema produziert hat. Mit Kässbohrer ist hier nun ein weiterer Hersteller an Bord. Bei den von Pema vermieteten Tankfahrzeugen für den Bitumentransport handelt es sich ausnahmslos um Einkammer-Tankwagen, deren Edelstahltanks mit einer 100 Millimeter starken Schicht aus Glas- beziehungsweise Mineralwolle isoliert sind. So wird gewährleistet, dass die teerartige Masse auch bei kalter Witterung Transporte über mehrere Hundert Kilometer übersteht, ohne dass die Bitumen-Temperatur den kritischen Wert von etwa 150 Grad Celsius unterschreitet. Während die Feldbinder-Anhänger vom Typ TSA 30.3-1 BIT über ein Fassungsvermögen von 30.000 Litern verfügen, lassen sich die Kässbohrer-Bitumentanker vom Typ K-STS32 mit 32.000 Litern befüllen. Winterraten für Stammkunden "Tank-Auflieger für den Bitumentransport sind eine interessante Nische, in der wir einige Stammkunden mit individuellen Leistungspaketen bedienen", erklärt Matthias Wiegand, der bei Pema den Vertrieb der Tank- und Silofahrzeuge verantwortet. Das Mietangebot an Bitumentankern sei demnach nach wie vor sehr begrenzt, sodass die Kunden "ihre Fahrzeuge am liebsten gar nicht mehr aus der Hand geben", so Wiegand. Manche Spediteure würden die Fahrzeuge während der Wintermonate abmelden und auf dem eigenen Betriebshof abstellen, damit sie zum Start der nächsten Saison sofort einsatzbereit seien. In diesen Fällen komme Pema den Stammkunden mit günstigen Winterraten entgegen. Die Tank-Auflieger für den Bitumentransport bleiben übrigens fünf bis sechs Jahre im Pema-Fuhrpark, bevor sie verkauft werden. Vor dem Verkauf an Endkunden werden die Fahrzeuge in den eigenen Werkstätten aufbereitet. Besonders Spezialfahrzeuge wie Tank- und Siloauflieger erfreuen sich auch im Gebrauchthandel weiterhin einer sehr hohen Nachfrage, heißt es von Unternehmensseite. Auch im Schwerlastsegment gilt die Fahrzeugmiete als kaufmännisch risikoarme Alternative für die Nutzung von Spezialfahrzeugen. So legt die ES-GE Nutzfahrzeuge auf der diesjährigen Bauma, die vom 8. bis 14. April 2019 in München stattfindet, den Messefokus auf den eigenen Mietservice, der das gesamte Produktportfolio umfasst. Neben den unter eigenem Label vermarkteten Aufliegern, Satteltiefladern und Anhängern vertreibt das Essener Unternehmen auch Fahrzeuge von diversen Lkwund Trailer-Herstellern. Auf der Bauma präsentiert ES-GE einen kompakten Ballastauflieger, der sich insbesondere an Bau- und Kranunternehmen richtet. Das für den Transport von Krangewichten und Kranteilen konzipierte Fahrzeug misst in der Länge lediglich acht Meter und bietet bei optimaler Lastverteilung dennoch eine technisch mögliche Nutzlast von 44.800 Kilogramm. Auflieger für schweres Gerät Darüber hinaus werden ein Mercedes-Benz Actros 3351 LS mit Fassi-Ladekran und ein teleskopierbarer Tiefbett-Auflieger der Marke Faymonville gezeigt. Das Fahrzeug vom Typ Megamax richtet sich laut ES-GE an Unternehmen, die Baumaschinen und Kettenfahrzeuge oder Mähdrescher von A nach B bringen müssen. Der Service des Vermieters umfasst Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten durch das hauseigene Werkstatt-Team oder Kooperationspartner. Bei Bedarf können Kunden auch die Mietkauf-Option ziehen. Auch BFS Business Fleet Services bietet dem Mietkunden neben Standard-Lkw ein breites Portfolio: Zum Kernbestand gehören Standard- und Kommunalfahrzeuge, Abroll- und Absetzkipper, Krankipper, Betonmischer, Glastransporter und Holztransporter. Auch Saugbagger, die beispielsweise im innerstädtischen Tiefbau oder bei Städten und Kommunen zum Reinigen von Schächten, Kanälen und Brunnen zum Einsatz kommen, bekommt man bei dem Truckvermieter aus Kirchberg an der Jagst. Seit vergangenem Jahr kooperiert BFS zudem mit dem französischen Unternehmen Legras, das vor allem für seine Schubboden-Auflieger bekannt ist. KLV baut Entsorgungsflotte aus KLVrent verzeichnet eigenen Angaben zufolge für Volumenfahrzeuge, Entsorgungsfahrzeuge, Kippsattelauflieger und Schubböden verstärkt Anfragen. Vor allem im Bereich Entsorgungsfahrzeuge hat der Vermieter mit Hauptsitz im bayerischen Trostberg zuletzt massiv aufgestockt. So umfasst die Entsorgungsflotte nun 75 neue MAN aus der Baureihe TGS, die Aufbauten kommen von der Firma Meiller. Das Angebot umfasst Absetzkipper und Abrollkipper. Bei den Absetzern kommen für wendige innerstädtische Anwendungen Zwei-Achser TGS 18.420 beziehungsweise für nutzlastbewusste Anforderungen der Drei-Achser TGS 26.460 mit gelenkter und liftbarer Vorlaufachse zum Einsatz. Die Abroller kommen mit den Fahrgestellen TGS 26.460 6x2 mit gelenkter und liftbarer Nachlaufachse sowie als TGS 26.460 6x4 für den Traktionseinsatz. Mieter können sich zudem über Sonderausstattungen wie unter anderem Intarder, Tipmatic-2-Automatikgetriebe, luftgefederte Sitze und MAN-Radio-Navigationssystem freuen. Starke saisonale Schwankungen Die Nachfrage bei Spezialfahrzeugen richtet sich freilich nach der Branche. "Während beispielsweise Kanalreinigungs- und -inspektionsfahrzeuge saisonunabhängig sind, gibt es gerade im Bau- und Landwirtschaftsbereich saisonale Spitzen, in denen Kipper beziehungsweise Alumulden besonders gefragt sind", weiß TIP-Vertriebsleiter Kamphoff. Je nach Auftragsvolumen könne es dann schon mal knapp werden mit den Fahrzeugen. "Dann unterstützen wir gerne und bieten ein passendes Fahrzeug zur Miete", so Kamphoff. Auch die Witterung kann eine tragende Rolle spielen. "Bei einem starken Wintereinbruch wie in diesem Jahr kann es zu Engpässen bei Winterdienstfahrzeugen kommen", berichtet Jan Plieninger, Geschäftsführer BFS Business Fleet Services. Trend zur Langzeitmiete Auch die Mietdauer von Spezialfahrzeugen sei stark abhängig von der Branche, lautet der Tenor der Mietexperten. "Generell kann man schon sagen, dass Tanker eher langfristig angemietet werden. 30 Monate sind da keine Seltenheit", so Kamphoff. Auch Kanalspüler gehörten zu den langfristig vermieteten Einheiten. Allerdings gebe es hier auch Ausnahmen, die auf ein erhöhtes Auftragsvolumen, Überbrückung oder gar Ausfall eines Fahrzeugs zurückzuführen sind. Kippmulden, die vor allem während der Erntezeit ihre Verwendung finden, seien meist über einen Zeitraum von acht Monaten, in der Regel Mai bis Dezember, in der Miete. "Kapitalintensive Spezialfahrzeuge ergeben meistens nur als langfristige Lösung Sinn, da eine Kurzzeitmiete aufgrund der speziellen, aufwendigen Ausstattungen viel zu teuer und damit ineffizient werden würde", sagt Marcus Burmeister, Vertriebsleiter Deutschland bei Fraikin. Der französische Vermieter hat sich insbesondere auf Fahrzeuge für den Abfall-, Entsorgungs- und Kommunalbereich spezialisiert und sieht sich als "Erfinder der Langzeitvermietung von Spezialfahrzeugen". Laut Burmeister habe sich die Nachfrage bei Fahrzeugen abseits der Standard-Lkw zuletzt "überdurchschnittlich gut" entwickelt, insbesondere im Bereich Entsorgungslogistik. Plieninger verzeichnet dagegen tendenziell eher kurz- bis mittelfristige Laufzeiten: "Den Trend zur Langzeitmiete verzeichnen wir eher im Standardfahrzeugbereich. Der Grund liegt darin, dass die Mieter von Spezialfahrzeugen eher flexibel und individuell auf Aufträge reagieren müssen", erklärt der BFS-Chef. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lkw-Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Anbieter (Auswahl) - BFS Business Services www.bfs.tv- ES-GE Nutzfahrzeuge www.es-ge.de- Fraikin Deutschland www.fraikin.de.com- GTI Miet-Fahrzeug-Center www.gti-trailer.de- GTT - Greiwing Truck & Trailer www.rudolf-greiwing.de- KLVrent www.klvrent.de- Pema www.pema.eu- TIP Trailer Services www.tipeurope.de

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