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Hintergrund: VW greift nach MAN

02.12.2009 12:12 Uhr
Hintergrund: VW greift nach MAN
Die Frage lautet nicht mehr ob, sondern wann und wie VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Lastwagenbauer MAN übernehmen wird.

Die Frage lautet nicht mehr ob, sondern wann und wie VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Lastwagenbauer MAN übernehmen wird.

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München/Wolfsburg. Die Frage ist nicht ob, sondern wann und wie. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch will bei den Marken des Konzerns das Dutzend voll machen. Piëch arbeitet intensiv an seinem Traum eines Autoimperiums: Vom Motorrad über den Kleinwagen und die Luxuslimousine bis hin zum 40-Tonner soll künftig alles im Programm sein. Die Übernahme von Porsche als zehnter Marke ist so gut wie perfekt, letzte finanzielle Voraussetzungen wie eine Kapitalerhöhung sollen auf einer Sonder-Hauptversammlung am Donnerstag beschlossen werden. Als elfte und zwölfte Marke will VW den japanischen Auto- und Motorradbauer Suzuki und den Lastwagenbauer MAN ins Visier nehmen. Seit langem arbeitet Piëch an einer LKW-Allianz aus VW, MAN und Scania unter dem Dach des VW-Konzerns. Bislang ist Volkswagen mit knapp unter 30 Prozent größter MAN-Aktionär und hält zudem mehr als 70 Prozent der Stimmrechte am schwedischen Lastwagenbauer Scania. In der Branche gilt als sicher, dass VW seinen Anteil bei MAN aufstocken will, um die Kontrolle über die Münchner zu bekommen. Doch bei MAN geht es derzeit drunter und drüber. Der Konzern kämpft mit einer Schmiergeldaffäre, binnen weniger Tage nahmen drei der wichtigsten Manager ihren Hut: Erst Vorstandschef Hakån Samuelsson, dann Finanzvorstand Karlheinz Hornung und schließlich Nutzfahrzeug-Chef Anton Weinmann. Ein schmerzhafter Aderlass für einen Dax-Konzern, der auch noch mitten in einer der schwersten Absatzkrisen der vergangenen Jahre steckt. Piëch trieb offenbar interne Ermittlungen voran Chefaufseher bei MAN ebenso wie bei VW ist der 72-jährige Piëch. Von verschiedenen Seiten ist zu hören, er habe die internen Ermittlungen vorangetrieben und schließlich den Druck auf die Spitzenmanager erhöht. Die Schmiergeldaffäre spielte dabei sicherlich eine wichtige Rolle, ob sie der alleinige Grund war, ist aber die Frage. Denn Samuelsson galt auch als Hindernis für Piëchs Traum von einem vereinten Konzern. "Das ist sicherlich die Handschrift von Piëch", sagt zum Beispiel der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker. Unklar sei aber, ob die Rücktritte mit der Schmiergeldaffäre oder unterschiedlichen strategischen Vorstellungen über eine LKW-Allianz in Zusammenhang stünden. Piëch sei der Einzige, der eine solche Allianz mit den früheren Streithähnen MAN und Scania schaffen könnte. Langer Atem Und der Stratege Piëch verfolgt seine Ziele mit langem Atem. Nach einem erbitterten und monatelangen Ringen hatte der Porsche- Miteigentümer die Übernahme-Schlacht mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking für sich entschieden. Nächste Etappe der Integration von Porsche ist eine außerordentliche VW-Hauptversammlung am Donnerstag in Hamburg, die am Freitag fortgesetzt werden könnte. Dabei will sich VW die Erlaubnis für eine Kapitalerhöhung einholen, um die geplante Übernahme von Porsche zu finanzieren. Bis zu 135 Millionen stimmrechtslose Vorzugsaktien sollen neu ausgegeben werden können. Früheren Angaben von VW zufolge soll die Kapitalerhöhung ein Volumen von rund vier Milliarden Euro haben. Insgesamt kostet VW die Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts sowie des österreichischen Autohandelsgeschäfts von Porsche fast 16 Milliarden Euro. Kleinaktionäre dürften auf dem Aktionärstreffen kritische Fragen zum Kaufpreis stellen, ebenso wie zur auch künftig garantierten starken Stellung des Landes Niedersachsens. Auch Piëchs mächtige Rolle dürfte Nachfragen provozieren. "Piëch muss aufpassen, dass er nicht in eine Interessenkollision kommt", sagt Aktionärsschützer Hocker. Andere befürchten auch ein Machtvakuum nach einem möglichen Ausscheiden Piëchs. "MAN, Porsche und Volkswagen sind keine Familienunternehmen, trotzdem fallen alle Entscheidungen in Salzburg", sagt ein Branchenkenner. Wann die geplante LKW-Allianz Gestalt annehmen wird, darüber wird in der Branche eifrig spekuliert. Der rasche Abgang der MAN-Manager verschärfe das Problem einer baldigen Lösung, sagt Analyst Björn Voss von M.M. Warburg. "Das deutet für mich darauf hin, dass wir in Kürze etwas sehen werden." Allerdings hat VW mit der Integration von Porsche eigentlich genug zu tun. Eine LKW-Allianz könne VW nicht in den nächsten Monaten stemmen, sagt Branchenanalyst Frank Schwope von der Nord/LB: "Das wäre größenwahnsinnig". (dpa)

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