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HHLA: MSC-Angebot sorgt für unterschiedlichste Reaktionen

13.09.2023 13:36 Uhr | Lesezeit: 5 min
Hafen_Hamburg_Terminal
MSC will sich am Hamburger Hafenlogistiker HHLA beteiligen
© Foto: HHLA/Thies Rätzke

Vom „Ausverkauf des Hafens“ bis zu „richtige Antwort auf drängende Wettbewerbsfragen“ reichen die Reaktionen auf den geplanten Einstieg von MSC beim Hamburger Hafenbetreiber. Empört zeigt sich Milliardär Klaus-Michael Kühne.

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Aus der Hamburgischen Bürgerschaft kommen unterschiedliche Reaktionen zum geplanten Einstieg der Reederei MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Während die mitregierenden Grünen die strategische Partnerschaft der städtischen HHLA mit der weltgrößten Container-Reederei begrüßten, sprachen die Linken von einem Ausverkauf des Hafens. „Die Folge dieser Übernahme ist der dominierende Einfluss einer Reederei auf alle Terminals der HHLA und damit auf einen bedeutenden Teil der Hafenentwicklung“, sagte deren hafenpolitischer Sprecher Norbert Hackbusch. Die Linksfraktion lehnt einen solchen Ausverkauf ab, der Hamburger Hafen sei „kein Casino“.

Die MSC-Beteiligung sei ein „Schulterschluss, mit dem wir als rot-grüne Koalition die richtige Antwort auf drängende Wettbewerbsfragen geben“. Der gesamte Wirtschaftsstandort Hamburg würde damit gestärkt und robuster aufgestellt, sagte hingegen Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen. „Eine perspektivisch höhere Umschlagsmenge und die Verlegung der Deutschlandzentrale eines weltweiten Players wie MSC zu uns an die Elbe sind darüber hinaus ein branchenweites und wichtiges Signal.“

Mit dem Übernahmeangebot von 49,9 Prozent der Aktien werfe MSC „der seit Jahren kriselnden HHLA und dem Senat den Rettungsring zu“, sagte der Wirtschaftsexperte der CDU, Götz Wiese. Die Öffnung der HHLA für private Investoren sei der richtige Schritt, „nach Jahren rot-grüner Misswirtschaft und Passivität im Hamburger Hafen“. Es sei zu hoffen, dass die Beteiligung zu einer nachhaltigen Belebung des Containerumschlags führe. Aber viele Fragen seien noch offen.
Ein Einstieg sei Chance und Risiko zugleich, sagte die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein. „Die marode Hafeninfrastruktur könnte davon profitieren. Jedoch könnten sich andere Reedereien von Hamburg abwenden, womit die Tonnage im Hafen weiter sinken würde.“

„HHLA bleibt in der Hamburger Konzernfamilie“

Bürgermeister Peter Tschentscher, Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und Finanzsenator Andreas Dressel (alle SPD) hatten die Planungen am Mittwochmorgen, 13. September, auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz gemeinsam mit MSC-Chef Soren Toft präsentiert. Die Bürgerschaft müsste einem Einstieg des Unternehmens zustimmen.

„Die HHLA bleibt in der Hamburger Konzernfamilie“, betonte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard. Die Stadt halte weiter die Mehrheit, „aber mit einem starken Partner“. Zudem blieben Grund und Boden im Hafen vollständig im Besitz der Stadt. Im Vordergrund der Verhandlungen mit MSC hätten zwei Punkte gestanden, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD): „Wir müssen die Mehrheit behalten und wir müssen die Mitbestimmung gewährleisten.“ Beides habe man mit MSC erreicht. „Wir haben als Stadt auch weiterhin das Vorschlagsrecht für die CEO- und die Aufsichtsvorsitz-Positionen.“

MSC ist nach der Anzahl der Schiffe die größte Container-Reederei der Welt, vor der dänischen APM-Maersk. Der Container-Arm umfasst nach Unternehmensangaben 760 Schiffe, die 520 Häfen in 155 Ländern anlaufen. Das Unternehmen befindet sich in Privatbesitz der Familie Aponte und wurde laut Unternehmenschronik 1970 gegründet. Zur Gruppe gehört auch eine der größten Kreuzfahrtlinien (MSC Cruises) sowie Schiffe für Fracht- und Personenverkehr und Fährverbindungen im Mittelmeer (GNV, SNAV). Ebenfalls dazu gehört TIL, ein Terminalbetreiber mit Beteiligungen an rund 70 Terminals weltweit.

In Bremerhaven ist MSC in einem Joint Venture mit Eurogate am MSC Gate Bremerhaven beteiligt. Diese 50-Prozent Beteiligung solle weiterlaufen, sagte Toft. Allerdings werde man sich künftig stärker auf Hamburg konzentrieren.

Scharfe Kritik von Klaus-Michael Kühne

Erst kürzlich hatte der Milliardär Klaus-Michael Kühne die Führung der HHLA scharf kritisiert und seine Bereitschaft zur Übernahme der Aktienmehrheit an der Hafengesellschaft signalisiert. Der Senat hatte darauf kühl reagiert. Nach Bekanntgabe der Partnerschaft mit MSC zeigte sich Kühne nun empört.
Die geplante Lösung sei ein Affront vor allem gegenüber Hapag-Lloyd als größtem Nutzer und damit größtem Reederei-Kunden des Hamburger Hafens, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Ersten Zugriff auf eine Minderheitsbeteiligung an der HHLA hätte man natürlich einem echten Hamburger Unternehmen wie Hapag-Lloyd einräumen müssen“, sagte Kühne. Er könne Hapag-Lloyd, an der er über seine Kühne Holding 30 Prozent hält, nur dringend raten, selbst ein Übernahmeangebot für 49,9 Prozent der HHLA-Aktien abzugeben. „Wenn Hapag-Lloyd es nicht tun würde, erwägt meine Kühne Holding AG, es kurzfristig zu tun“, sagte er der Zeitung.

Hapag-Lloyd hat derweil zurückhaltend auf die Ankündigung zum Einstieg der Reederei MSC beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA reagiert. Hapag-Lloyd nehme die Ankündigung der HHLA zur Abgabe eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots durch die MSC-Gruppe zur Kenntnis, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen am Mittwoch der „Deutschen Presse-Agentur“. „Wir gehen davon aus, dass dies unsere Zusammenarbeit mit der HHLA nicht beeinträchtigen wird.“

Bislang hält die Stadt rund 69 Prozent an der HHLA, etwa zehn Prozent entfallen nach Angaben der HHLA auf Privatanleger, 21 Prozent auf institutionelle Investoren. Hapag-Lloyd wiederum hält 25,1 Prozent am HHLA-Containerterminal Hamburg-Altenwerder.

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